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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Vincenti, Carl Ferdinand von: Die XXII. Jahres-Ausstellung im Wiener Künstlerhause, [2]
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Aus römischen Ateliers
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0317

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Die XXII. Iabresausstellung im Wiener Künstlcrhause. — Aus römischen Ateliers.

Die Frau des Zimmermanns, von Robert Aoehler.

(Raimund). Jarls Tierplastik hat Ruf; sein „Tiger" ist
prächtig beobachtet.

Man vermöchte diesen Bericht nicht erfreulicher ab-
zuschließen als mit einem Wort über die herrliche Hoch-
arbeit Weyrs und Tautenhayns, welchen sich auch
Fuß in Innsbruck anschließt. Rudolf Weyrs Mädchen,
welches dem an ihrem Busen entschlummerten Amor die
Flügel stutzt, ist cin Gedicht in Marmor von der lieblichen
Innigkeit und der naiven Anmut der Quattrozentistenkunst;
Tautenhayn hat in seinem in der Gußanstalt hergestellten
Brouzerelief „Urteil des Paris" eine rnzende Frische
bekundet; die Bewegung, womit der Hirtenjüugling der
Schönsten den Apfel hinreicht, ist ebenso lebendig wahr,
wie die neiderfüllte Haltung Junos; die schwebenden
Hintergruudgruppeu in Flachrelief zn beiden Seiten sind
mit feinster Empfindung behandelt.

Aus römischen Ateliers.

ose Bcnlliure hat wieder mehrere Bilder vollendet,
die zum Teil bereits auf dem Wege zu den Aus-
stellungen in Deutschland und Oesterreich sind. Da be-
merken wir die liebenswürdige Gruppe eines blinden
Bänkelsängers, der am Dorfbrunnen die „vera istoria
cli Diego Lorrieutes clellu Lpugim" vorträgt, während

ein kleines Mädchen ihn auf dem Tamburin begleitet und
ein Junge gedruckte Blätter mit der schrecklichen Geschichte
des großen Räubers verkauft. Dann eine Szene aus
dem Altersasyl (die um ihren grauhaarigen Priester ver-
sammelten Greise beten den Rosenkranz); das Interieur
eines tunesischen Cafe mit auf den Divans kauernden,
Guitarre und Tamburin bearbeitenden Arabern; einen
mit Rosen über und über bedeckten, vom Heiligenschein
sanft umflossenen St. Francesco auf der Bahre. Das
farbenprächtigste von Benlliure's neuen Werken ist aber
der Einzug der »Torreros« in die Arena. Stolz und
selbstbewußt in ihren gold- und silberstrotzenden herrlichen
Kostümen schreiten sie unter dem Jubel der Tribünen
herein auf den Platz, dessen Sand vielleicht in wenigen
Minuten ihr Herzblut färben wird, hinter ihnen die
»piccackores« und der übrige farbcnbunte Troß. Darüber
liegt der ganze Zauber der südlichen Sonne ausgegossen
— alles Licht, Farbe und Poesie. Erwähnen wir noch
zwei neue Skizzen des Meisters, die freilich noch nicht
weiter ausgeführt sind: Den fünften Gesang von Dantes
Hölle, ein Entwurf von großartiger Mystik, der in dem
durch die Lüfte dahinwirbelnden Geisterhcere, die Ge-
schicke der Liebespaare versinnbildlicht, denen wir in jenem
tragischen Gesänge begegnen; dann eine romantische Liebes-
insel. Unter einer mit Rosenguirlanden bekränzten, von
Amoretten umflatterten Eiche sitzt die Göttin der Musik
mit der Leyer, von Genien und Feen umgeben. An der
 
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