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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Lyka, Karl von: Kunstausstellung in Neapel: XXVIII. Jahresausstellung der "Società Promotrice Salvator Rosa"
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Pecht, Friedrich: Rundschau
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0234

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Kunstausstellung in Neapel, van L.-Lyka. — Rundschau. Vom Herausgeber.

Qualitäten besitzt F. Paolos „Piazza Vittoria", Cal-
cedonios „Die einstmaligen Freundinnen", Salvatores
„Mönchsstudien" re. An Porträts ist das beste das des
Professor Zecca von G. G. Clement.

Die Skulptur bietet eine Menge zierlicher Nippes,
so recht in neuitalienischer Art, mehr jou-jou als Skulp-
turwerk. Auch die größeren Bronzen haben erheiternde,
meist humoristische Vorwürfe. Gut ist Rossis Bildnis des
Prinzen von Neapel, dann Benlliures ministrierender
Knabe und desselben Rossis „Polypfänger". Doch ent-
hält die besten Skulpturwerke eine Sonderausstelluug des
derzeit schwer krank darniederliegenden neapolitanischen
Bildhauers Gemito.

Gemito ist wohl einer der begabtesten italienischen
Künstler. Er hat ein echt italienisches Temperament,
welches er, durch seine Pariser Studien großgezogen, in
eine strenge Bahn gelenkt hatte. Innige und scharf
charakterisierende Auffassung verleihen seinen Werken ein
ansprechendes Leben, ohne die gewöhnliche Effekthascherei
erzielt er die Erfolge, die ihn zu den besten Bildhauern
seines Vaterlandes erhoben haben. Sein Bildnis des
greisen Meissonier ist ein wahres Meisterwerk, voll
Leben und Charakter, ebenso seine Studien, die hier in
einer beträchtlichen Anzahl ausgestellt sind. Zumeist
bewundern wir unter diesen seine Akte, die nichts mit
den konventionellen italienischen Fischerknaben gemein
haben und doch das wirkliche Leben dieser wahren Am-
phibien echt und voll zeigen. Dazu sind noch einige
Kolossalbüsten da, zum Guß bereit.

Gemitos Werke sind der eigentliche Clou der pla-
stischen Abteilung. Es lohnt sich, die Ausstellung der
Promotrice schon diesem Meister zuliebe zu besuchen.

Rundschau.

vom Herausgeber.

ndem wir heute in Professor I. Weisers „Unter-
brochener Trauung", eines der unbestritten malerisch
reizvollsten Bilder bringen, welche unsre Kunst in
neuerer Zeit hervorgebracht, haben wir zunächst die
Kühnheit zu bewundern, mit welcher der Künstler die
frei erfundene Novelle, die er uns in lebensgroßen
Figuren auf seinem riesigen Bilde erzählt, mitten in die
allermodernste Zeit verlegt, die man ja so oft unmalerisch
zu schelten sich gewöhnt hat. Daß das nicht wahr sei,
wenn man sie nur zu behandeln verstehe, das hat er
unleugbar aufs glänzendste bewiesen — sein Bild kann
in Bezug auf rein malerische Vorzüge jede Vergleichung
mit irgendwelchen alten oder neueren Erzählungen dieser
Art aushalten. Dazu reichen die prächtigen Damen-
toiletten und der Hintergrund einer im üppigsten Barockstil
gehaltenen katholischen Kapelle, in welcher sich die Szene
abspielt, vollkommen aus, da er alle die Vorteile, die
ihm diese Dinge boten, mit ganz ungewöhnlichem Geschick
auszunützen verstanden hat. — Seine, der Braut als
Zeuginnen dienenden Damen sind allerliebst, die Herr-
schaft über das Helldunkel der Kirche, aus dessen goldener
Glut alle diese Spitzen und Juwelen, Ordensbänder und
Blumen, Bronzen und Vergoldungen so wirkungsvoll
aufleuchten, ist vollendet. Sie zeigt uns aufs erfreulichste,
wie gut der Maler nicht nur Paul Veronese und Rem-
brandt, sondern vor allem auch die Natur studiert hat.
Ebenso sind seine Menschen im allgemeinen auffallend
glaubwürdig, wir bleiben keinen Augenblick im Zweifel,
daß die Geschichte, die uns da vorgeführt wird, sich in
Preußen, wohl im katholischen Schlesien, innerhalb der
dortigen aristokratischen Kreise abgespielt haben muß, da
wir lauter Barone, Diplomaten, preußische Generäle und

Aus I. lVenglrins Skizzrnbuch. (Rast nach dem Trieb.)
 
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