Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

DOI Artikel:
Der Amateur-Photograph
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0385

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
MolograMe mit einfachen Tinsen.

von vr. A. Mi et he (Rathenow).

/Obwohl manche photographische Aufnah-
men nur mit sehr vollkommenen
Linsenkonstruktionenhergestellt werden können,
giebt es eine ganze Anzahl anderer Aufgaben,
welche sich ebenso gut, ja besser mittelst
einer ganz einfachen Linse, ja mit einem
gewöhnlichen Monocle oder Brillenglas,
gut, ja vielleicht besser lösen lassen, als
mit dem kostbarsten Instrument. Für
Studien, Stimmungsbilder, Wolken- und
Beleuchtungseffekte kann das Brillenglas,
vorausgesetzt, daß es sachgemäß benutzt
wird, kaum übertroffen werden.

Wir wollen im folgenden eine Anleitung
geben, um solche „Monocle-Aufnahmen"
zu machen.

Man benutzt als Objektiv eine peri-
skopische Linse aus einfachem Spiegelglas
von langer Brennweite.^) Für das Format
13X18 cm soll die Brennweite circa 40 cm
betragen bei einem Linsendurchmesser von
45—50 mm. Diese Linse wird in folgenderWeise
gefaßt :Man befestigt sie in ein innen geschwärz-
tes Papprohr von circa cm Länge nahe dem
einen Ende so, daß die erhabene Seite
nach außen steht. Die andere Seite des
Rohres wird mit einem Pappdeckel versehen,
ähnlich dem Deckel einer Pillenschachtel,
von welchem man sich mehrere ebenfalls
geschwärzte Exemplare anfertigt, die mit
kreisförmigen zentralen Ausschnitt persehen,
als Blenden dienen. Die größte Öffnung,
welche man nur zum Einstcllen gebraucht,
kann einen Durchmesser von 15 mm haben,
die kleinere Blenden wähle man 8,5Vz,
4,2^, mm. Man muß dann für jede
Oeffnung doppelt solang belichten als für die
vorangehend größere. Bei der Blende 4 mm
zeichnet die Linse bereits die Platte 13X18
bis in die Ecken hinein scharf aus.

Da nun solche Linsen kein farbenfreies
Bild geben, sogenannten chemischen „Focus"
haben,so muß man diesen berücksichtigen. Dies
geschieht in der Weise, daß, nachdem man
das Bild scharf mit der größten Blende
eingestellt hat, die matte Scheibe der Linse
vor der Aufnahme um eine gewisse Länge
genähert wird, diese Länge beträgt etwa

der Cameralänge (von Linse bis Platte
gemessen) also in unserem Fall etwas mehr ^
als 8 mm. Es kommt übrigens auf 3—4 mm
nicht an, da bei der starken Abblendung so
leicht keine Unschärfe zu befürchten ist. Die Ex-
positionszeit beträgt circa V/z Sekunden
mit der Blende von 4 mm bei einer hell
erleuchteten, offenen Landschaft.

Was solche „Monocleaufnahmen" vor
anderen vorteilhaft auszeichnet, ist einmal
eine große Weichheit aller Konturen und
Details, veranlaßt durch die kleinen Fehler-
reste der Linse, welche künstlerisch im Gegen-
satz zn der aufdringlichen Schärfe gewöhnlicher
Photographien höchst angenehm absticht.
Sodann wird vor allem dem Anfänger wie
auch dem Geübten auffallen, wie klar die
Platten sich entwickeln und wie reich und
schön die Abstufungen zwischen Licht und
Schallen sind. Es rührt dies daher,
daß eine solche einfache Linse kein Neben-
licht durch Reflexe auf die Platte fallen
läßt, wie es bei zusammengefetzten Systemen
stets der Fall sein muß. Ein Expositions-
fehler ist aus dem gleichen Grunde nicht
störend.

Wegen all dieser Vorteile sollte kein
Amateur versäumen, besonders auf Reisen,
sich mit einer solchen Linse zu versehen,
zumal im Gebirge, wo eine langbrenn-
weitige Linse den Nutzen einer größeren
Abbildung der Ferne gewährt.

Vlsttenlvechsel auf der Keife.

von I)r. A. Miethe (Rathenow).

*) Die im folgenden beschriebenen Linsen liefert ge-
faßt und ungefaßt auf Bestellung die optische Anstalt
vonSjchulze L Bartels, Rathenow, in tadelloser j
Ausführung.

Vor drin Gewitter. Momentaufnahme aus freier lsand.

Von Or. A. Miethe.

/r>st muß sich der Amateur auf Reisen sehr
^ primitiv behelfen. Die meisten Lieb-
haber ziehen es daher mit Recht vor, die
Aufnahmen daheim
zu entwickeln, und
auf der Reise nur
die Platten umzu-
legen und mit dem
Gegenstand der Auf-
nahme zu bezeichnen.
Zu diesem Zweck ge-
nügt vollkommen die
Mitnahme einer Dun-
kelkammerlampe. Da
aber derartige Lam-
pen entweder sehr viel
Platz wegnehmen oder
so ungenügend leuch-
ten, daß sie fast wert-
los sind, empfiehlt sich
statt ihrer ein rubin-
roter Glascylinder,
den man dadurch
gegen alle Gefahren
der Transporte sichert,
daß man für densel-
ben vom Blechschmidt
eine runde passende
Büchse aus Weißblech
anfertigen läßt, die

innen mit Tuch ausgeklebt, den Cylinder
äußerlich genau umschließt. So kann selbst
bei den kräftigsten Stößen ein Zerbrechen der
Cylinder nicht eintreten. Derselbe wird
zum Wechseln auf irgend eine Petro-
leumlampe, welche man auf halbe Höhe
schraubt, aufgesetzt. Eine Kappe ist durch-
aus nicht nötig, da bei einigermaßen hohen
Zimmern das von der Decke reflektierte Licht
nichts schadet, vielmehr wesentlich dazu bei-
trägt, das Licht zu vermehren. An Stelle
des Glascylinders kann auch eine röhren-
förmige Hülle aus gewöhnlichem braunen
Packpapier dienen, welche man mit etwas
Speiseöl durchscheinend gemacht hat. Ja,
bei einiger Vorsicht kann nian bei einem
gewöhnlichen Stearinlicht ohne jede Vor-
kehrung auswechseln, wenn man es sich nur
so einrichtet, daß der direkte Lichtschein nicht
die Platte trifft. Man kann z. B. das
Licht unter den Tisch stellen, auf dem man
arbeitet.

Die Bezeichnung des aufgenommenen
Gegenstandes auf der Platte geschieht ent-
weder auf einem gummierten Zettel, den
man auf die Glasseite klebt, oder besser,
man schreibt mit einen weichen Bleistift
ohne starken Druck den Vermerk direkt auf
die Schicht an den Rand. Die Schrift
läßt sich nach dem Trocknen des fertigen
Negativs mit weichem Gummi vollkommen
entfernen.

Noch ein Wort über das Verpacken
der exponierten Platten auf Reisen. Jede
Zwischenlage ist nicht ungefährlich, da sie
leicht Flecken erzeugt. Man verfährt auf
Grund vielfacher Erfahrung des Verfassers
einfach so, daß man die belichteten Platten,
sauberabgestaubtimmerjell und 2, Schicht
auf Schicht zusammenlegt, den Pack von
0—8 mit schwarzem Papier fest umwickelt,

! das ganze mit einer Schnur sicher um-
j bindet und in den Plattenkasten zurück-
! legt. Der übrige Raum wird mit Papier
z gefüllt. So kann weder durch Zerkratzen
noch durch Druck irgend ein Schaden ge-
! schehen.

Kleine 3!Kitteilungcn.

» Im August dieses Jahres findet vom
1 schweizerischen photographischen Bereit, veranstaltet,

> zu Genf, eine Photographische Ausstellung statt, an
der auch Amateure sich beteiligen rönnen. Anfragen
und Einsendungen sind an Herrn Th. Penard

l 3 Boulevard de Plainpalais, zu richten.

> Verantwortlicher Redakteur dieser Abteiluna:
Or. Adolf Miethe, Rathenow, Berlinerstraße.

Nedaklionslchloß w. Zaui. — L»«s-I>e llt. Zaai.

llnhalt des neunzehnten Leites: ^e»i:

vr. Relling. Tie Berliner Kunstausstellung. (I.) —
Sieg m. Feldmann. Tie Pariser Salons. (I.) —
i P. Hann. Frühjahrsausstellung der American
Artists. — Personal- und Ateliernachrichten. — Aie
KunK im Kauf,: —RobertMielke. Holzbrand-
> möbel. — I Stockbauer. Ter Privatankauf
alter Kunstsachen — eine wirtschaftliche Krankheit
! — Kleine Mitteilungen. Der Amateur-Photo-

graph: vr. Adolf Miethe. Photographie mit
einfachen Linsen. — Derselbe. Plattenwechsel auf
der Reise — Kleine Mitteilungen. ZLikderbeikagen:
P. A. Tagnan - Bouveret. Madonna. —
! Augustin Querol. Tullia treibt die Rosse über
den Leichnam ihres Vaters Servius Tullius. —
j CarlLudwig. Albulapaß in Graubünden. —
j G. Benczur. Bildnis der Gräfin Almassy.

Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwartz. — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München.
 
Annotationen