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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Die Münchener Künstlerhefte im Sommer 1893
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0416

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550

Die Münchener Künstlerfeste. — Personal- und Ateliernachrichten.

Dir Rosrnjungsrauen. Künstlerfest zu Feldafing.

wallendem weißen Barte. Und so lautlos war die Stille
und das Stauneu der Menge, daß man jedes Wort der
Begrüßung vernahm, das der Geist mit hallender Stimme
über den See herüberrief. Tausendstimmiger Jubel
brach aus, als er sein Lebewohl gesprochen hatte und
das phantastische Bild langsam wieder entglitt.

Und nun vernahm man von der andern Seite her
reizvollen Gesang. Hinter den Baumwipfeln des Ufers,
von der Roseninsel herüber zog eine festlich geschmückte
Galeere, mit goldenem Maste, von bunten Wimpeln um-
weht, von altertümlich gekleideten Schiffknechten gerudert.
In ihrer Höhlung trug sie etwa sechzig jugendliche rosen-
geschmückte Sängerinnen; auf dem Hinterdeck aber, um-
weht vom Künstlerpanier, stand in weißem Gewände, als
märchenhafte Lenkerin des Schiffes, die Rosenkönigin.
Ergreifend schön klang der von Harfen begleitete Mädchen-
chor über die stiller werdenden Wasser. Dann hielt das
Märchenschiff an; seine Insassinnen stiegen aus uud über-
schütteten die jauchzenden Festgäste mit Blumen.

Andre Überraschungen folgten. Reizend war auch
der Einzug Waldmeisters mit einem Gefolge von Kindern,
die als entzückende Insekten und kleine Waldelfen daher-
kamen. Als später diese Kinder auf einem abseits ge-
legenen grünen Wiesenplan zu spielen begannen und mit
ihren Fühlhörnern und bunten Flügeln durch das sommer-
liche Gras huschten, konnten sich die Zuschauer wirklich
wie in einem Märchen fühlen. Diese Stimmung wurde
noch gesteigert, als mit sinkender Sonne das Schiff mit
den Rosenjungfrauen wieder in den See hinaussteuerte
und als endlich, nachdem die Nacht hereingebrochen war,
tausende von bunten Lichtern aufflammten, um noch ein-
mal in wilder phantastischer Pracht das Eiland des See-
geistes aufglühen zu lassen.

Es waren Bilder von Schwind uud Böcklin, die
hier lebendig geworden waren und die schönheitgesegnete
Landschaft erfüllten. Als die letzten Bahnzüge gegen
Mitternacht der Stadt entgegenrollten, war's noch, als

rausche neben und über ihnen geisterhaft die Schar jener
Gestalten, die an diesen Tagen hier gehaust hatten —
ein zweitägiger berückender Sommertraum! !A. ll.

Personal- u. Melier-Nachrichten.

tr. Düsseldorf. Der Bildhauer Carl Janssen, der
Bruder des Geschichtsmalers Professor Peter Janssen, hat den
Ruf als Lehrer der Bildhauerkunst an der hiesigen Kgl. Kunst-
akademie angenommen und wird der Nachfolger des Professors
August Wittig, seines früheren Lehrers, welcher der Begründer
der Düsseldorfer Bildhauerschule war. Carl Janssen ist eine
ausgezeichnete Kraft, deren Gewinnung für unsere Kunstschule
von großem Vorteil ist.

* Dresden. Am 17. Juni ist im hiesigen Carolahause
der Kupferstecher August Semmlcr gestorben. Er war am
10. Juni 1825 geboren, besuchte zunächst die Leipziger, dann
von 1844 an die Dresdner Kunstakademie, wo er besonders
Steinlcrs Unterricht genoß. Im Kupferstich eignete er sich durch

Frlsrneilkind und°Wrerungrhrurr. Künstlersest zn Feldafing.
 
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