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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Pecht, Friedrich: Die Münchener internationale Ausstellung von 1892, [10]
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0031

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18

Die Münchener internationale Aufstellung von 1892

vom Herausgeber

Die Baukunst

Hinter den nicht eben zahlreichen Arbeiten der Architekten nehmen Raschdorffs Pläne für den Berliner
Dom wohl den ersten Platz ein, sowohl wegen der Wichtigkeit der Aufgabe als wegen des daran gewen-
deten Talents. Daß man für ein protestantisches Gotteshaus die Formengebung der Peterskirche adoptierte,

das hängt wohl mit der Nachbarschaft des
Schlüterschen Schlosses zusammen, das in-
deß seine Bestimmung sehr viel deutlicher
ausspricht, als dieser gar zu auffallend
romanisierte Dom, dem man übrigens eine
gewisse pompöse Großartigkeit durchaus
nicht absprechen kann. Hier, wie bei den
meisten andern Plänen, hat man es indeß
ganz besonders zu bedauern, daß man über
die farbige Erscheinung des Ganzen aber
auch gar nicht belehrt wird. Und doch
liegt gerade hier, ans dem Wege, den die
Dome von St. Markus, Orvieto und
Siena, nicht weniger aber auch die Münster
von Straßburg und Regensburg durch ihr
farbiges Material gewiesen, am ersten die
Zukunft unsrer Architektur! Ja man kann
es ein wahres Unglück nennen, daß die
deutschen Architekten noch immer nicht
malen lernen wollen und daß der verewigte
Gnauth oder Hansen in Wien hier ganz
vereinzelte Erscheinungen blieben. Ja unter
den sämtlichen Zeichnungen ist auch nicht
eine, die an die Schönheit derer Violett-
le-Dncs nur entfernt hinreichte. — Unter
den in ähnlichen Stilformen wie der Ber-
liner Dom gehaltenen Zeichnungen, nehmen
dann Durm in Karlsruhe mit seinem
Kaiserin Augustabad und dem Palais des
Erbprinzen, dann Thiersch und Dülfer
in München mit dem in der That bis auf
die gar zu farbige Erscheinung vortreff-
lichen Bernheimer Palais, der besten Lö-
sung eines modernen Kaufhauses, die ich
kenne, den ersten Platz ein. Auch Em anuel
Seidl, dann Vogt und Neuhoff in
München haben interessante Wohnhäuser-
plüne geliefert. Sehr ansprechend, auch als
farbige Erscheinung, ist dann Walthers
in Nürnberg Ansicht des Tncherschen Neubaues in Berlin und Brochiers Jnnen-Architekturen. Im gotischen
Stil überaus glücklich erfunden sind Hanberrissers Pläne zu Rathäusern in Reichenberg und Graz, sowie
für die Villa Näher in Lindau, womit dann wohl das Bedeutendste erschöpft sein dürfte.

Oberst Innding, Conunandank in Friderrria, während der Belagerung t84S
von A. A. Jerndorff

Die Lenbachschen Kabinette

Vor dem Schlüsse haben wir dann noch der ebenso interessanten als durch die Trefflichkeit der An-
ordnung fesselnden „Kollektion von Werken alter Meister" zu gedenken, die Frz. v. Lenbach von verschiedenen
Besitzern zusammengeliehen und in zwei Kabinetten zu einem in seiner Art bezaubernden Ganzen vereinigt hat,
das gar sehr geeignet erscheint, einen von etwaiger Überschätzung der modernen Kunst nebenan zu heilen. Denn
man trifft da eine ganze Anzahl echter Bilder von Titian, Rubens, Rembrandt, Franz Hals, Van Dyk, Cuyp,
 
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