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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Luthmer, Ferdinand: Ornamentale Zoologie, [1]
DOI Artikel:
Hellmuth, Leonhard: Das Wissenswerte für Dilettanten über Ölmalerei
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0226

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Die Kunst im Hause,

,75

^ Brieftasche.

geistigen Inhalt dieser Menagerie von
Fabelwesen erklären. Ärmer an Inhalt
wurden die Fabeltiere schon bei den Griechen :
die einfache und klare Vermenschlichung der
griechischen Ochmpbewohner scheint eigentlich
den ganzen Apparat au zoologisch unmög-
lichen Bestien auszuschließen. Umsomehr
dürfen wir uns daher wohl diese Sphynxe,
Sirenen, Greife, Kentauren und alle die nn
Gefolge Neptuns im Wasser sich tummelnden
Scheusäler als Abkömmlinge jener auf asia-
tischen Boden erzeugten Gebilde vorstellen
— als Fremdlinge, die kein im hellenischen
Volksgeist wurzelndes, sondern nur ein durch
die Kunst verständlich gemachtes Leben führen.
Immer blasser werden die Bilder — immer!
mehr zum Ornament die Fabelwesen in der ^
römischen Kunst, bis deren späte Tochter,
die Renaissance, sie in ihrem Groteskorna-
ment zu völlig bedeutungslosen Zierstücken,
zu gelegentlicher Belebung ihres Rankenwerks
verwendet, das nicht selten an den Leibern,
Hälsen, Ohren der Tiergestalten seinen Aus-
gangspunkt nimmt.

Läßt uns die Fauna der antiken Kunst
bei aller sabelhaften Umbildung immer noch
die Möglichkeit, eine Beziehung zur wirk-
lichen Tierwelt herauszufinden — hier einen
Löwenkopf, dort eine Adlerklaue, bald einen
Delphinschweif, bald einen Pserdeschädel zu
erkennen — so kommt das christliche Mittel-
alter mit zoologischen Merkwürdigkeiten, die
rein in der Phantasie der Künstler ihren

Ursprung genommen haben. Mag auch hier
vielleicht als allerletzter Stammvater einer
langen Darwinschen Reihe ein altassyrischer
geflügelter Löwe oder ähnliches zu vermuten
sein: das Beste zu diesen meist scheusäligen
Bildungen der christlich-mittelalterlichen
Fauna hat die ekstatisch erregte Phantasie
der Klosterkünstler gethan. Ist doch ihr
Lieblingsgeschöpf, ihr eigentliches Schoßtier
der Drache — es giebt kaum ein Manu-
skript vom fünften bis zwölften Jahrhundert,
durch dessen Initialen nicht der Fabelwurm,
das Bild des Bösen sich hindurchwindet.
Wie schön wäre es doch gewesen, wenn die
Gelehrten hätten Nachweisen können, daß in
diesen Drachengestalten eine dumpfe, viel-
tausendjährige Erinnerung des Menschenge-
schlechtes an seine ersten Jugendtage zu er-
kennen sei — an eine Zeit, da der Urmensch
sein freudloses Dasein noch gegen die großen
Saurier, die Riesenexen verteidigen mußte,
die sich als Jchthyo-, Plesio-, Megalosaurus in
die steineren Albumblätter der Kreidesormation
eingezeichnet haben. Leider sind die paar
tausend Jahre von da bis zum Dilurium,
dem ersten Debüt des Menschen aus dieser
Erde, nicht aus der Welt zu schaffen und
die romanischen und gotischen Drachen
bleiben reine Phantasie-Schöpfungen der
frommen Buchmaler und Steinmetzen, Wie
die Drachengestalt in unverkennbarer Fa-
milienähnlichkeit mit der christlich-abend-
ländischen in den Vorstellungskreis der Chi-
nesen ausgenommen und hier zu der hohen
Stellung des kaiserlichen Tieres gelangt ist
— das ist eine von den Fragen, auf welche
wir die Antwort vielleicht von einer ein-
gehenderen Kenntnis der altasiatischen Lit-
teratur erwarten dürfen.

(Der Schluß im nächsten Hefte.)

VaF WtffenKivrrkefte für Vilettimleii
über Glmtilerei.

">sls Unterlage oder Malgrund dienen Mat-
leinwand, Malpapiere, Malpappen und
Malbretter, Die elftere ist als Maltuch
in 8—10 Meter großen Stücken im Handel
und meterweise erhältlich. Präpariertes
Malpapier ist in Bogen und Rollen zu
haben, Malpappe (gekörnt und glatt) in
verschiedenen abgepaßten Formaten, ebenso
grundierte Malbretter aus Linden- und
Mahagoniholz in vielen Größen.

Die notwendigsten Farben, Ölfarben in
Tuben von Schönseld in Düsseldorf, Schmincke
L Cie. dort, Moewes in Berlin, Gebr.
Hehl L Cie. in Charlottenburg, Redeker L
Hennis in Nürnberg u. s. w. sind: Hell-
roter Zinnober, dunkler Krapplack, L-rpat
wortuuw, gebrannte Sienna, Heller und
dunkler Ocker, Fleischocker, Kasseler Braun,
Jndischgelb, Smaragdgrün, hellerund dunkel-

Album.

! grüner Zinnober, gebrannte grüne Erde,
Kobaltblau, Ultramarin, Indigo, Elfenbein-
schwarz und Kremserweiß.

Beim Malen bedient man sich ver-
schiedener Malmittel. Als Bindemittel und
zur Verdünnung benützt man gebleichtes
Leinöl oder gebleichtes Mohnöl, Will man,
daß die Farben rasch trockne», so benützt
man das sogenannte Trockenöl, oder das
Siccatif (es giebt Helles und dunkles),„oder
Robersons Medium u, s, w. Zum Über-
ziehen fertiger Arbeiten nimmt man gewöhn-
lich Kopal-, Mastix- oder französischen
j Firnis.

Von Pinseln seien erwähnt die flachen
! und runden Haarpinsel, welche sich besonders
zum Landschaftsmalen eignen, und die flachen
und runden Borstpinsel, meist nur beim
! Figuren- und Blumenmalen im Gebrauch.
Ferner der sogenannte Vertreiber, welchen
mau beim Anlegen von größeren Flächen
benötigt, sowie der zum Firnissen und
Lakieren gehörige Firnispinsel und endlich
der Schlepper, ein Pinsel mit langen Haaren
zum Ziehen von Linien. Gereinigt werden
die Pinsel während des Malens in Ter-
pentinöl, vor dem Aufbewakreu wäscht man
sie gründlich mtt Seife und Wasser. — Wer
sich über die Ölmalerei weitern Rat in
Büchern holen will, für den empfehlen sich
besonders zwei, das bei Paul Neff in Stutt-
gart erschienene „Handbuch der Oelmalerei"
von Fr. Jaennicke und das bei O. Hendel
in Halle a, d. Saale erschienene „Handbuch
der Ölmalerei" von A. Elbinger. Elfteres
kostet 4 M., letzteres 9 M.

Handschuhkiaffrn. Ausgeführt in getriebenem und pol^chromiertem Leder.
 
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