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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Weihnachtsbücherschau [2]
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Preisausschreiben - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Vom Kunstmarkt
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vom Herausgeber — Personal, und Ateliernachrichten

73

zärtlichen Dämchen seien alle direkt der Natur abgelauscht. Und
doch ist das schon darum nicht möglich, weil diese Spitzbübinnen
alle hübsch sind, was selbst in Wien, dem Paradies der schönen
Frauen, wenigstens nicht allemal zutrifst. Jedenfalls aber wüßten
wir kein anmutigeres Geschenk für junge Herren oder ehemalige
Pensionärinnen als dies reizende Album, das überdies bei allem
Uebermut seiner Schilderungen die feine Grenzlinie nicht nur des
Schicklichen, sondern was mehr ist, des Saubern niemals über-
schreitet und dadurch gerade erst recht anziehend wird, weil man
sich Jugend und Unschuld am liebsten vereint denkt. Daß auch
Raucheneggers begleitende Verse dieselbe Tonart ganz geschickt mit
komischen Einfällen zu verbinden wissen, ist ein weiterer Reiz
des Buches.

„Heldenlieder für das deutsche Haus", bearbeitet von
JuliusEngelmann (Stuttgart, Paul Neff, l. —20. Liefg., Preis
per Lief. 50 Pfg.). Nibelungenlied und Gudrun. Mit Illustrationen
von Schnorr, Bendemann, Hübner u. a. Für das deutsche Haus
und dessen Bedürfnisse sollen diese Umdichtungen unsrer alten
Epen berechnet sein, vor allem aber für die Heranwachsende
männliche Jugend. Daß der Verleger zu ihrem Schmucke die
schon vorhandenen berühmten Arbeiten von Schnorr, Bendemann,
Hübner und Rethel benützt hat, ist nur zu billigen, umsomehr
als diese einer Zeit und Schule entstammenden Künstler immer-
hin in ganz erträgliche Harmonie, wenigstens beim Nibelungen-
lied, gebracht wurden, was freilich bei der Gudrun mit der
Einmischung der Keplerschen Zeichnungen viel weniger gelang.
Immerhin kann man das Unternehmen als eine gesunde geistige
Nahrung für unsre Jugend bestens empfehlen, wenn man gleich
das wertvolle Material ihrer Illustration auch gerne mit mehr
künstlerischem Geschmack behandelt gesehen hätte.

In dieses Gebiet der bei uns so beliebten Bücherfabrikation,
für die das klassische Wort „billig und schlecht" als beste Charak-
teristik gelten kann, gehört auch das „Klassische Bilderbuch" für
Schüler von R. Oe hl er (Leipzig, Schmidt L Günther, Preis
1 M. 80 Pf.). Dasselbe bringt die bedeutendsten antiken Ideal-
figuren und Büsten historischer Personen sowie antike Geräte,
und Prospekte der berühmtesten klassischen Stätten ganz zweck-
mäßig zu dem Ende ausgewählt, dem Schüler eine lebendige
Anschauung dieser antiken Welt zu verschaffen, — soweit das eben
mit meist herzlich schlechten Holzschnitten überhaupt möglich ist.
Warum der Verleger zu diesem Zwecke nicht überall die doch für
alles Figürliche soviel geeignetere und eher noch billigere Autotypie
verwendet Hut, ist sein Geheimnis. — Wird hier die anlike Welt
be- resp. mißhandelt, so ist dagegen stockmodern-elegant „Eine
Pußtenfahrt" von F. Woenig (Leipzig, Jaeobsen, Preis 6 M ),
die mit ganz leidlichen Illustrationen von Klamroth geschmückt
und flüssig geschrieben sich bemüht, dieses ziemlich mäßige Ver-
gnügen einer solchen Fahrt mit möglichst viel Romantik auszu-
staffieren. was ihr auch fürBackfische vollkommen genügend gelingt.

„Bilder aus Nürnbergs Mauern" von Eduard Schotte
(Nürnberg, Soldan, 15 M ). Dies elegant einfach ausgestattete
Album enthält fünfundzwanzig durch Lichtdruck reproduzierte
Federzeichnungen, die ebenso malerisch aufgefaßt als originell
hingeschrieben sind, so daß man die hübsche Sammlung mit
vollem Recht als durchaus eigenartig und frisch empfehlen kann.

„Alldeutschland in Wort und Bild" von A. Trinius.
(Berlin, Dümmler. Liesg. 1/2, Preis d. L. 50 Pf.) Eine malerisch
Poetische Schilderung unsrer Heimat mit zahlreichen, gar nicht
übel skizzierten Illustrationen. Der Verfasser fängt ganz zweck-
mäßig mit dem Teutoburger Wald an und kommt dann in West-
falen und der Rhön herum, überall durch historische Rückblicke
die landschaftliche Schilderung belebend, sodaß man das Buch
besonders der deutschen Jugend um so eher empfehlen darf, als
es bekanntlich ein alter und immer noch zunehmender Fehler der
Deutschen ist, ihr Vaterland über anderm zu vernachlässigen.

vr. Kuhn „Allgemeine Kunstgeschichte". 2./3. Liefg. (Ein-
siedeln, Benziger. Preis d. L. 2 M.) Seit vorigem Jahr ist dieses
Werk in den vorliegenden Lieferungen bis zur Baukunst der Perser,
Sassaniden, Hebräer, Phöniker gelangt, deren Plastik hier eben-
falls behandelt wird, wie auch die Malerei der Ägypter. Alles
sqhr reich und gut illustriert, wobei hier natürlich das große Werk
von Perrault und Chipiez als Hauptquelle benützt ward. Jeden-
falls hält das Buch bis jetzt vollständig, was es versprach.

Hänselmann „Zeichentaschenbuch für den Lehrer". (Zürich,
Orell Füßli. Preis 3 M. 20 Pf.) Das kleine, 300 Motive für
das Wandtafelzeichnen enthaltende Heft ist offenbar ganz zweck-
mäßig für die Lehrer an Normalschulen als Behelf berechnet.

Zum Schluß unsres heutigen Berichtes können wir hier
noch zweier neuerschienener Blätter der Photographischen Union

in München gedenken: einer „Madonna mit dem Kinde" von
Gabriel Max in Gravüre-Imitation vortrefflich wiedergegeben
und wegen ihrer Lieblichkeit wie des großen Formats (lebens-
großes Brustbild) besonders zur Zimmerverzierung geeignet. —
Noch köstlicher ist Frau Beggrow-Hartmanns „Beim Früh-
schoppen", ein prächtiger Junge, der mit höchst komischem Ernst
aus seinem Milchglas trinkt, ebenfalls Photogravure-Jmitation
in Lebensgröße, die jedem Kinderzimmer zum lieblichen Wand-
schmuck gereichen kann. (Preis des Blattes 15 M.)

(Die Fortsetzung un nächsten Hefte)

Prozession in Tokio, von Ggato Gekko

Personal- u. Atelier-Nachrichten

s. 3. Berlin. Der Kunstsalon von Fritz Gurlitt ist
von der Behrenstraße nach der Leipzigerstraße übersiedelt; zur
Eröffnung ist eine bemerkenswerte Ausstellung veranstaltet worden.
Die neuen Räume bestehen aus zwei kleineren, sehr gut beleuch-
teten Salons im ersten Stock, das daran anschließende, nach
einem engen Hof gelegene „Berliner" Zimmer ist für Aus-
stellungszwecke wenig geeignet und läßt die dann ausgestellten
Bilder nur bei künstlichem Licht einigermaßen erkennen. Den
wesentlichsten Bestandteil der neuen Ausstellung bildet eine statt-

lv

Die Kunst für All- VIII
 
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