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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0424

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Lntwiclicluug aulwpicrtcr Aristobildcr.

von vr. A. Miethe (Rathenow).

enn man in kurzer Zeit eine große
Anzahl von Abzüge» nach dem gleichen
Negativ anzufertigen hat, so kann man sich
dcS von uns schon besprochenen Ankopier-
versahrens bedienen, welches sich unter An-
wendung von Aristopapier sehr leicht hand-
haben läßt. Das Verfahren ist folgendes
und wir bemerken, daß es nach eigenen
Versuchen ebenso schone Resultate lieferte,
wie das gewöhnliche Kopicrvcrsahrcu:

Das Bild wird unter dem Negativ
nur solange belichtet, bis cs in schwachen
aber deutlichen Umrissen sichtbar ist. Man
muß sich hüten, dem Papier zuviel falsches
Licht zu geben, weswegen man das Ein-
legen bei Lampenlicht vornimmt und in
der Sonne dann ca. 20—30 Sekunden be-
lichtet. Hat man eine genügende Anzahl
von Kopien auf diese Weise hergcstellt, so
schreitet man zur Entwicklung.

Dieses geschieht in folgender Lösung:
Pyro 3

Eitronensäure 5 §e
Wasser 350 ccm
Zum Gebrauch wird die Lösung mit
lO mal soviel Wasser verdünnt in eine Schale
gegossen und in je 250 ccm immer 5-8
Bilder auf einmal ungewaschen entwickelt.
Man nimmt diese Arbeit bei gewöhnlichem
Lampenlicht vor. Wenn die Bilder die
nötige Kraft (sie gehen etwas zurück!!)
haben, wirft man sie ins Wasser und benutzt
denselben Entwickler noch einmal für die
gleiche Menge Bilder. Die gewaschenen

Abdrücke (30 Minuten) werden sorgfältig
mit einem weichen Pinsel abgepinselt und
kommen dann in das gewöhnliche Tonfixier-

bad bestehend aus z. B.:

Fixiernatron 100 xr

Wasser 1000 ccm

Bleinitrat 20 xr

Chlergoldlösung (1 :10) 5 ccm

schließlich werden die Bilder wie gewöhnliche
ausgewaschen.

Imitierte Vlatindrucke.

von I)r. A. Miethe (Rathenow).

ilder, welche den echten Platindruckcn
nicht wesentlich nachstchcn und deren
Haltbarkeit mindestens erreichen, kann man
mittelst des Eisenblauprozesscs Herstellen.

Gutes, glattes, Whatmanpapier wird
zunächst mit Eisenblaulösung (Wasser 100,
roter Blutlaugensalz 8. Citronensaures Eiscn-
oxydammoniak 10, Oxalsäure 1 xr) gleich-
mäßig und nicht zu dünn bestrichen'), wozu
man sich eines kleinen Schwammes bedient,
den man in einem Pinselkiel besestigen
kann und im Dunkeln getrocknet. Man
kopiert hierauf unter einem kräftigen Negativ
wie gewöhnlich. Nun deckt man den Rand
des Negativs mit Staniol ab, damit das
Bild nachher einen weißen Rand hat. Das
Kopieren wird solange fortgesetzt bis auch
die Lichter auf der Kopie tiefblau sind und
die Schatten einen hellsilbergranen Ton

*) Man hüte sich, die Finger init der Eii'cn-
lösung in Berührung xu bringen, da sie die Haut
leicht brüchig macht, so daß die Finger wund werden

zeigen. Nun wird wie üblich ausgewaschen
und wenn das Bild vollkommen vom Eisen-
salze befreit ist (*/? Stunde) zum Tonen
geschritten. Das Tonbad setzt sich folgender-
maßen zusammen:

Wasser 200 ccm

Borax 5 Zn-

wird durch Erwärmen gelöst und dann
langsam soviel verdünnte Säure (Schwefel-
oder Salzsäure) zugesetzt, bis die Flüssig-
keit rotes Lackmuspapier nicht mehr bläut.
Hat man zu viel Säure zugesetzt, so daß
blaues Papier sich rötet, so tröpfelt man
wieder Ammoniak oder Sodalösung hinzu
bis genaue neutrale Reaktion erreicht ist.
Zu der heißen Lösung fügt man
Catechu (rot) 5 xr

läßt erkalten und filtriert. Das Bad ist
haltbar und kann bis zum letzten Tropfen
aufgebraucht werden.

Das gewaschene Eisenbild kommt nun
in eine schwache Sodalösung (1 : 50), worin
es allmählig ausbleicht, indem cs zuerst violett,
dann grau und schließlich hellgelb wird. Noch
ehe dies letzte Stadium erreicht ist, also wenn
das Bild fahlgrau erscheint, taucht man es
nach kurzem Abspüleu in daS Tonbad, wo-
rin es fast augenblicklich zu dunkeln beginnt
und schließlich einen blauschwarzen bis
s sammetschwarzen Ton annimmt. Jetzt wird
noch einmal gewaschen, oberflächlich ge-
trocknet und der weiße Rand in der Weise
gekörnt, daß man ein passendes Stück grobes
Glaspapier auflegt und das ganze in der
Kopierpresse einem starken Druck aussetzt.

Schloß Lnsuthayn. Aufnahme von A. 1). B.


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Ledaktiollslchliiß 8. Zuli. — Ausgabe 22. Juli.

Tnhalt -es einundzwanzigsten Bestes: T-rt:

Friedrich Pecht. Die Jabresausstellung 1893
der Künstlcrgenossenschast ^u München (I). — vr.
Hans Barth. Tie Nationale Kunstausstellung
in Rom. — M. H. Tie Münchener Künstlerseste
im Sommer 1893. — Personal- und Ateliernach-
richten. — Die KunL im L»aufe: (5. v. Braun-
mühl. Der Hausfrau Leinenschrank (b) — Kleine
Mitteilungen. Der Hmateur-^holograpk: vr.
Ad. Miethe. Entwicklung ankopierter Aristobilder.
— Derselbe. Imitierte Platindrucke. — ZLilder-
beitagen: A. Böcklin. Pieta. — Ed. v. Geb-
hardt. Christus und der reiche Jüngling. —
Clara Montalba. Boot auf der Themse. —
Julius Adam. Zahlreiche Familie.

Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwa rtz. — Druck der Bruckmann'schen Buchdruckerei in München.
 
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