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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Ein Besuch in der Theresienthaler Glashütte
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Philippi, P.: Häusliche Betrachtungen, [3]
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Lin Besuch in der g-cherrsicnch-Icr
Glashütte.

ie Glasfabrikation im bai,erisch-böl,mi-
schen Waldgebirge verdankt ihre Ent-
stehung dem dortigen Holzreichtum und wird
schon über drei Jahrhunderte betrieben. In
ganz Europa giebt es kein zweites Wald-
gebirge, welches so viele Glashütten auszu-
weisen hat, darunter
einzelne von so groß-
artigen Verhältnissen
und so vollkommener
Einrichtung, daß die-
selben sowohl bezüglich
ihrer Technik, wie der
von ihnen gelieferten
Hohl- und Tafelgläser
für die ersten Glas-
fabriken derWelt gelten
können.

Zn diesen gehört
namentlich die There-
sienthaler Krystallglas-
fabrik des Herrn Kom-
merzienrat Michael
v. Poschinger in der
Nähe des schön gelege-
nen Marktes Zwiesel,
deren Erzeugnisse weit-
hin berühmt sind durch
die Kunst, Eleganz und
vollendete Schönheit
der Formen und ihre
auf den größern Aus-
stellungen siegreiche
Konkurrenz. Theresienthal wird jährlich von
Tausenden von Touristen, welche nunmehr
mit Vorliebe den bayerischen Wald durch-
wandern, besucht, um über die Erzeugung
dieses Jndustriearnkels sich zu unterrichten.
Da flammen die Ofen, wo der Kies zuerst
geglüht wird; da poltern die Pochwerke, wo
er zu Mehl zerstampst wird, um ihn zur

Mischung mit
jenen Ingre-
dienzien,
welche das
Geheimnis
jeder Glas-
fabrik bilden,
geeignet zu
machen; da
stehen die
Glasmacher
an den
Schmelzöfen,
jetzt ein Gas-
ofen, ziehen
die Masse mit
der Pfeife
heraus, in
welche sie
Hineinblasen,

so daß die Masse
ausschwillt wie eine ^
Seifenblase an einem
Strohhalm und
stecken dann die Masse
in die hölzerne Form,
worauf die „Eintrag-
buben" kommen und
das geformte Stück
in den Kühlofen
schaffen. Da schnur-
ren in den Mühlen
die vom Wasser ge-
triebenen Räder, an
welchen das Glas
den kostbaren Schliff
erhält und sitzen in
eigenen Räumen still
die Künstler, von
welchen die Gefäße
mit den schönsten
Malereien geschmückt
werden. Auch das
Geschäft des Ein-
packens und Ver-
laden? einer so zer-
brechlichen Ware ver-
dient Beachtung,
denn diese wandert
aus dem stillen Ge-
birgsthale des baye-
rischen Waldes hin-
aus in die weite
' Welt, nach Rußland,
England und selbst bis
nach Afrika und Amerika.

In übersichtlicher Weise
sind die Erzeugnisse dieser

Fabrik in ihrem präch-
tigen Münchener Ver-
kaufsmagazin „There-
! sienthaler Krystallglas-
! Fabrikniederlage" (Jn-
! Haber Eduard Rau),

Kaufingerstr. 9, ausge-
l stellt und die diesen Auf-
satz begleitenden Illu-
strationen können nur
Proben sein der außer-
ordentlichen Reichhaltig-
keit des Lagers, die sie
nicht erschöpfen können,

I und sollen nur Zeugnis
ablegen für die Schön-
i heit des Fabrikats.

Ein Besuch der
Theresienthaler
Krystallglas-
Fabrik-Niederlage
in der Kaufinger-
straße 9 zu München
wird jeden mit Be-
wunderung erfüllen
über die kunstgewerblich
vollendeten Erzeugnisse,
welche neben dem Zwecke,
dem sie dienen, auch
eine prächtige Zierde je-
des Zimmers bilden und
somit „Die Kunst im
Hause" bereichern. Die
schlanken eleganten Po-
kale, die mächtigen Hum-
pen, stilvollen Römer
und Bowlen, die klaren
Krystallgläser und
Prunkgefäße aller Art,
die hier zur Schau
stehen, werden gewiß bei
manchem sehnsüchtige
Wünsche Hervorrufen.

Gerade die kunstgewerb-
liche Richtung, in welcher
die Theresienthaler Glashütte hauptsächlich
arbeitet, verschafft ihren Erzeugnissen weit-
verbreiteten Ruf und
Absatz.

Die Bedeutung der
Hütte auf diesem Gebiet
hat durch Prämiierungen
auf allen Ausstellungen,
auf denen die Firma über-
haupt vertreten war, An-
erkennung gefunden. 8.

Häusliche Betrachtungen.

von p. Philipp! (Trier).
III.»)

*7>ie dekorative Ausarbeitung der Eigen-

tümlichkeiten, welche die Konstruktion der
Decke mit sich bringt, also im allgemeinen
des Gebälks, ist der
natürlichste und ein-
fachste Weg eine Decke
wirklich schmuckvoll
herzustellen. Einige
(vielleicht farbige)

Auskehlungen an den
Balken, nebst einem
fortlaufenden ein-
fachen Ornamente, und
die Decke kann kaum
anders als gediegen
stilvoll werden. Bei
weiteren Ansprüchen
bietet das Verfahren
der Holztäfelung in
Verbindung mit ge-
schnitzter oder gemalter
Ornamentierung eine
unerschöpfliche Fülle
von Tekorationsmit-
teln. Das Gebälk muß
natürlich, wie jedes

») II. siehe Heft 8.
 
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