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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 8.1892-1893

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Barth, Hans: Otto Brandt
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Personal- und Ateliernachrichten - Denkmäler - Ausstellungen und Sammlungen - Vom Kunstmarkt
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https://doi.org/10.11588/diglit.11054#0042

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Vtto Brandt 's — Personal- und Ateliernachrichten

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Gänftherde. Von Kose Shoseki

so oft vergeblich suchen. Brandt war altmodisch, altvaterisch, er
hatte nebenbei die Fehler, Idealist zu sein und das Leben von
der freundlicheren Seite auszufassen, bei all seinem Realismus —
er beging schließlich das todeswürdige Verbrechen, seine Bilder
nicht hinzusudeln, wie unsre genialen Jüngsten vom Typus des
gutveranlagten, aber bereits stark verkommenen Veruda. Brandts
roßte Eigenschaft — nach den Modernen sein größtes Ber-
eichen — war nämlich, fleißig und pünktlich zu sein, pünktlich
bis auf den kleinsten einzelnen Pinselstrich. Wie oft hat er mich
nicht im berechtigtem Stolze unter der Loupe feine Gouache-
bildchen Zoll für Zoll prüfen und genießen lassen — unter
der Loupe!! Wie würden unter einer solchen Kritik manche
andre Künstler bestehen? — Dabei hatte der gute alte Brandt
über Kunst, Künstlertum und Mäzenat ganz veraltete Anschau-
ungen — er war der Ansicht, der Künstler habe kein Industrieller,
sondern lediglich ein Jnspirat zu sein; er machte sich lustig über
gewisse moderne Richtungen und bedauerte schließlich den trau-
rigen Einfluß des Kommerzienrates und des kommerzienrätlichen
Geschmackes, nach dessen (Pfeife neun Zehntel unsrer heutigen
Künstler tanzen, auf die Kunst. Otto Brandt war eben ein un-
verbesserlicher Idealist, der in unsre grobrealistische und praktische
Zeit nicht mehr hineingepaßt hat. Sein Tod hat den künstlerischen
dam ^oür von einem Alp befreit; die deutsche Kunst aber —
die wahre, göttliche! — hat in Otto Brandt einen ihrer edelsten
und besten Vorkämper verloren.

Vr. Hans Barth (Rom).

Personal- u. Atelier-Nachrichten

Vb. v. 8r. Budapest. Das von dem kürzlich verstorbenen
Maler C. Jakob ei hinterlassene Bild „Pieta" ist gegenwärtig,
zugleich mit einer Kollektion von Studien, Köpfen und Land-
schaften in. der Kunsthalle ausgestellt. Die Ausstellung findet
lebhaftes Interesse und es sind schon mehrere Studien verkauft
worden. — Der junge Maler Julius Tury beendigte dieser
Tage das lebensgroße Porträt Koloman Tiszas. Das Bild wird
als sehr gelungen bezeichnet. — Am Ausgange der Andrässy-
straße, dort, wo das Monument des Grafen Julius Andrässh
aufgestellt werden soll, wird seit einigen Tagen an einem Riesen-
bau gearbeitet. In diesem Gebäude wird das mächtige Pano-

ramenbild Arpäd Fesztys ausgestellt sein, welches den Einzug
der Magyaren in das Munkäczer Thal und ihren ersten Kampf
mit dem Fürsten Laborcz darstellen. Die Dimensionen des Bildes
werden denen des berühmten Schlachtenbildes von Neuville ent-
sprechen. Die Länge der Leinwand beträgt l20 m, die Höhe
15 m. Die Skizze zu dem Riesengemälde hat Feszty selbst ent-
worfen und dieselbe bedeckt in dem Atelier des Künstlers acht
Staffeleien. Man sieht auf denselben die Gebirge um Munkäcs,
die am Fuße derselben sich ausbreitende Ebene, den Laborcz-Fluß
und eine mit Schanzen umgebene Festung aus der Heidenzeit. Fenier
sind auf der Skizze zu sehen die Söhne Arpäds und seine Heer-
führer, welche den Kriegern des Fürsten Laborcz ein Gefecht
liefern ; den Fürsten leibst und ein Opferfest auf dem Feuerhügel.
Im Hintergründe findet der Einzug der Frauen und der sonstigen
nicht Kämpfenden statt. Die Skizze wurde im verflossenen Früh-
jahr an Ort und Stelle angefertigt, und soll nunmehr das Bild
im Verhältnis von einem Zehntel der natürlichen Größe ausge-
arbeitet werden. An der Arbeit werden sich außer Feszty die
Maler Ladislaus von Mednyanszky, Ignaz iljväri und Spänyi
beteiligen. Diese wochenlange Ausarbeitung findet gleichfalls an
Ort und Stelle statt und müssen die Künstler während derselben
unter Zelten kampieren. Um dem Charakter des Zeitalters getreu
zu bleiben, hat Feszty große historische Studien gemacht, bei
denen ihm der Historiker Theodor Lehoczky an die Hand ging.
Wenn das erste Bild fertig gezeichnet ist (dasselbe ist schon
keine Skizze mehr) so findet die Übertragung auf die Leinwand
in großen Dimensionen statt. Die Leinwand allein kostet
7000 Gulden. Das Bild wird so aufgestellt werden, daß man
dasselbe von einer Wandelgalerie aus besichtigen kann. Der
Zuschauer wird sich im Mittelpunkt befinden und rund um ihn
her sind die lebensgroßen Figuren, die weite Ebene, das Thal
und der Fluß, welche alle zusammen ein bedeutsames Moment
der ungarischen Geschichte verkörpern. Zur Bestreitung der Her-
stellungskosten hat sich eine „Einlage-Gesellschaft" gebildet, an
deren Spitze Graf Theodor Andrässy steht. Mit dem Entwurf
eines Planes für das Gebäude und den Bau selbst wurden die
Architekten Käufer und Graf betraut. — Ter Historienmaler
Michael Koväcs, dessen Kompositionen in den fünfziger und
sechziger Jahren sehr beliebt waren, ist vor einigen Tagen in
Budapest gestorben. Seine künstlerische Ausbildung hatte er in
Deutschland erfahren, lebte aber jahrelang in Paris und Spanien
 
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