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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 11.1895-1896

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12003#0206
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V>on Professor Röntgen in Würzburg
^ ist in allerjiingster Zeit eine Entdeckung
gemacht, deren Tragweite sich vorläufig noch
nicht absehen läßt. Wie längst bekannt,
leuchten Schriftzüge, die man mit Barium-
platincyanür auf weißem Papier schreibt, und
die im gewöhnlichen Lichte kaum sichtbar
sind, mit phosphorescierendem Lichte hell auf,
wenn man dieselben mit einem elekrischen
Induktions-Funken beleuchtet, den inan durch
eine lustleere Glasröhre (Hittorfsche Röhre)

hindurchschlagen läßt. Röntgen beobachtete
nun, daß eine derartige Schrift auch auf-
leuchtet, wenn eine Pappscheibe, ein hölzernes
Brett oder dergleichen sich zwischen Schrift
und Hittorfscher Röhre befindet; er schloß
daraus auf das Vorhandensein von bisher
gänzlich unbekannten Strahlen, die — dem
menschlichen Auge unsichtbar — durch Pappe
und Holz hindurchgehen, wie die gewöhnlichen
Strahlen durch Glas. Diese Strahlen, welche
Röntgen X-Strahlen nennt, wirken auf eine
photographische Platte und lassen sich daher
genauer untersuchen. Derartige Unter-
suchungen können aber nicht mit der ge-
wöhnlichen photographischen Kamera vor-
genommen werden, denn diese Strahlen
gehen eben durch das hölzerne Stirmbrett
der Kamera genau ebenso hindurch wie durch
das Objektiv; außerdem scheinen dieselben
den Gesetzen der Brechung nicht unter-
worfen zu sein; die Glaslinsen sind also
vollkommen überflüssig. Brauchbar ist da-
gegen die Lochkamera, nur muß das mit
dem Loch versehene Stirnbrett aus dickem
Metall, am besten aus Blei, gefertigt sein.
Die schweren Metalle setzen nämlich dem
Gange der X-Strahlen einen erheblichen
Widerstand entgegen. Mit einer derartigen
Lochkamera gelang es Röntgen, bei ge-

schlossener Kassette eine photographische Auf-
nahme der Lichtquelle zu fertigen. Da der
hölzerne Kassettenschieber dem Gange der
X-Strahlen ein Hindernis nicht in den Weg
legt, so ist es nicht notwendig, denselben
aufzuziehen. Man kann bei geschlossener
Kassette exponieren.

Das einfachste bleibt nun, man belichtet
bei derartigen Versuchen ohne Zuhilfenahme
der Kamera. Legt man beispielsweise eine
kleine runde Bleiplatte auf den Deckel der
geschlossenen Kassette und läßt nunmehr in
I Nähe der Kassette den Jnduktionsfunken
durch dieHittorfscheRöhrehindurchschlagen,so
gelangen die X-
Strahlen durch
den Kassetten-
schieberzurpho-
tograpyischen
Platte und
werden nur an
derjenigen
Stelle zurück-
gehalten, wo die
Bleiplatte liegt.
Man erhält also
auf der photo-
graphischen
Platte den
Schattenriß der
Bleiplatte.
Ebenso wie die
schweren Me-
talle hemmen
den Gang der
X-Strahlen
auch andere
schwere, harte
Körper, so z. B.
Knochen. Rönt-
gen machte fol-
genden Versuch: Er legte seine Hand auf die ge-
schlossene Kassette und ließ nun die X-Strahlen
wirken. Letztere gingen durch die Weichteile
der Hand und durch den Kassettenschieber
glatt hindurch, wurden aber — wenn auch
nicht in so hohem Grade wie durch Blei —,
durch die Knochen zurückgehalten. Die photo-
graphische Platte zeigte also das Schatten-
bild der Handknochen. Selbst feine Struktur-
unterschiede im Knochen lassen sich im Bilde
deutlich erkennen. Hierin liegt der Praktische
Wert, welchen Röntgens Entdeckung für die
Medizin hat. Man wird künftig im stände
sein, bei Splitlerbrüchen der Knochen die
Lage der einzelnen Splitter im Körper genau
nachzuweisen; fernerhin wird sich die Lage
von Fremdkörpern, z. B. von Geschossen im
Körper des Menschen auf photographischem
Wege ermitteln lassen.

Ueber das Wesen der X-Strahlen, die
al,o em Photographieren durch die Wände
hindurch gestatten, ist man vorläufig noch
ganz im Unklaren.

Verwendung von -Mrcrwasser zum
Waschen der üZegauve.
uf Seereisen, wo man mit Süßwasser
sparsam umgehen muß, kann zum Aus-
waschen des Fixiernatrons sehr wohl See-

wasser benutzt werden. In letzterem ist das
Fixirnatron ebenso löslich wie in gewöhn-
lichem Wasser. Nur muß man, um den
Salzgehalt des Meerwassers zu entfernen,
nach beendigtem Waschen mit Süßwasser
nachspülen. Bei ruhiger See und nicht zu
schneller Vorwärtsbewegung des Schiffes
kann man den Plattenträger mit den Platten
von einem Seile hinter dem fahrenden
Schiffe nachschleifen lassen.

Vücherschau.

Photographischer Notiz-Kalender sür
das Jahr 18S6. Unter Mitwirkung von
Or. A. Mietde, herausgegeben von Or. F.
Stolze. (Halle a. S. Verlag von W. Knapp.
Preis 1.50 M.) Der vorliegende Kalender soll
Zwecken dienen, welche durch die bisher vorhandenen
entweder gar nicht oder nur in wenig vollkommener
Weise ersüllt wurden. Aussührlichere Abhandlungen
sind fortgelasjen, dagegen enthält das Buch möglichst
alles, was der Photograph braucht: Tabellen, Rat-
schläge und Rezepte in ungewöhnlicher Ausdehnung
und Zuverlässigkeit. Das Verzeichnis der Bezugs-
quellen ist ein reichhaltiges. Für ein „Verzeichnis
der täglichen Aufnahmen" sind einige Bogen locker
beigehestet, welche sich leicht herausnehmen und durch
neue ersetzen lagen. In einer besonderen Tabelle hat
vr. Miethe die Zahlen der Lichtverhältnisfe neu be-
rechnet. Das Verzeichnis der photographischen Vereine
in Deutschland und Oesterreich-Ungarn ist nach den
neuesten Quellen bearbeitet.

— Berlin. 20 Ansichten in Photogra-
vüre (Berlin, Diltniar Schweitzer. Ja Mappe U>M.).
Das geschmackvoll ausgestattete Album sälli unter der
großen Anzahl derartiger Sammelwerke angenehni
aus und bildet eine hübsche Erinnerungsgabe an einen
Ausenthalt in der Reichshauptstadt, wie es auch von
Einheimischen gewiß vielfach verwendet werden wird.
Auswärtigen ein Bild des heutigen Berlin zu geben.
In seiner Zusammensetzung, die das Allerneueste an
Bau- und Bildwerken berücksichtigt, ist es dazu sehr
wohl geeignet. Nebenstehende Abbildung möge eine
Probe aus dem Album geben. Eine hübsche Beigabe
ist das von Or. R. Neuhauß ausgenommene Straßen-
bild „Eile mit Weile".

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung -
Or. R. Neuhauß, Berlin, rv., kandgrafenßr. ll

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«eSaktiourlchluß 2Z. Jan. 1836. — Xurgatze 6. kcbr. I8S6.

Inhalt des zehnten Lestes: r»t: H. E. vo»

Berlepsch. Zum sünfundzwanzigsten Todestage
Moriz von Schwinde. — vr. Hans Barth Tie
Römische Kunstausstellung. — Personal- und Atelier-
nachrichten -c. -c. — Der Amateur-Photograph. —
Hiicderöeikagen: Moriz von Schwind. Die
Rückkehr des Grafen von Gleichen. — Derselbe.
Die Einweihung des Münsters zu Freiburg i. Br.
— Dersel be. Aus dem BilderchkluS zum „Märchen
von den sieben Raben". — Derselbe. Die Hoch-
zeitsreise.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwär tz.

Druck der Bruckmann'schen Buch- und Kunstdruckerei in München.
 
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