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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur u. vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0063
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Personal- und Atelier-Nachrichten.

4-

Apotheose so idealistisch Packend, wie kaum ein modernes Werk dieser
Art. Das Monument — die wahrhaft herrlichen Geniengestalten
sind aus Bronze, die Büste aus Marmor — hat die respektable
Höhe von 7 m. Nach einer solchen, geradezu prächtigen Leistung
erwähnen wir nur kurz noch, daß die frommen Jesuiten von
Viterbo dem Papste Leo XIII. in S. Jgnazio noch bei Lebzeiten
ein Denkmal setzen wollen, während ein konservatives Komitee in
Rom dem längst verstorbenen unglücklichen König Karl Albert in
der ewigen Stadt ein Reiterstandbild errichten wird. Die betref-
fenden Preisbewerbungen werden binnen kurzem veröffentlicht
werden, so daß die „schwarze", wie die „weiße" Kunst Gelegen-
heit haben wird, ihr Können zu zeigen. Freilich, wären die Je-
suiten von Viterbo gut beraten — sie würden sich ohne weiteres
an den oben erwähnten trefflichen Ferrari wenden. Als Schöpfer
des Giordano Bruno-Denkmals in Rom hat er ja bewiesen, daß
er geistliche Herren besser als jeder andere zu erfassen und dar-
zustellen versteht!

— Wien. Professor Franz Matsch ist, wie der
„M. A. Z." berichtet wird, mit der Ausführung des malerischen
Schmuckes der Universitäts-Aula betraut worden. Architektonisch
ist die Aula ein Prachtraum mit 28 Kompositsäulen in gelb-
lichem stucco lustro, welche die Galerie tragen. Darüber baut
sich eine Pilasterstellung mit gemalten Kappen auf. Freihand-
ornamente in Stuck überziehen die Decke, fünf Felder für den
Maler freilassend. Das Mittelfeld ist so umfangreich, daß das
hineinzukomponierende Gemälde nicht weniger als fünfzig Quadrat-
meter bedecken wird. Matsch, welcher sich eben ein großes Atelier
in Hietzing baut, dessen Raumverhältnisse ihm die Ausführung
dieses in die Decke einznfügenden Kolossalbildes gestatten werden,
ist derzeit mit dem Entwürfe beschäftigt. Auf dem Mittelbilde
wird der Künstler den „Sieg des Wissens über die Unwissenheit"
darstellen, während auf vier kleineren Bildern die „Fakultäten"
erscheinen. Drei derselben malt Gustav Klimt; die sechzehn
Zwickel der Hohlkehle werden mit Malereien geschmückt, welche
die einzelnen Wissenschaften versinnbildlichen. Nach den bedeu-
tenden Deckenbildern in den beiden Treppenhäusern des
Hofburgtheaters und den reizvollen Zwickelkouipositionen
im großen Stiegenhause des Kunstmuseums, Arbeiten,
welche den Ruf der beiden vorgenannten Künstler als
Monumentalmaler begründet haben, darf man auf die
Lösung der ihnen in der Hochschulaula gewordenen neuen
großen Aufgabe wohl gespannt sein. IK77II

». Düsseldorf. Professor Ernst Roeber hat die
Entwürfe zu seinen vier neuen Bildern für den Rat-
haussaal in Danzig vollendet. Dieselben stellen die vier
Herrschertugenden „Stärke", „Gerechtigkeit", „Weisheit"
und „Mäßigung" dar. Die Wahl dieser Motive war durch
die Ausstellung der drei Statuen preußischer Herrscher in
jenem Saale, derjenigen Friedrichs des Großen, Friedrich
Wilhelm III- und Wilhelm I. gegeben. Die Bilder werden
die Ecken des Rathanssaales schmücken, an deren Haupt-
wänden Ernst Roeber die großen Gemälde aus Danzigs
Geschichte bereits gemalt hat. Zunächst wird der Künstler
das allegorische Bild „Die Stärke" ausführen, welche, Per-
sonifiziert durch die Germania in monumental-bedeutender
Weise, kraftvoll wirkend, dargestellt ist. IK76SI

— Berlin. Die von Professor R. Siemering
geschaffene Statue der „Frau Gertraudt" auf der Brücke
gleichen Namens ist am 30. September enthüllt worden.

Wir werden im nächsten Hefte eine Abbildung dieses
in seinem Realismus äußerst lebensvollen Werkes bringen,
das dem nüchternen Berliner Stadtteil, in dem es aufge-
stellt ist, zur Zierde gereicht. lesvs;

— Wien. Professor I. Koppay ist von der
Kaiserin von Rußland, welche von ihm wiederholt Por-
trätiert wurde, durch ein kostbares Geschenk, einen Ring
mit einem außergewöhnlich großen Solitär an der Seite
eines Smaragds, geehrt worden. Mv?!

— Berlin. Die in Heft 23 des vor. I. bereits er-
wähnte neue Zeichnung Kaiser Wilhelms II. ist
jetzt in Photogravüre-Reproduktion im Kunsthandel er-
schienen. Das eine Friedens-Allegorie darstellende Blatt
trägt als Motto die Worte „Niemand zu Liebe, Niemand
zu Leide! Wilhelm I. K." lksosi

— München. Akademie der bildenden Künste.

Zum Direktor für die Studienjahre 1896/97, 1897/98
und 1898/99 wurde der ordentliche Professor und seit-
herige Direktor Ludwig v. Löfftz ernannt. lK79s;

8N. Berlin. Der durch seine überaus naturwahren

und fein beobachteten Tier- und Landschaftsbilder bekannte Maler
Richard Friese, sowie der Marinemaler Hugo Schnars-
A lquist, haben vom Minister das Prädikat „Professor" beigelegt
erhalten. lb7S4s

— Amsterdam. Der bekannte Kunsthistoriker vr. Cornelis
Hofstede de Groot, bislang Unterdirektor der Gemäldegalerie
im Haag, ist zum Direktor des hiesigen Kupferstichkabinetts be-
rufen worden. !K7S8s

— Berlin Dem Maler Grafen Ferd. von Harrach
ist vom Kaiser der Titel Wirklicher Geheimrat mit dem Prädikat
Excellenz verliehen worden. Außer ihm besitzt von Künstlern
nur noch Adolf Menzel diese Auszeichnung. 16808s

— Hamburg. Der Direktor der hiesigen Kunsthalle,
Professor vr. Alfred Lichtwark, ist von der französischen Re-
gierung zum Ritter der Ehrenlegion ernannt worden. IK7971

— Gestorben: In Nantes am 24. September, 60 Jahre,
der Pariser Maler Emanuel Benner, geboren in Mülhausen
i. Elf.; in Wimbledon bei London der Maler Fred Barnard,
durch eine Feuersbrunst im Bette erstickt; in München der Genre-
maler Hermann Ziebland; in Stuttgart der Historienmaler
Professor Jakob Grünenwald. l679Ss

k. Hannover. Der im Aufträge des Kaisers von Prof.
A. Liezen-Mayer in München gemalte Vorhang für das Kgl.
Theater ist vollendet und wird als Ersatz für den schadhaft ge-
wordenen Rambergschen anfangs Dezember an Ort und Stelle
aufgehängt werden. Die neue Gardine hat eine Größe von
9:12 rn und wird sich im Gedanken und in der Farbe den
acht Gemälden A. v Krelings an der Decke des Logenhauses,
welche die Poesie, das Lust-, Trauer- und Schauspiel, die ernste
und komische Oper, Musik und Tanz darstellen, aufs beste an-
schließen. Die figurenreiche Komposition zeigt, von der Sonne
bestrahlt und auf Wolken thronend, Apoll mit der Leier in der
Hand, der mit seinem Gesänge die Musen der Tragödie und der
Komödie, der Geschichte, der Musik und des Tanzes begeistert,
die unter ihm im Reigen dahinschweben. Singende und tanzende

Bildnis des Dichlers Tofmww. von I. Rexin.
 
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