Personal- und Atelier-Nachrichten.
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Figuren, die Gestalten eines antiken Kriegers und friedlich ruhender
Hirten, die Krieg und Frieden versinnbildlichen, zeigen den Ein-
fluß der ernsten und heiteren Kunst auf das menschliche Geschlecht.
Im Schutze des Friedens streuen nach unten hin schönbewegte
Genien Blumen auf die Stadt Hannover, deren Konturen am
Rande des Vorhangs sichtbar werden. l68ii;
tr. Düsseldorf. Die Wandgemälde im Saale des
Rathauses sind vertragsmäßig am t. Oktober d. I. fertig-
gestellt, und es hat die Abnahme derselben seitens der dazu ein-
gesetzten Kommission stattgefunden. Die Kosten der Ausmalung
des Saales waren auf 60 000 M. veranschlagt, die Hälfte hier-
von steuerte die Kgl. Staatsregierung, die andere der Kunstverein
Wallnnnrres. von Hubert Salentin.
für die Rheinlande und Westfalen bei. Die Stadt Düsseldorf
hatte die Kosten der veränderten Architektur, sowie diejenigen der
Herstellung der Malflächen und des nebensächlichen Schmuckes,
wie auch des Wettbewerbs zu tragen. Das größte der Bilder an
der Hauptwand, dem Fenster gegenüber, hat F. Klein-Chevalier
gemalt. Es stellt einen Moment aus dem Leben des volks-
tümlichsten Landesfürsten, des Kurfürsten Johann Wilhelm dar,
denjenigen, wie der Graf Mattes Alberti an: Rheinufer unweit
des ehemaligen alten Schlosses die Pläne für das geplante neue
Schloß in der Neustadt dem Fiirsten vorlegt und mit einem Hin-
weis auf die Oertlichkeit erläutert. Das Bild, mit den Gerhard-
schen Caseinfarben gemalt, deren Leuchtkraft und vorzügliche Ver-
wendbarkeit sich bei diesem wie bei den übrigen Rathausbildern
wieder bewährt hat, ist von bedeutender monumentaler Wirkung.
An den weniger günstig beleuchteten Seitenwänden haben Prof.
Albert Baur und Fritz Neuhaus ihre Bilder gemalt. A. Baur
hat die versuchte Besitzergreifung Düsseldorfs durch Kur-Branden-
burg dargestellt. Nach dem Tode des Herzogs Johann Wilhelm
von Jülich-Cleve-Berg entbrannte der Jülich-CleveschejjErbfolge-
streit zwischen Sachsen, Brandenburg und Pfalz-Neuburg. Das
Bild stellt die Anheftung des Besitzergreifungspatentes an das
alte Bererthor durch kurbrandenburgische Reiter dar. Die Wieder-
gabe des Vorganges ist sehr lebendig und die Wirkung des Bildes
in seiner, kräftiger Farbengebung und Haltung auch an dem
ziemlich ungünstigen Platze vorzüglich. Von Albert Baurs Hand
gemalt sind auch die vier oblongen Bilder, welche die Vaterlands-
liebe, die Wissenschaft, die Kunst und den Gewerbesleiß allegorisch
darstellen, und welche zu Pflegen und zu fördern ein großes
Gemeinwesen berufen ist. Die Wahl dieser Motive für den
Rathaussaal darf als sehr glücklich bezeichnet werden. Das dritte
große Wandgemälde an dem dem Baurschen Bilde gegen-
überliegenden Bilde von Fritz Neuhaus soll die Erinnerung
an den denkwürdigen -Besuch Kaiser Wilhelm I. und der
Kaiserin Augusta in Düsseldorf im Jahre 1884 verewigen.
Es stellt die Anwesenheit des Kaiserpaares und der übrigen
Mitglieder der kaiserlichen Familie im „Malkasten" dar,
wo die Künstlerschaft das großartige Kaiserfest veranstaltete.
Neuhans hat den Moment gewählt, wie das lebende Bild
„Blüchers Uebergang über den Rhein am 1. Januar 1814"
den hohen Beschauern vorgesührt wird. Das Kaiserpaar
sieht von einem erhöhten Sitze dem Festspiel zu. Vor den
Stufen, zur Seite, steht Wilhelm Camphausen, der das
vorgeführte lebende Bild stellte und dasselbe erläuterte.
Im Vordergründe sind viele interessante und wohlge-
lungene Porträtfiguren: der Kronprinz Friedrich Wilhelm,
Prinz Friedrich Karl und mehrere hervorragende Künstler,
wie Andreas Achenbach, Christian Kröner, Carl Hoff u. a.
Auch dieses Bild ist trotz der mangelhaften Beleuchtung,
dank der leuchtenden Caseinfarben stark und bedeutend in
der Wirkung. Der Rathaussaal mit seinen monumentalen
Malereien ist eine hervorragende neue Sehenswürdigkeit
Düsseldorfs. 1«?««)
- Karlsruhe. (Jubiläumsfestlichkeiten und
-Ausstellung.) Die badische Residenz und mit ihr das
ganze, in Angelegenheiten der Kunst ohnehin jeweils von
ihr abhängige badische Land stand diesen Herbst gänzlich
unter dem gewaltigen Eindruck der zu Ehren des 70. Ge-
burtstages des allbeliebten Großherzogs Friedrich in seiner
Hauptstadt veranstalteten Festlichkeiten. Der Gipfelpunkt
der künstlerischen Leistungen war hierbei zweifellos der
große historische Festzug, der sich am 9. Sept. in bisher
noch nirgends dagewesener Größe und Staltlichkeit von
40 Festwagen und 4000 Teilnehmern durch die reich und
zumeist auch ziemlich geschmackvoll dekorierten, menschen-
erfüllten Hauptstraßen Karlsruhes hindurchwand. Der
Entwurf und die Ausführung des Ganzen rührte bekannt-
lich von dem hiesigen Kunstgewerbeschuldirektor Goetz her,
einem reichbegabten, vielseitigsten Manne, der mit jeinen
zahlreichen, ihm treu ergebenen Stabe von Gehilfen und
Mitarbeitern das badische Kunstleben namentlich, speziell
auf dem Gebiete des Kunstgewerbes und der dekorativen
Kunst, beherrscht, wie seiner Zeit ein großer, jetzt von
kleinen Kläffern vielgeschmähter Staatsmann das deutsche
Vaterland. Man kann gewiß nicht behaupten, daß
Direktor Goetz seiner recht schwierigen Aufgabe nicht voll-
auf gewachsen gewesen wäre, lieber hätten wir aber doch
gesehen, wenn der einzig richtige Mann, den die badische
Residenz dafür besitzt, in Aussicht genommen worden
wäre, statt, wie es dessen Art ist, sich in bescheidener
Vornehmheit von allem Derartigen zurückzuziehen. Wer Gelegen-
heit gehabt hat, die prachtvollen Freskogemälde in der König
Karls-Halle des von dem genialen Dänen Skjold Neckelmaun in
Stuttgart erbauten Landes - Gewerbemuseums zu bewundern
konnte nicht den geringsten Zweifel hegen, daß ihr reichbegabter
Schöpfer, Ferdinand Keller, unseren staunenden Augen etwas
Neues, Ueberraschendes, Geniales geboten hätte, das wir doch in
dem uns Vorgeführten hier und da recht auffällig vermißten, so
tüchtig auch im großen und ganzen die Leistung war. Die Karls-
ruher Künstlerschaft war daher, viel durch ihr eigenes Verschulden,
auf die Ausschmückung vereinzelter Festwagen -c. zurückgedrängt,
wobei sie noch den Löwenanteil daran Architekten, Dekorations-
malern und Kunstgewerblern überlassen mußte, und hierin
leisteten auch die Maler Heilig, Kemmer, Straßberger, Kley,
Juncker, Hollmann und Geiger in Freiburg, von dem der wirk-
lich großartige Wagen des dortigen Mrinsterbauvereins herrührte,
recht Tüchtiges und Anerkennenswertes. Leider entsprach gerade
der eigentliche Festwagen der Kunst, im wesentlichen von Franz
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Figuren, die Gestalten eines antiken Kriegers und friedlich ruhender
Hirten, die Krieg und Frieden versinnbildlichen, zeigen den Ein-
fluß der ernsten und heiteren Kunst auf das menschliche Geschlecht.
Im Schutze des Friedens streuen nach unten hin schönbewegte
Genien Blumen auf die Stadt Hannover, deren Konturen am
Rande des Vorhangs sichtbar werden. l68ii;
tr. Düsseldorf. Die Wandgemälde im Saale des
Rathauses sind vertragsmäßig am t. Oktober d. I. fertig-
gestellt, und es hat die Abnahme derselben seitens der dazu ein-
gesetzten Kommission stattgefunden. Die Kosten der Ausmalung
des Saales waren auf 60 000 M. veranschlagt, die Hälfte hier-
von steuerte die Kgl. Staatsregierung, die andere der Kunstverein
Wallnnnrres. von Hubert Salentin.
für die Rheinlande und Westfalen bei. Die Stadt Düsseldorf
hatte die Kosten der veränderten Architektur, sowie diejenigen der
Herstellung der Malflächen und des nebensächlichen Schmuckes,
wie auch des Wettbewerbs zu tragen. Das größte der Bilder an
der Hauptwand, dem Fenster gegenüber, hat F. Klein-Chevalier
gemalt. Es stellt einen Moment aus dem Leben des volks-
tümlichsten Landesfürsten, des Kurfürsten Johann Wilhelm dar,
denjenigen, wie der Graf Mattes Alberti an: Rheinufer unweit
des ehemaligen alten Schlosses die Pläne für das geplante neue
Schloß in der Neustadt dem Fiirsten vorlegt und mit einem Hin-
weis auf die Oertlichkeit erläutert. Das Bild, mit den Gerhard-
schen Caseinfarben gemalt, deren Leuchtkraft und vorzügliche Ver-
wendbarkeit sich bei diesem wie bei den übrigen Rathausbildern
wieder bewährt hat, ist von bedeutender monumentaler Wirkung.
An den weniger günstig beleuchteten Seitenwänden haben Prof.
Albert Baur und Fritz Neuhaus ihre Bilder gemalt. A. Baur
hat die versuchte Besitzergreifung Düsseldorfs durch Kur-Branden-
burg dargestellt. Nach dem Tode des Herzogs Johann Wilhelm
von Jülich-Cleve-Berg entbrannte der Jülich-CleveschejjErbfolge-
streit zwischen Sachsen, Brandenburg und Pfalz-Neuburg. Das
Bild stellt die Anheftung des Besitzergreifungspatentes an das
alte Bererthor durch kurbrandenburgische Reiter dar. Die Wieder-
gabe des Vorganges ist sehr lebendig und die Wirkung des Bildes
in seiner, kräftiger Farbengebung und Haltung auch an dem
ziemlich ungünstigen Platze vorzüglich. Von Albert Baurs Hand
gemalt sind auch die vier oblongen Bilder, welche die Vaterlands-
liebe, die Wissenschaft, die Kunst und den Gewerbesleiß allegorisch
darstellen, und welche zu Pflegen und zu fördern ein großes
Gemeinwesen berufen ist. Die Wahl dieser Motive für den
Rathaussaal darf als sehr glücklich bezeichnet werden. Das dritte
große Wandgemälde an dem dem Baurschen Bilde gegen-
überliegenden Bilde von Fritz Neuhaus soll die Erinnerung
an den denkwürdigen -Besuch Kaiser Wilhelm I. und der
Kaiserin Augusta in Düsseldorf im Jahre 1884 verewigen.
Es stellt die Anwesenheit des Kaiserpaares und der übrigen
Mitglieder der kaiserlichen Familie im „Malkasten" dar,
wo die Künstlerschaft das großartige Kaiserfest veranstaltete.
Neuhans hat den Moment gewählt, wie das lebende Bild
„Blüchers Uebergang über den Rhein am 1. Januar 1814"
den hohen Beschauern vorgesührt wird. Das Kaiserpaar
sieht von einem erhöhten Sitze dem Festspiel zu. Vor den
Stufen, zur Seite, steht Wilhelm Camphausen, der das
vorgeführte lebende Bild stellte und dasselbe erläuterte.
Im Vordergründe sind viele interessante und wohlge-
lungene Porträtfiguren: der Kronprinz Friedrich Wilhelm,
Prinz Friedrich Karl und mehrere hervorragende Künstler,
wie Andreas Achenbach, Christian Kröner, Carl Hoff u. a.
Auch dieses Bild ist trotz der mangelhaften Beleuchtung,
dank der leuchtenden Caseinfarben stark und bedeutend in
der Wirkung. Der Rathaussaal mit seinen monumentalen
Malereien ist eine hervorragende neue Sehenswürdigkeit
Düsseldorfs. 1«?««)
- Karlsruhe. (Jubiläumsfestlichkeiten und
-Ausstellung.) Die badische Residenz und mit ihr das
ganze, in Angelegenheiten der Kunst ohnehin jeweils von
ihr abhängige badische Land stand diesen Herbst gänzlich
unter dem gewaltigen Eindruck der zu Ehren des 70. Ge-
burtstages des allbeliebten Großherzogs Friedrich in seiner
Hauptstadt veranstalteten Festlichkeiten. Der Gipfelpunkt
der künstlerischen Leistungen war hierbei zweifellos der
große historische Festzug, der sich am 9. Sept. in bisher
noch nirgends dagewesener Größe und Staltlichkeit von
40 Festwagen und 4000 Teilnehmern durch die reich und
zumeist auch ziemlich geschmackvoll dekorierten, menschen-
erfüllten Hauptstraßen Karlsruhes hindurchwand. Der
Entwurf und die Ausführung des Ganzen rührte bekannt-
lich von dem hiesigen Kunstgewerbeschuldirektor Goetz her,
einem reichbegabten, vielseitigsten Manne, der mit jeinen
zahlreichen, ihm treu ergebenen Stabe von Gehilfen und
Mitarbeitern das badische Kunstleben namentlich, speziell
auf dem Gebiete des Kunstgewerbes und der dekorativen
Kunst, beherrscht, wie seiner Zeit ein großer, jetzt von
kleinen Kläffern vielgeschmähter Staatsmann das deutsche
Vaterland. Man kann gewiß nicht behaupten, daß
Direktor Goetz seiner recht schwierigen Aufgabe nicht voll-
auf gewachsen gewesen wäre, lieber hätten wir aber doch
gesehen, wenn der einzig richtige Mann, den die badische
Residenz dafür besitzt, in Aussicht genommen worden
wäre, statt, wie es dessen Art ist, sich in bescheidener
Vornehmheit von allem Derartigen zurückzuziehen. Wer Gelegen-
heit gehabt hat, die prachtvollen Freskogemälde in der König
Karls-Halle des von dem genialen Dänen Skjold Neckelmaun in
Stuttgart erbauten Landes - Gewerbemuseums zu bewundern
konnte nicht den geringsten Zweifel hegen, daß ihr reichbegabter
Schöpfer, Ferdinand Keller, unseren staunenden Augen etwas
Neues, Ueberraschendes, Geniales geboten hätte, das wir doch in
dem uns Vorgeführten hier und da recht auffällig vermißten, so
tüchtig auch im großen und ganzen die Leistung war. Die Karls-
ruher Künstlerschaft war daher, viel durch ihr eigenes Verschulden,
auf die Ausschmückung vereinzelter Festwagen -c. zurückgedrängt,
wobei sie noch den Löwenanteil daran Architekten, Dekorations-
malern und Kunstgewerblern überlassen mußte, und hierin
leisteten auch die Maler Heilig, Kemmer, Straßberger, Kley,
Juncker, Hollmann und Geiger in Freiburg, von dem der wirk-
lich großartige Wagen des dortigen Mrinsterbauvereins herrührte,
recht Tüchtiges und Anerkennenswertes. Leider entsprach gerade
der eigentliche Festwagen der Kunst, im wesentlichen von Franz