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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Voss, Georg: Die Venezianische Kunstausstellung
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Fritz Reuter als Zeichner: nach Karl Theodor Gaedertz: "Aus Fritz Reuters jungen und alten Tagen"
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0361

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von Georg voß. — Fritz'Reuter als Zeichner.

287

der in Paris lebenden Amerikaner, der Belgier, der
Holländer und znm Teil auch der skandinavischen
Völker in einer Auswahl guter Proben der verschiedensten
Richtungen des modernen Kunstschaffens kennen lernen
will, findet dazu in diesen so geschmackvoll und behaglich
eingerichteten Sälen vortreffliche Gelegenheit. Die übrigen
Abteilungen bieten nur wenig Hervorragendes. Aller-
dings, eine köstliche Perle birgt der Saal der Russen.
Dort hängt eines der Hanptbilder der ganzen Ausstellung,
„Die Versöhnung nach dem Duell" von Rep in. Dieses
Werk verdient die eingehendste Beachtung. Eine Scene
aus dem militärischen Leben der Gegenwart ist hier mit
einem charaktervollen Ernst und einer Schönheit dargestellt,
die bisher noch kein anderer moderner Künstler aus diesem

schwierigen Gebiete erreicht hatte. Auf der ganzen Soldaten-
malerei unserer Zeit schien bisher etwas wie ein Bann zu
liegen. Die Rücksicht auf die schreienden Farben der Uni-
formen und allerlei militärische Etikettefragen haben nirgends
eine vollkommen befriedigende Lösung der Darstellung des
Soldatenlebens der Gegenwart zugelassen, trotzdem die
Fürstenhöfe, die Regimentskasinos und die öffentlichen
Kunstverwaltungen gerade diesen Aufgaben stets die weit-
gehendste Pflege gewidmet haben. Hoffentlich wird Repins
schönes Bild aus seinen weiteren Ausstellungsreisen bald
auch einmal nach Berlin gelangen. Dort vor allen Dingen
ist es an der Zeit, daß in der Darstellung der militä-
rischen Ereignisse endlich einmal andere Ideale zur Herr-
schaft gelangen, als dies bisher der Fall war.

Fnrz Kemer alF Zeichner.

Vach Karl Theodor Gaedertz: „Aus Fritz Reuters jungen und alten Tagen."


ancher von unseren Lesern fragt wohl zuerst ver-
wundert: „Wie, der liebenswürdige plattdeutsche
Poet ein Zeichner, im engeren Sinne des Wortes ein
Künstler?" Bei einigem Nachdenken wird man sich
freilich entsinnen, daß der Dichter selbst in „Ut mine
Festungstid" als Trostmittel und besten Zeitvertreib
die Ausübung seines
Zeichentalents launig
schildert, wodurch er
nicht nur seine Leidens-
gefährten erfreute, son-
dern auch bei den
Kommandanten und
Beamten bald einen
Stein im Brett hatte.

Er porträtierte sie sämt-
lich in Oel und Wasser-
farben, in Pastell, mit
schwarzer Kreide, mit
Feder oder Bleistift, je
nachdem, und bereitete
dadurch den Angehöri-
gen oft große Freude.

Eine besondere Treff-
sicherheit im Zeichnen
der Köpfe wurde ihm
nachgerühmt.

Es ist nun das
Verdienst des kgl. Bib-
liothekars Or. Karl
Theodor Gaedertz, uns
mit den Erzeugnissen
der zeichnerischen Tä-
tigkeit des berühmten
Schriftstellers bekannt
gemacht zu haben. In
zwei reich illustrierten
Bänden „Aus FritzReu-
ters jungen und alten
Tagen" (Hinstorffsche
Hofbuchhandung, Wis-
mar) giebt Gaedertz,
eine erstaunliche Fülle
von Proben der Zeichen-
kunst dieses gemütvollen

Humoristen. Den literarischen Wert beider Bücher hier
hervorzuheben, ist nicht unsere Aufgabe, wohl aber die
künstlerische Fähigkeit und Bethätigung des Helden näher
zu betrachten.

Bereits auf den Gymnasien zu Friedland i. M.
und Parchim hat der junge Reuter die Zeichenstunden

zur Zufriedenheit seiner
Lehrer genossen und oft
Lobsprüche geerntet. Ja,
er wollte allen Ernstes
Maler werden, wogegen
der Vater ein Veto ein-
legte. Namentlich die
Köpfe gelangen ihm
vorzüglich. „Des
Achilles erinnern wir
uns besonders, da uns
der stolze Helm sehr
imponiert hatte, eine
Skizze in schwarzer
Kreide", berichtet ein
Schulkamerad. Sein
eigenes Porträt als
Sekundaner ist noch
vorhanden: ein freund-
liches, etwas schmales
Gesicht mit klaren
Augen und üppigem,
welligem Haar, und,
mit gleichzeitiger Unter-
schrift, von Gaedertz in
trefflicher Reproduktion
geboten. Dies Bild,
wie alle übrigen, hat
der unermüdliche For-
scher in den verschieden-
sten Gegenden Deutsch-
lands und des Aus-
landes, nicht nur in
der Heimat Reuters,
Mecklenburg, aufge-
funden.

Interessant sind die
Mitteilungen aus dem
Schülerllammbuch, das

Fritz Keulers Selbstbildnis.
 
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