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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Raphaels, Jul.: Die Photographie für Maler
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Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst - Vermischte Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Vom Kunstmarkt - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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Die Photographie für Maler. Don Jul. Raphaels. — Runstlitteratur und vervielfältigende Kunst.

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Lühe an einem Wasser, von R. K. Huber.

ein Werk, z. B. mittelst seines Kupferdruckprozesses repro-
duziert, ist diese Vervielfältigung für sich ein Kunstwerk.
Aber gewöhnlich ist es anders: der Holzschneider, dem
man diese Arbeit überläßt, ist kein solcher Künstler. Der
Maler verzichtet gern auf das „Künstlerische", welches
der Holzschneider in sein Werk hineinzulegen versucht:
auf das Künstlerische, welches seine eigene Sache verdirbt.

D. Heinrich Brunn, Griechische Kunstgeschichte.
Nachgelassene Teile, herausgegebcn von A. Flasch. Zweites
Buch: Die archaische Kunst. (München 1897, Verlagsanstalt
F. Bruckmann A.-G. Preis 7'/? M.) Es ist eine eigentümliche
Schickung, daß der Mann, der wie kein anderer seit Winckel-
mann den künstlerischen Gehalt der Antike zu deuten verstand,
niemals den Boden Griechenlands betreten hat. Ein noch schwereres
Verhängnis aber war es, daß Brunn das Werk, das seine Lebens-
arbeit hätte klönen sollen, die griechische Kunstgeschichte, nicht
selbst zu Ende geführt hat. Das Werk war gegen die Mitte
der siebziger Jahre bereits in wesentlichen Teilen fertig gestellt.
Wäre es damals erschienen, so hätte es am Ende einer Epoche
der Archäologie gestanden, der Brunns Geist den Stempel auf-
gedrückt hatte, und es hätte in der harmonischen Abrundung,
nach der Brunns Eigenart immer strebte, ein von der berufensten
Hand entworfenes Bild von dem damaligen Wissen über die
Geschichte der griechischen Kunst gegeben. Aber eine neue Periode
der Archäologie, die Epoche der Ausgrabungen auf
griechischem Boden, begann gerade damals mit der
Aufdeckung von Olympia, und seitdem hat jedes
Jahr neue Monumente, neue entscheidende Tat-
sachen ans Licht gebracht. Brunn versuchte, sie
nach und nach in das fertige Gerüst seiner Kunst-
geschichte einzufügen, aber gegenüber der ungeheuren
Fülle des neuen Stoffes und bei zunehmendem
Alter hat er die Aufgabe nur zu einem Teil be-
wältigen können; nur das erste Buch der Kunst-
geschichte hat er noch selbst herausgegeben (1893).

Daß die Arbeit sich so lange verzögert hatte, lag
nicht nur in den äußeren Verhältnissen, sondern
mindestens zu gleichen Teilen auch in Brunns
Eigenart begründet. Er vermochte sich niemals die
Urteile anderer als fertige Bausteine anzueignen,
sondern wo immer er zu einer bestimmten An-
schauung gelangte, war sie ein Selbsterarbeitetes,
man kann sagen ein persönliches Erlebnis. Dieser
Umstand, der der Vollendung der Kunstgeschichte
verhängnisvoll wurde, weil er ein langsames Aus-
reisen neuer Eindrücke erforderte, ist aber grade
das, was den „nachgelassenen Teilen" ihren Haupt-
wert verleiht. Sie werden in den Kreisen der
zünftigen Archäologie mehr als ein historisches
Denkmal betrachtet werden, denn die Ideen, die
Brunn darin niedergelegt hat, haben infolge seiner

ausgebreiteten Lehrthätigkeit schon auf Generationen
von Archäologen gewirkt. Zudem ist die Wissen-
schaft heutzutage infolge der großen Fülle neuen
Materials mehr auf historisch-kritische Einzelarbeit
hingewiesen. Brunns Art ist anders. Wie Winckel-
mann betrachtet er das Kunstwerk nicht ausschließ-
lich als das Glied einer langen Kette von Erschei-
nungen, die sich untereinander bedingen, sondern
als das zu einem Persönlichen gewordene Produkt
großer immanenter Gesetze des menschlichen Geistes.
Mit anderen Worten die ästhetisch-philosophische
Forschung?- und Betrachtungsweise geht bei ihm
mit der rein historischen Hand in Hand, sie ist
häufig sogar die vorherrschende, denn sie macht
einen wesentlichen Teil seiner Methode aus. Des-
halb sind seine Anschauungen auch da noch wert-
voll, wo durch neuere Funde unsere Kenntnis der
griechischen Kunst auf eine breitere Basis gestellt
ist. Seine Art, sich mit dem feinsten Anempfin-
dungsvermögen in die Lebensbedingungen und
die Formensprache eines Kunstwerks einzusühlen,
wird — des sind wir sicher — in einer späteren Periode der
Archäologie, sobald die heutzutage extrem gehandhabte historische
Methode einen neuen Untergrund von Thatsachen vorbereitet haben
wird, von neuem eine nachhaltige Wirkung üben. Den Lesern
dieser Zeitschrift aber ist das Buch zu empfehlen als die Aeußerung
eines ausgereiften und innerlich harmonischen Geistes, dessen
Eigenart der griechischen Einfachheit und Klarheit kongenial war.
Wem es um ein ernsthaftes Eindringen in die Formen- und
Gedankenwelt der griechischen Kunst zu thun ist, der findet hier
eine von großen und durch und durch künstlerischen Gesichts-
punkten geschriebene Einführung. Das jetzt erschienene zweite
Buch behandelt die Periode des Werdens von der altertümlichen
monumentalen Kunst an bis zu der Zeit vor Phidias' Auftreten,
die Zeit also, die durch die eigenartig strenge Folgerichtigkeit der
Entwicklung kunstpsychologisch besonders reizvoll ist. Das dritte
und letzte Buch, das demnächst folgen wird, wird die Epoche des
Phidias und das vierte Jahrhundert vor Christus zum Gegen-
stand haben. Der Herausgeber hat sich darauf beschränkt, das
Brunnsche Manuskript mit wenigen Anmerkungen und mit Ver-
weisen auf neuere Litteratur und Abbildungen zu versehen, in
der richtigen Erkenntnis, daß ein Werk von so ausgeprägter
persönlicher Eigenart von keinem anderen, und wenn er noch
so sehr mit Brunns Anschauungen und Denkweise vertraut ist,
hätte vervollständigt werden können und dürfen. Esis;

R. Dt. Otto Knille, Wollen und Können in der
Malerei. (Berlin, F. Fontane L Cie. 2 M.) Wenn ein
Künstler, der selber etwas Tüchtiges leistet, über seine Kunst
schreibt, so ist das fast immer fruchtbar. Vorab, wenn er neben-
bei noch ein so geistvoller, hochgebildeter Mann ist, wie der Ver-
fasser der vorliegenden Schrift. In solchem Falle könnte man
auch ganz anderer Meinung sein, als er, und seine Streitschrift

Landschaft (Monk Venkoux bei Vaison in Frankreich),
von I. !v. Schirmer.

VII. Internationale Kunstausstellung zu München.
 
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