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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Albert Keller
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Albert Keller.

von D. L. von Berlepsch.


In Nr. 81 der „Beilage zur Allgemeinen Zeitung" vom Jahre 1871
— wv Fr. Pecht u. a. unverhohlen sagt: „Wir haben allen Grund,
uns zusammenzunehmen im neuen deutschen Reich, denn eine unter den
Nationen durch Waffengewalt errungene hohe Stellung wird nur be-
hauptet durch die Leistungen der Kunst, Wissenschaft und Industrie, speziell
auch der Knnstindnstrie" (was ist aus ihr in den letzten zwanzig Jahren
anderes geworden als ein greisenhaftes, überall die Spuren des Maras-
mus zeigendes Wesen, dank.) —, nun in genannter Zeitungs-

nnmmer ist auch des langen und breiten die Rede von einem damals
ausgestellten Bilde: „Es führt uns in den modernen Salon. Ein blut-
junger Lieutenant steht aus der Schwelle, die von demselben in ein
Boudoir führt, unschlüssig, ob er den Lockungen einer Dame, die in
diesem Allerheiligstcn mit schmelzenden Blicken gegen ihn die Tasten
regt, folgen, oder bei einer anderen, der er sich offenbar bisher gewidmet
hat, bleiben soll, u. s. w." Das Bild, auffällig durch die Breite und
Stärke der Farbe, rührte von Albert Keller her, der in der Folge
durch die „Audienz bei Ludwig XV. und einige andere Arbeiten er-
Albrrt Keller. zählenden Inhalts von eigenartig kräftiger Behandlung der Farbe die

Aufmerksamkeit weiterer Kreise auf sich lenkte.

Der Künstler ist nicht lange in den Bahnen des „erzählenden Malers geblieben". Die Liebe für
reiche Interieurs hat er zwar behalten, aber in persönlicher Weise Weiterentwickelt. Bei seinen späteren
Arbeiten dieser Art handelte es sich nicht um die möglichst weit getriebene Ausführung jedes nebensächlichen
Dinges, sondern um die malerische Gesamterscheinung, um die Vereinigung der Gegensätze zum vollendeten
Ensemble. Es steckte in dem Künstler zu viel originale Kraft, als das; er in der Lösung solcher Aufgaben
nicht seine ganz eigenartigen Anschauungen immer weiter ansgebildet hätte. Eine „lauschende Kammer-
zofe", ein niedliches Ding, das hinter schwerer Portiere stehend, beobachtet, was im nächsten Zimmer
passiert, und eines wenige andere dieses Genres bezeichnet also die Frühzeit, den Anfang des Schaffens. Gleich-
falls in die ersten Jahre dürfte eine „Atelier-Scene", weiter die Darstellung einer lustigen „Bade-
gesellschaft auf Wyk" mit großem landschaftlichem
Hintergründe fallen. Mit einem kurze Zeit darauf
entstandenen Werke, „Chopin" betitelt, — es zeigt zwei
Damen, von denen die eine am Klavier sitzt, während
die andere, in Sinnen versunken, den schwermütigen
Melodien des polnischen Komponisten lauscht — ver-
band sich für den Künstler ein durchschlagender Erfolg.

Das Bild war durch und durch koloristisch gedacht, es
handelte sich nicht mehr um Erzählung, sondern um
Empfindung. „Musik", sagte mir Keller einmal, „ist
für mich immer Anregung, denn unwillkürlich entspringen
der akustischen Empfindung optische Vorstellungen; ich
sehe ganze große Gebilde vor mich hingezaubert und
gar viele meiner Arbeiten sind solchen Eindrücken ent-
sprungen."

Mit dem Datum 1880 sind weitere, für den
Entwicklungsgang charakteristische Arbeiten bezeichnet.

Angeregt durch Reisen hat Keller sich in das Studium
des klassischen Altertums versenkt. Die mächtigen und
prächtigen Architektnrreste der Vergangenheit steigen vor
ihm in vollem Glanze wieder empor aus Schutt und
Trümmern; er belebt sie mit entsprechenden Figuren.,

Nehmen wir das erste beste, ein „Römisches Frauenbad".

Im weiten Marmorbecken eines von hohen,
schattenspcndenden Bäumen umgebenen Teiches Plätschern

zierliche Franen-Erscheinungen, jeder hindernden Kleider- Zur Kudien; bei Ludwig x.v. von Albert Keller.

Die Kunst für Alle XII, 13. 1. April 1897

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