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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen – Vermischte Nachrichten – Denkmäler - Kunstlitteratur u. vervielf. Kunst
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Personal- und Atelier-Nachrichten.

297

— München. Ein
Mitglied der älteren Mün-
chener Bildhauerschule, Pro-
fessor Johann Christian
Hirt, Ehrenmitglied der k.
Akademie der Künste, den
Lesern der „K. f. A." aus
mancher von uns gebrachten
Nachbildung seiner Schö-
pfungen bekannt, ist nach
langem Leiden am 19. August
verschieden. In ihm ist eine
echte Künstlernatur dahin-
gegangen, die, in Verach-
tung aller Künstelei, be-
scheiden und anspruchslos
ihren Weg ging und in
unermüdlichem, rastlosen
Schaffen sich selbst nie genug
,, , . thun konnte. Geboren am

Joynnn Lhr.st. H.rt. 4. März 1836 zu Fürth als

(7 19. Uugust 1SS7> der Sohn eines Kammfabri-

kanten, fand der Verstorbene nach beendigter Schulzeit in dem Ge-
schäft seines Oheims, welcher mit
Elfenbeinschnitzereien handelte, zu-
nächst einige Gelegenheit, sich künst-
lerischer Thätigkeit zu widmen. In
daneben betriebener eifriger Aus-
übung der Zeichenkunst fort und fort
mehr Neigung zu künstlerischem
Schaffen gewinnend, erreichte Hirt es
im Jahre 1855, die Münchener
Akademie beziehen zu können, wo er
in das Atelier Maximilian von Widn-
manns eintrat. Unter der Leitung
dieses Meisters und dem Einfluß
der damals herrschenden Richtung
auf das Gebiet der idealen Plastik
geführt, erlangte Hirt durch seine Ar-
beiten alsbald vielfache Auszeich-
nungen, die ihm wiederum lohnende
Aufträge sicherten. Außer im Porträt-
fach, in welchem ihn eine lebendige
Auffassung und ein großes Charak-
terisierungsvermögen auszeichnete,
that sich Hirt mit vielen anmutigen,
zierlichen Gruppen und Statuetten
aus der deutschen Geschichte und
Sage hervor, die vielfach reprodu-
ziert, gern begehrte Objekte des Kunst-
handels wurden. Wir nennen davon
„Faust und Gleichen", eine „Spin-
nerin", der „Verweigerte Kuß", das
„Haideröslein", „Hermann und Doro-
thea" u. s. w. Besonderen Erfolg
errangen eine große „Caritas" (1872),
ein „Mit seinem Hunde spielendes
Kind", ein „Mädchen mit Zicklein"

(1873). In einem eigenen Cyklus
schilderte Hirt die „Vier Jahres-
zeiten". Scheffels „Ekkehard" be-
geisterte ihn zu einer Gruppe, wie
der junge Mönch die vom Künstler
gar zu jugendlich gedachte und in
Wirklichkeit gar nicht schöne Herzogin
Hadwig von Schwaben über die
Klosterschwelle trägt. Insbesondere
gelang unserem Künstler die Dar-
stellung des ganzen Zaubers frisch
knospender, unberührter Mädchen-
schönheit, die unschuldige »nalceck
purityi, und die Verkörperung der
vollen majestätischen Frauengestalt.

Zu Hirts beliebtesten Schöpfungen
gehört eine unter verschiedenen Namen

wiederholte, vielbewunderte „Quellen-Nymphe" (Abb. a. S. 369),
wovon eine Variante für den hiesigen Kunstverein angekaust
wurde; die vom Schlangenbiß verwundete „Eurydike" (1879
als lebensgroßes Gipsmodell auf der Internationalen Kunst-
ausstellung zu München und 1881 in Carraramarmor für Köln
ausgeführt), eine „Andromeda" (Abb. III. Jhrg. S. 289) und
„Arethusa" (Abb. III. Jhrg. S. 303), welche mit einem „David"
(Abb. a. S. 398) und einem „Kentaur" (Abb. untenstehend) 1888
auf der Ausstellung zu München erschien. Das Jahr 1891 brachte
eine „Getroffene Niobide", zu den besten Arbeiten unseres Meisters
zählend (Abb. XII. Jahrg. S. 176). Einen besonderen Platz im
Schaffen des jetzt Verstorbenen nimmt sein in der Stadt Fürth
aufgestelltes Kriegerdenkmal ein, in dessen Gestaltung der Künst-
ler sich ganz abgewandt seinem sonst idealen Stoffgebiet zeigte.
Ueberlebensgroß zeigt es einen bayerischen Infanteristen in
Kampfesrüstung, eine Fahne hoch in der Rechten haltend.
Hirt lieferte auch eine Anzahl historischer Fürstenbilder für das
Nationalmuseum, allerlei mythisch-allegorische Figuren zu den
Prachtbauten König Ludwigs II. und für viele andere Gebäude
Münchens in mehr oder minder ausgesprochenem Dekorationsstil.

— Berlin. Aus der Künstlervereinigung der »XI»
sind Hans Hermann und L. v. Hofmann ausgeschieden. Der
Gruppe gehören nunmehr von Berliner Künstlern an: I. Alberts,
M. Brandenburg, D. Hitz, W. Leistikow, M. Liebermann,
G. Mosson, Friedr. Stahl, F. Skarbina, H. Schnars-Alquist,
auswärtige Mitglieder sind Arnold Böcklin (Florenz) und Max
Klinger (Leipzig). l^sm;

Kenkaur und Nymphe, von Johann Lhrist. Hirt.

(Gestorben am 19- August 1897).

Johann Christ. Hirt.

(-s 19. August 1897)

Die Kunst für Alle XII.

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