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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vermischte Nachrichten - Erklärung
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Ausstellungen und Sammlungen.

LI. 3. Breslau. Der Versuch einer „Ausstellung
von Bildern moderner Meister in Breslauer Privat-
besitz", welchen die Verwaltung des Schlesischen Museums der
bildenden Künste zuerst im Jahre 1892 unternommen, ist von
ihr in diesem Jahre mit gleichgünstigem Erfolge wiederholt
worden. Die Zahl der ausgestellten Gemälde beträgt 161 (gegen
136 bei der ersten Ausstellung); sie sind von 28 Besitzern ein-
geliefert worden, die bis auf zwei sämtlich in Breslau wohnen.
Die Ausstellung bietet neben vielem Mittelgut doch eine über-
raschend große Anzahl von Bildern höheren Ranges. Darunter
müssen in erster Reihe sieben Werke Böcklins genannt werden,
die den verschiedensten Entwicklungsphasen des Meisters ange-
hören: ein Jugendwerk „Waldstudie" aus den fünfziger Jahren
im Besitz der Familie Landsberg; ferner die kleineren Stücke:
„Frühlingsstimmung" (Herr Josef Lipmann), „Veritas", 1881
(Herr H. v. Korn), „Lautenspielerin" (Frl. Marie von Kramsta
auf Muhrau), der „Kampf auf der Brücke", 1881/82 (Herr
Conrad Fischer), endlich die beiden Prachtwerke: „Frühlingsabend"
(Pan mit der Shrinx Nymphen und Dryaden weckend), vom
Jahre 1884, im Besitz von Herrn Franz von Lübbecke in Brieg,
und das bekannte Triptychon »Venus genitrixr, 1895, bei Herrn
Professor Neisser in Breslau. Auch von Lenbach sind inter-
essante Jugendarbeiten da, eine Landschaflstudie, datiert 1856,
und ein Studienkopf „Campagnahirt", datiert 1858 (beide im
Besitz von vr. Carl von Hase); ferner von demselben ein noch
frühes Porträt Böcklins und ein gewaltiges Bismarckbildnis von
1895 (beide Frl- von Kramsta gehörig). In die interessante
Kategorie der Jugendarbeiten bedeutender Künstler gehört auch
eine kleine norwegische Landschaft von Andreas Achenbach,
datiert 1839, (Besitzer Familie Landsberg). — Von hervorragenden
deutschen Künstlern ist Jakob Schindler durch zwei nicht ganz
vollendete, aber in der Wirkung abgeschlossene größere Bilder
aus seinem Nachlasse (Besitzerin Frl. Antonie Landsberg) vor-
trefflich vertreten; dazu kommen noch eine Waldlandschaft und
zwei Farbenskizzen dieses Meisters. Eine malerisch bedeutende
Leistung ist Hugo-Vogels Bild „Stille Arbeit", (Besitzer Herr
Theodor Wiskott). Als bedeutende Werke der modernen Land-

Votan. Nach einem bemalten Steindruck von Hans Thoma.

schaftsmalerei seien genannt „Nach dem Regen" (Motiv einer
holländischen Dorfstraße) von Hans Herrmann, noch aus der
Düsseldorfer Zeit des Künstlers stammend (Besitzer Herr Karl
Frey); eine „Herbstüberschwemmung" von H. E. von Berlepsch
(Besitzer Herr Leopold Sachs); ein „Winter im Walde" von
Ludwig Munthe (Besitzer Herr Konrad Fischer). Die üblichen
Studienköpfe von Gabriel Max und trinkenden Kleriker von
Ed. Grützner finden sich je dreimal. Sonst dürsten von Werken
lebender deutscher Künstler noch hervorzuheben sein solche der
beiden Achenbachs, von Tina Blau, Anton Burger, Georg
Dehn, W. Hamacher, Holmberg, Hugo Kauffmann, Albert Keller,

0. Kirberg, Alexander Köster, E. Kubierschky, A. Lutteroth, Max-
Rentei, Heinrich Reltig, Anton Seitz, Franz Simm und Josef
Wenglein. Die ältere Generation ist hauptsächlich durch Arbeiten
von Baisch, Bürkel, W. Camphausen, Carl und Paul Graeb,
Remi van Haanen, Ed. Hildebrandt, Charles Hoguet, Fr. Carl
Mayer, Christian Morgenstern, Ed. Schleich, Julius Scholtz,
Carl Spitzweg, Paul Thumann, F. Boltz vertreten. Aus dem
Besitze des Herrn Konsistorialrats vr. Carl von Hase stammt
eine ganze Kollektion von Bildern und Studien, welche die
Weimarer Landschafterschule in Werken von Graf Stanislaus
Kalckreuth, Th. Hagen, Feddersen, Graf Harrach, Karl von
Schlicht interessant repräsentiert. — Auch unter den Aquarellen
und Zeichnungen findet sich manches Beachtenswerte, so eine
prächtige Tuschzeichnung von Alois Delug „Cypressengruppe
aus Villa d'Este", „DerKnabe an der Quelle" von Hans Thoma,
eine schöne Federzeichnung „Idylle" von Ed. Kämpffer, ein
Studienblatt von Stauffer-Bern, ein Kopf von Fritz Erker
u. a. — Zu den Perlen der Ausstellung gehören einige Werke
ausländischer Künstler aus den Sammlungen Neisser und von
Kramsta: so aus elfterer ein ganz besonders köstliches Winterbild
von Fritz Thaulow und als erwünschte Ergänzung hierzu das
Porträt dieses reckenhaften Malers, wie er an der Staffelei sitzend,
auf einen Augenblick sein blondlockiges Töchterchen liebkost, von

1. E. Blanche; ferner ein charakteristisches Oelbild und eine
Zeichnung von Segantini. Aus der Sammlung Kramsta
stammen ein Alma Tadema „Spring flowers", mit anemonen-
suchenden Mädchen, ein Bild von kühler, absolut sicherer Meister-
schaft, zwei funkelnde kleine Pradillas, Landschästchen mit
Ziegenhirtinnen und Wäscherinnen, und endlich ein ruhig poe-
tischer Corot. Ein „Abend auf dem Ozean" von Ivan Aiva-
sovsky (Besitzer Herr G. Kißling) ist ein malerisches Spektakel-
 
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