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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Berlepsch-Valendas, Hans E. von: Ein Wort in Sachen der Kunst von Emile Zola, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0015

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Lin Mort in Lachen der Kunst von Lmile Zola.

5

Die heilige Genoveva, von Bola Spänyi.

Gin Wort in Sachen der Kunst von Emile Lola.

Verdeutscht von D

mile Zola — 1'Oeuvre! Hat jemals ein Schrift-
steller das künstlerische Wesen tiefer erfaßt? Dreißig
Jahre sind es her, daß Zola die Lanze einlegte für
Courbet, für Manet, für Monet, für Pizzaro, für die
ganze Bewegung, die, obschon von künstlerischen Macht-
habern mit Maßregelungen aller Art bedacht, dennoch
schließlich zum Durchbruche kam und eine Umwälzung
fundamentaler Art im Gefolge hatte. Es waren freilich
auch Leute darnach, Männer, an denen sich eine Kraft
sondergleichen offenbarte, Männer, die weder rechts noch
links schauten, sondern ihren Weg geradeaus gingen.
Sie behielten Recht, weil sie nach nichts anderem als
der wahren Äußerungsweise trachteten. Zola schrieb
damals für die Zeitung rU'Lveneinent«, aus dem später
der heutige »lU^aro« hervorging. Jahre verflossen. Zola

I. „An di

„O Jugend! Ehe ich dir sage, was ich für
Wahrheit, für harte, bittere Wahrheit halte, laß mich
dich lieben, dich preisen! Wie könnte ich anders!

Du allein bist Freude, du bist der Duft, die
Hoffnung des Lebens. Du enthältst alles, was die
Knospe umschließt, und was die Blüte bringen soll. Du
bist Gesundheit, Schönheit, Glück. Du bist Einleitung
zu dem Buche, deß erste Seiten sich ohne Mühe lesen.
Du bist dem Glanz der Morgenröte vergleichbar, der
verheißungsvolle Anfang einer Freude, an deren Ende
niemand denkt.

Ein Schmerz durchzuckt mich, denk' ich dein, der
Schmerz, dich nicht noch einmal durchleben zu dürfen.
O namenloses Glück, noch einmal beginnen zu können,
noch einmal im Vollbesitz aller Kräfte, behend, gesundheit-
strotzend zu sein! Noch einmal Wies und Wald flüch-
tigen Schrittes durchwandern, aus sprudelnden Quellen
trinken zu dürfen, ein heißes Herz und eine rasche Hand
zu haben in der Leidenschaft, alles zu erobern. O —

. L. v. Berlepsch.

beschäftigte sich journalistisch nicht weiter mit der Kunst.
Heute ist er wieder auf dem Plane erschienen. Mit gleicher
Kraft wie damals spricht er abermals. An solch starken
Geistern gehen die Fluktuationen des Tages vorüber;
nur das Emporwachsen einer Partei, welche die Errungen-
schaften vergangener Decennien wie der Jetztzeit in Frage
stellen, lieber noch vernichten möchte, veranlaßt ihn, die
Klinge wieder zu führen. Und er führt sie gut, wahr-
haftig. In kurzen Zwischenräumen erschienen im »Ui^aro«
zwei Artikel von ihm, die deutsch wiederzugeben freund-
lichst gestattet wurde. Der erste betitelt sich la
jeunesse«, der zweite »keinturer. Was persönlich und
von lokaler Bedeutung war, ist im Nachfolgenden weg-
gelassen. Es handelte sich mehr um den prinzipiellen
Standpunkt.

e Jugend."

weit, weit die Arme ausstrecken zu können, um eine Welt
zu umschließen!

Schöpfungsfrische wohnt nur in dir, sei auch das
Werk kindlich, unvollkommen. Was schadet es, daß du
unwissend bist und oft daneben haust, setzest du doch
die Seele des Zwanzigjährigen ein, die Flamme
der Begeisterung und wahre Aufrichtigkeit. Nur dein
Werk ist wahr und lebensvoll, rollt doch darin dein
eigen feurig Blut. Mag auch mancher später die höchsten
Stufen erreichen, ein berühmter Mann werden, nie,
nie kehrt ihm das Glück der Zeit zurück, da die Rosen
blühten.

Liebe kennst nur du! Dein Auge beseelt der wahre
Blitz, nur dein Mund ist schwellend und straff der
Körper, nur dein Kuß brennt! Du läßt das Weib in
seeligem Schauer erzittern. Dir beut sie den schön-
geformten, den duftenden Nacken, dir den elfenbeinernen
Hals, dir lacht sie zu mit Augen, die klar sprudelnden
Quellen vergleichbar sind, an deinen Lippen hängt der
 
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