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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Ausstellungen und Sammlungen - Vom Kunstmarkt - Kunstliteratur und vervielf. Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0025

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Personal- und Atelier-Nachrichten.

v. V. Wien. Sonntag, den
30. August, haben wir auf dem pro-
testantischen Friedhofe die sterblichen
Reste des Malers C. Rudolph
Huber der Erde übergeben. Mit
Huber, dem genialen Sports-, Jagd-
und Tiermaler, dem großangeiegten
Porträtisten, dem farbenfrohen Orient-
maler, erlischt wieder eine glänzende
Individualität aus demWienerKunst-
leben. Mit Anfang September hat
sich der Todestag Makarts zum drei-
zehntemnale geführt. Seit jenem
umflorten Tage verarmt die Wiener
C. Rudolph Huber. Kunst- Es ist ein unausgesetztes
tf es. August wss) Scheiden ihrer Besten. Ich nenne

von den Heimgegangenen nur Canon,
Pettenkofen, Leopold Müller, Ferstel, Schmidt, Hansen, Hasen-
auer, Karl Kanser, Natter, Wagner, Pilz, Kühne, in diesem
Frühjahre Tilgner und jetzt Huber, einer der Letzten von der
Makartgruppe, die über Wien Kunstsreude ausgegossen. Mit
wenigen Ausnahmen schieden die Genannten vor der Zeit und
mancher von ihnen hatte noch etwas zu geben. Huber starb
an einem Herzleiden, das in letzter Zeit erst aufgetreten war.
Er war eine sehnige Kraftnatur gewesen, schlank, feinnervig,
gewandt und behend in allen edlen Sportskünsten, verwegener
Reiter, Rossebändiger, Pferdekenner, unermüdlich im Sattel, auf
dem Anstand, an der Staffelet. Fruchtbare, feurige Jahre,
die er in der Sportswelt und in der Gesellschaft verlebte, wurden
in seiner nie versagenden Kunst lebendig und machten ihn
zum Lieblingsmaler der Vornehmen. Er verdankte seine Be-
liebtheit und Gesuchtheit in diesen Kreisen seinem Charakter nicht
minder als seiner Kunst, die beide, stolz von Haus aus, sich nie-
mals etwas vergaben, sich niemals aufdrängten, sondern allezeit
begehren ließen. Huber verdiente sich Geld, aber, tvie Makart und
Canon, achtete er des Geldes nicht. Die Sorge ließ er durch
keine Ritze ein, sorglos wie ein Kind, ließ er den Tag gewähren.
Es boten sich ihm Zufälle, wo er Tausende in wenigen Tagen
verdiente, er nützte sie aus, aber er suchte diese Gelegenheiten nicht.
Seine großen Monumentalbildnisse des Wienbefreiers Starhem-
berg und des Ofenbefreiers Lothringen entzückten im Künstler-
hause den Kaiser, der seine Absicht, sie zu erwerben, dem Künstler
gegenüber kundgab. Die Bilder, die später in Amerika und in
München gewesen, sind heute noch im nunmehr verödeten Atelier
Hubers in der Akademie. Die Kunstförderung des Kaisers ist ein
befruchtender Quell, bisweilen aber versandet er in einem Hofamte.
Unser Künstler selbst hatte nicht nur keinen Finger gerührt, um die
Ankaufsfrage, den kaiserlichen Intentionen gemäß, in Fluß zu
bringen, sondern auch andere Offerten abgelehnt. So war Huber.
Wir sind Hierzuland keineswegs arm an Sinekuren, desto ärmer
jedoch an Positionen, die auf unentlohnte Leistungen gestellt sind.
Eine solche wunderliche Stellung war Hubers Professur an der
Akademie. Der akademische Lehrstuhl für Tiermalerei steht einfach
nicht im Budget; so lehrte Huber zwanzig Jahre lang gratis im
Lehrpalast der Künste. Einige seiner besten Tierstücke sind auch
im Münchener Glaspalaste gewesen, so „Kühe im Wasser", ein im
Ton ebenso sattes wie feingestimmtes Bild, womit sich der Künstler
vor neun Jahren die Karl Ludwig-Medaille erwarb. Bon seinen
größeren Kompositionen nenne ich die, im Lainzer Jagdschlösse (bei
Wien) befindlichen fünf „Sommernachtstraum"-Molive (Decken-
gemälde und vier Wandbilder), welche das Schlafgemach der Kaiserin
schmücken. Das Kaiserpaar schätzte den Verstorbenen und seine
Kunst hoch, es befinden sich denn auch nicht wenige Bilder
Hubers in kaiserlichem Besitze. Unter den Kavalieren, welche Huber
besonders wohl gesinnt waren, steht der regierende Fürst Liechten-
stein voran; er ist gleichfalls Besitzer von vollwertigen Werken
Hubers. Von den Wiener Kunstfreunden, bei denen man Hubersche
Kunst findet, sei der Großindustrielle Jean Roth genannt, welcher
auch Besitzer von erlesenen Pettenkofen, Lichtenfels und Rumpler
ist. Als Bildnismaler lebt Huber vornehmlich fort in den Por-
träts des verewigten Kronprinzen Rudolf, des Johann Strauß,
Ferdinands v. Saar, des Barons Rothschild. Den interessanten
Orienteinschlag in seine Kunst holte sich Huber vom Nil, aus
der Wüste, aus Cairo, wo er wiederholt hingewandert und auch

iS

einen köstlichen Winter mit Makart, Lenbach, Leopold Müller,
Gedon und Gnauth zugebracht hatte. Kraft und tiefe Weichheit
und doch Klarheit des Kolorits, souveräne Beherrschung der Form
und Bewegung, scharfes Auge für das Charakteristische, flotter
Lebenssinn, eine starke Dosis gesunden HumorS, ein vornehm
abgedämpfter Realismus — dies ist der Charakter Huberscher
Kunst, die niemals paktiert hat. Huber hinterläßt eine Witwe
und drei unmündige Kinder, an denen er mit innigster Zärtlich-
keit gehangen. IS7S4;

— Kassel. In der Konkurrenz um das, aus der Wimmel-
Stiftung auszuführende zweite Gemälde, dessen Gegenstand dem
modernen Kasseler Leben zu entnehmen war, ist der als Lehrer
an der hiesigen Kunstschule wirkende Maler Adolf Wagner als
Sieger hervorgegangen. Der Vorwurf seines Gemäldes ist die
Huldigung der Kasseler Jugend vor Kaiser Wilhelm I. Das aus
derselben Stiftung bereits an den Maler F. Klein-Chevalier
vergebene Gemälde aus dem alten Kassel behandelt den Empfang
des Kurfürsten Wilhelm I. (Landgrafen Wilhelm IX.) durch die
Geistlichkeit an der St. Martinskirche bei seinem Einzuge in Kassel
im Jahre 1813. l«7S2i

Ir. Antwerpen. Die kgl. Akademie der schönen Künste hat
den Professor vr. Hans Müller, ersten ständigen Sekretär der
Akademie der Künste zu Berlin, zu ihrem Ehrenmitgliede ernannt.

Ir. Dresden. Professor Hermann Prell arbeitet zur
Zeit an den vier Gemälden, welche für den Schmuck des großen
Saals der deutschen Botschaft in Rom bestimmt und vom Kaiser
direkt beim Künstler bestellt worden sind. Das erste der Bilder
mit 62 gm Flächeninhalt ist nahezu vollendet und stellt den er-
wachenden Frühling dar. Für ein zweites, den Kampf der

Fürst Emerich der Heilige, von Ladislaus Hegedüs.
 
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