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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Personal- u. Atelier-Nachrichten - Denkmäler - Vermischte Nachrichten - Kunstliteratur und vervielf. Kunst
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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0047

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Kunstlitteratur und vervielfältigende Kunst. — Der Amateur-Photograph.

^ LlilcuIL! Llss. Eine Auslese seiner Werke.
Herausgegeben vom Verein „Manes" in Prag. I. Teil, 2. Aus-
gabe. In den auf Seite 30 und 3l gebrachten Illustrationen
bieten wir unseren Lesern aus dem obengenannten Sammelwerke
zwei Proben, die zwar fremdartig genug anmuten, dennoch
aber auf den ersten Blick die Hand eines Meisters ver-
raten. Llikuläs .-Ae' ist wirklich ein gottbegnadeter
Künstler und seiner Nation gilt er mit Recht als der
volkstümlichste Maler, der die Volksseele bei ihren in-
timsten Regungen erfaßt hat, seine eigene Originalität
in dem Originale des völkischen Empfindens begründet
hat. Seine Sujets schöpft -As- aus dem teuersten, was
das Volk hat, aus seiner Historie, aus dem reizvollsten,
was es besitzt, aus seinem Liederschätze, und da er das
große Geheimnis zu lösen vermocht und den nächsten
Weg zum Herzen und dem Verständnisse der breiten
Schichten gesunden hat, besitzt er auch die rührendste
Liebe und Wertschätzung, welche das böhmische Volk
und ausnahmslos die ganze Künstlergilde seinem Lieb-
linge bieten kann. -Ae- ist vornehmlich Illustrator,
obzwar er genug monumentale Werke geschaffen hat,
so z. B. den Lunettencyklus „Vaterland" im Foyer des
Nationaliheaters Prag, zahllose Sgraffitos und Mosaik-
malereien rc., seine eigentliche Vorliebe ist aber der
Stift, die Feder und der farbige Karton. In der letzt-
genannten Manier ist das nebenstehend reproduzierte
Blatt LoAna Slalllc^- durchgeführt. Im Mittel-
felde stellt es den Führer der ehemaligen Böhmerwald-
grenzer Choden („die Geher" auch Hundsköpfe -ksoblavci-
genannt), der einen unglücklichen Bauernaufstand gegen
den Lehensherrn -vomillar- (Lammingen) mit seinem
Leben gebüßt hat. Die Legende, ob seinem Kopfe ent-
hält seine letzten Worte vor der Hinrichtung: -vomilcar!

In Jahr und Tag stehen wir beide vor dem Gerichte
Gottes dort oben!", welche Prophezeiung Lammingen
durch seinen jähen Tod knapp in einem Jahre zur
Wahrheit machte. Dies zum Verständnisse der doppelten
bildlichen Metapher durch den Turm der Grenzstadt
Taus und die Tanne des Böbmerwaldes. Die Feder-
zeichnung „Woytech von Pernstein" schildert die Wappen-
lhat des Begründers eines der ältesten, im 17. Jahr-
hundert ausgestorbenen böhmischen Adelsgeschlechtes.

Ter in vierziger Jahren stehende Künstler hat au ähn-
lichen Illustrationen etliche tausend Blätter geliefert und
mehrere Prachtwerke mit seinen Bildern geziert. Die
besten Dokumente seiner Eigenart sind: „Das ver-
waiste Kind" (Osirelo clite), eine Volksballade und „Der
Dumrian" (Aloapx Honrs), ein köstliches Märchen, das

2l

in der Person des dummen Hans, der es bis zur Königs-
würde gebracht, den Typus eines bäuerlichen Schlaumeiers dar-
stellt. Das letztgenannte Werk, im Kunstverlag TopiL in Prag
erschienen, kann als ein Muster der populären aber zugleich vor-
nehm künstlerischen Illustration dienen. i«?»?!

Jan Koxina sladky. von MikulLs Ales.

Vie internationale Ausstellung für
Amsteur-Motographie Berlin 1896.

^>ie Berliner Ausstellung für Amateur-
Photographie ist die größte, welche auf
diesem Gebiete je stattfand. Selbst die —
beinahe möchte man sagen unermeßlich großen
Prachträume des neuen Reichstagsgebäudes
reichten nicht aus, um alle Bilder in gutem
Licht aufzuhängen. Im ganzen sind rund
1700 gm Wand-, Fenster- und Tischfläche
belegt. Davon entfallen gegen 600 gm auf
die Abteilung für künstlerische Photographie.
Der Rest verteilt sich auf wissenschaftliche
Aufnahmen, Geschichte der Photographie,
Reproduklionsverfahren, Anwendung der
Photographie in Kunstwissenschaft und im
Kunstgewerbe u. s. w.

Die Benennung: „Ausstellung für Ama-

teur-Photographie" gab vielfach zu Miß-
verständnissen Veranlassung. Richtiger wäre
wohl die Bezeichnung gewesen: Ausstellung
für alle Zweige der Photographie — Fach-
photographen ausgeschlossen.

Auf die Mitwirkung der Porträt-(Fach-)
Photographen wurde um so lieber verzichtet,
als letztere gegenwärtig auf der Berliner
Gewerbe-Ausstellung einen vollgültigen Be-
weis ihres geistigen Unvermögens abgelegt
haben. Die Fachphotographen entschuldigen
ihr starres Festhalten an altgewohnten
Schablonen immer damit, daß sie durch den
Geschmack des kaufenden Publikums gebunden
seien. Wenn sie dem Publikum Bildnisse
bieten würden, wie sie uns z. B. einzelne
Mitglieder des Wiener Camera-Clubs vor-
führen, so würde die Legende von dem i
Gebundensein mit einem Schlage schwinden.
Einen ernsthaften Versuch nach dieser Rich-!

tung hin hat allerdings noch kein Fach-
Photograph unternommen.

Die ungeheuere Menge der im Reichs-
tagsgebäude vorgesührten Bilder verbietet,
auf die einzelnen Namen genauer einzugehen.
In der Abteilung für künstlerische Photo-
graphie wurden von 424 Ausstellern rund
7000 Bilder eingeliefert. Etwa 2000 der-
selben mußten der Totenkammer überwiesen
werden. Die angenommenen Bilder ver-
teilen sich auf die verschiedenen Länder
wie folgt:

Deutschland . . -

. 251 Aussteller

England ....

. 39

Oesterreich....

- 33

Frankreich . -

- 27

Belgien und Holland

. 21

Amerika ....

. 12

Rußland ....

. 12

Schweiz ....

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