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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0149

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Die Unscharfe in der künstlerischen
Ahologrophie.

unterließt keinem Zweifel, daß Porträt-
^ und Landschaftsausnahmen, die ganz
leichte gleichmäßige Unschärfe zeigen, weit
eher einen künstlerischen Eindruck machen,
als die haarscharfen Bilder, wie sie unsere
modernen, vollendeten Objektive Hervor-
bringen. DieUebertreibnngen in derUnschärfe,
wie sie vor einiger Zeit, zumal in England,
üblich waren, sind durchaus zu verwerfen.
Die Unschärfe darf niemals weiter gehen,

Im Kohlbachthal (Hohr Talra).

als sie eine physiologische Berechtigung hat.
Die Netzhaut des Menschen empfindet nur
an einer sehr kleinen Stelle, dem gelben
Fleck, völlig scharf. Sobald wir aber z. B.
in Betrachtung einer schönen Gegend ver-
sunken den Blick in die Ferne schweifen
lassen, kommt es uns nicht zum Bewusstsein,
daß sich überhaupt ein verschwindend kleines
Stück der Landschaft im Auge scharf ab-
bildet.

Zur Erzielung einer leichten, gleich-
mäßigen Unschärfe im photographischen
Bilde sind die verschiedensten Mittel an-
gegeben. Absichtliche Erschütterung des
Apparates während der Aufnahme und Ver-
schieben der Kopie während des Kopierens
führen wegen der auftretendeu doppelten
Umrisse nicht zu befriedigenden Ergebnissen.

Bei unseren guten Objektiven zeichnet
eigentlich nur die Mitte scharf Verdeckt man
nun die Mitte durch eine Blende, welche
nur in einer schmalen Randzone den Durch-
tritt der Strahlen gestattet, so nimmt die
Schärfe der,Bilder erheblich ab, da sich die
Randstrahlen in verschiedenen Ebenen schnei-
den. Abgesehen von den hierbei auftretenden
außerordentlichen Lichtverlusten ist aber das

Mittel kein sicheres, da bei vorzüglich korri-
gierten Objektiven die Unschärfe eine zu
geringe, bei mangelhaft korrigierten dagegen
eine zu große ist.

Weit bessere Ergebnisse liefert die An-
bringung eines feinen Gitters unmittelbar
vor oder hinter dem Objektiv. Hierbei wird
durch Beugung jeder Lichtstrahl in die
Spektralfarben zerlegt; das Bild auf der
Platte setzt sich daher aus einer Unzahl von
kleinen Zerstreunngskreisen zusammen. Bon
wesentlicher Bedeutung ist die Stärke des
für das Gitter verwendeten Drahtes
und die Größe der Maschen. Da sich
die Struktur des Gitters unter Umstän-
den auf der Platte abbildet, so muß
mau für verschiedene Brennweiten ver-
schiedene Eitler zur Verfügung haben.
Der durch das Gitter herbeigesührte
Lichtverlust ist außerordentlich gering.
In der künstlerischen Landschaftsphoto-
graphie findet das Gitter jetzt vielfach
Verwendung.

Dieselbe Wirkung wie Drahtgitter
bringt eine mit feinen Linien über-
zogene Glasscheibe (Dispersionsscheibe)
hervor; doch sind solche Scheiben teuer
und zerbrechlich.

Sehr verbreitet zur Erzielung un-
scharfer Bilder ist die Verwendung
einer nicht acbromatischenLinse (Brillen-
glas, Monokel, Brennglas). Bei diesen
außerordentlich billigen Gläsern schnei-
den sich aber die optisch und chemisch
wirksamen Strahlen nicht in demselben
Punkte, man muß also nach geschehener
Einstellung eine Korrektion vornehmen,
wofern die Abblendung geringer als
f/50 ist. Man verkürzt nach dem scharfen
Einstellen den Kamera-Auszug etwa
um den fünfzigsten Teil der Brennweite
des benutzten Glases. Hierbei ändert
sich die Bildgröße um ein Weniges,
und es kann sich ereignen, daß Gegen-
stände, die man beim Scharfeinstellen
absichtlich in die Nähe des Bildrandes
brachte, aus dem Bilde hinauswanderu.
Um dies zu vermeiden, fertigt man Brenn-
glaspaare an, bei denen der optische Fokus
des einen Glases genau gleich dem chemischen
Fokus des zweiten ist. Man stellt mit dem
ersten Glase scharf ein und befestigt hierauf,
ohne an dem Kamera-Auszug irgend etwas
zu ändern, für die Ausnahme das zweite
Glas am Lbjektivbrett. Derartige Brenn-
glaspaare sind zu beziehen vom Optiker
F. Buck in Wien.

Das Arbeiten mit dem Brennglas
empfiehlt sich insbesondere für künstlerische
Porträtaufnahmen: die Weichheit der Um-
risse ist eine vorzügliche; Retusche wird zu-
meist überflüssig, da die scharfe Wiedergabe
jeder Falle und Runzel von selbst in Fort-
fall kommt. UeberdieS fehlt der unangenehme
Gegensatz zwischen haarscharfen und gänzlich
verwaschenen Abschnitten, wie wir denselben
bei allen mit unseren vollkommenen Ob-
jektiven aufgenommenen großen Porträt-
köpfen haben.

Die leichte, gleichmäßige Unschärfe ist
in erster Linie bei ganz großen Fonnaten
am Platze, also bei Bildern, welche Be-

trachtung ans nicht unerheblicher Ferne be-
anspruchen. In der Kleinmalerei wird selbst
die leichteste Unschärfe verwerflich.

Doppelbilder.

, Eigenartige Doppelbilder kommen jetzt in
Amerika in Aufnahme. Wir sehen bei-
spielsweise eine Gruppe von neun jungen
Damen, welche gemeinsam über eine Balu-
strade lehnen. Jede Person kehrt zwei- oder
dreimal in verschiedenen Stellungen in der
Gruppe wieder. Nach der „Photographischen
Chronik" verfährt man hierbei folgender-
maßen: Nahe vor der Platte befindet sich
eine dreiteilige Querwand, deren Teile genau
gleich breit sind und, ohne überzugreifen,
fest aneinander schließen. Drei Personen
werden nun derart ausgenommen, daß zwei
derselben vollkommen und die dritte halb
auf dem durch Entfernen des ersten Ab-
schnittes sreigegebenen Plattenteil sich ab-
bilden. Die dritte Person bleibt nach be-
endeter Aufnahme still sitzen, während Nr. l
und 2 dergestalt ihre Plätze wechseln, daß
sie sich auf die andere Seile von Nr. 3 be-
geben. Wird nun bei geschlossenem ersten
Abschnitt der zweite geöffnet, so bilden sich
Nr. 1 und 2 ganz und ferner die zweite
Hälfte von Nr. 3 ab. Bei dem dritten Ab-
schnitt wird entsprechend verfahren.

täciiiigung von cölsxplatten.

1 ^m Glasplatten für photographische Zwecke
zu polieren, benutzt man nach „Photo-
graphie News" unter Anwendung eines
weichen Lederlappens folgende Mischung:
Bimsteinpulver .... 32 §

Pulverisierte Kreide ... 50 ^

Ammoniak.15 ccm

Wasser.32 ccm

vr. R. Neubauß, Berlin, ^V., tandyrafenür. N-

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Redakliourlchluß Z. Ser. 1896. — Ausgabe 17. Lc). 1896.

InbaU des siebenten beites: Hans

SchINidkIInz. Wechselwirkung?,, zwischen Litrera-
j tur und bildender Kunst um die Wende des vorigen
! Jahrhunderts. — M. S chmi d-Aachen. Robert
Bärwald -s. — Weihnachtsbücherschau II. — Per-
sonal- und Ateliernachrichten rc. rc. — Der Amateur-
Photograph. — Ailderöeitagen: Lionel
Roher. Sonnenschein. — Hugo Bürgel. Moor-
landschast. — Dudley Hardy. Die Mauren in
Spanien. — Julius von Blaas. Spazierfahrt.

Herausgeber: Friedrich Pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwärtz.

Verlag der Verlagsanstalt F. Bruckmann A.-G. in München, Kaulbachstraße 22. — Bruckmann'sche Buch- und Kunstdruckerei.
 
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