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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Meier-Graefe, Julius: Moderne Bucheinbände
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Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0326

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Ausstellungen und Sammlungen.

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Und Deutschland? Merkwürdigerweise begegnet man
bei uns Faktoren, denen ähnlich, die in Frankreich eine neue
dekorative Bewegung hemmen; das Interesse wird nicht
nur beim Publikum, vor allem bei den Künstlern, von der
Kunst absorbiert. Es giebt Ausnahmen, Eckmann, Peter
Behrens, Berlepsch in München, ein paar — blutwenig —
andere. Die Einbandzeichnung L. v. Hofmanns für den
Pan (s- S. 261) erregt — so verfehlt sie kunstgewerblich
erscheint — ein relatives Interesse. Glücklicher sind
die Arbeiten des jungen E. R. Weiß in Karlsruhe, der
zum mindesten auf dem rechten Wege ist. Hoffen wir,
daß diese wenigen durchdringen Deutschland hat vor
Frankreich den Vorzug voraus, daß es keine glänzende
aber altmodische Bindekunst wie die Pariser besitzt; es
hat überhaupt keine mehr seit fast einem Jahrhundert
und kann daher in der Zukunft zum mindesten nichts
verlieren.

L. Zürich. Peter Behrens-Ausstellung. — Galerie
Henneberg. Lange hat man von dem in München lebenden
Peter Behrens nichts mehr in den Ausstellungen gesehen. Die
Früchte dieses marktfernen Schaffens haben nun die Züricher zuerst
zu schauen bekommen: den Hauptsaal des Künstlerhauses füllen
18 Werke des Künstlers, von denen uns nur vier von früher
her bekannt waren. In den neuen Werken ist Behrens ein ganz
anderer geworden. In ihnen scheint er uns den künstlerischen
Ausdruck seiner Persönlichkeit in hohem Maße gefunden zu haben.
Es sind Bildwerke darunter in Tempera und Friedleinschen
Mineralfarben, farbige Holzschnitte — in Dimensionen, wie man
sie noch nie so groß gesehen —, Bronzetafeln und Teppiche.
Als ein mehr oder weniger naturalistischer Maler hat Behrens
seiner Zeit die Ausstellungen verlassen, als ein vielverheißender
Meister der dekorativen Kunst kehrt er zurück. Denn dies scheint

uns der Wesenszug, der durch die neuen Schöpfungen geht, daß
sie in der starken Betonung der Linie, im Charakterisieren durch
die Linie und die streng linear begrenzte Fläche, in der Wahl
des Gegenständlichen und des technischen Materials eine Wirkung
anstreben und erreichen, die sich in Mangel eines passenden anderen
Schlagwortes als dekorative Wirkung bezeichnen läßt, obwohl
das Dekorative nicht alles erschöpft, was diese Werke enthalten, die
man dieses Jahr im Münchener Glaspalast'wieder sehen wird. — Die

Bucheinband. Entworfen von 6. van de Velde, ausgefübrt von
ss. Llaessens, Brüssel.

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