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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Der Amateur-Photograph
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0440

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EhassagneK angebliche ^arbenphoro-
graxgie.

>>or einigen Monaten tauchte — nicht in
der Fachliteratur, sondern in der eng-
lischen Tagespresse — die Nachricht auf, daß
zwei Franzosen, Chassagne und Dansac, ein
Verfahren erfunden haben, photographische
Kopien in natürlichen Farben herzustellen.
Das Verfahren sollte auf folgendem beruhen:
Man fertigt auf einer mit besonderer Flüssig-
keit gebadeten Trockenplatte eine Aufnahme,
stellt nach dem Negativ Abzüge auf Papier

Vribnih in Schlesien.


oder Glas her, badet dieselben in drei ver-
schiedenen Farbstofflösungen und hat nunmehr
das natnrfarbige Bild. In den drei Farb-
stofflösungen sollen sich nämlich die Farben
auf dem Bilde nur an denjenigen Stellen
Niederschlagen, wo sich in der Natur die ent-
sprechende Farbe befindet. Das klingt sehr
wunderbar. Dansac verlor denn auch an-
gesichts seiner welterschütternden Erfindung
schleunigst den Verstand — so behauptet
wenigstens Chassagne. Vor dem Beweise
der Wahrheit müßten alleZweifel verstummen:
Nichts lag also näher, als daß Chassagne
in einem Kreise von Fachleuten sein Ver-
fahren demonstrierte. Dabei seine Geheim-
nisse preiszugeben, wird ihm niemand zu-
muten; es war nur nötig, die Aufnahmen
und das Baden der Kopieen in Gegenwart
von Zeugen vorzunehmen, ohne dabei über
die Zusammensetzung der Lösungen das
Mindeste zu verraten. Chassagne zog es vor,
diesen so überaus natürlichen Weg nicht ein-
zuschlagen, sondern der gläubigen Welt ledig-
lich fertige, farbige Bilder zu zeigen. Der
Erfolg war durchschlagend: die englische
Presse blies für Chassagne die Reklametrompete
in allen Tonarten. - Der Franzose Chassagne
trat nämlich nicht etwa in seinem Vaterlande
mit der Erfindung in die Oeffentlichkeit, sondern
in England — seine Landsleute hielt er wohl
nicht für hinreichend leichtgläubig. Das-
selbe Spiel wiederholte sich in Wien und
leider fanden sich zahlreiche Deutsche, welche
dem Erfinder blinden Glauben schenkten.
Vorsichtig blieben nur die Geldmänner, aus
deren Geldbeutel es abgesehen war, und
Chassagne mußte ohne die erhoffte Million

aus Wien wieder abziehen. Doch hatte er
erreicht, daß auch ein Teil der deutschen Presse
ein Wettkriechen vor dem Ausländer veran-
staltete. Neuerdings kam nun die englische
Patentbeschreibung heraus. Wir müssen es
uns versagen, auf das umfangreiche Schrift-
stück näher einzugehen: Ein Mischmasch von
beinahe sämtlichen Elementen, von Käse,

Blut, löslichen und unlöslichen Farbstoffen

u. s. w., das sind die Bestandteile der an-
geblichen Färbungslösungen. Was Chassagne
mit einer solchen Patentanmeldung bezweckte,
ist schwer zu sagen.
Vielleicht betrachtet er
dieselbe nur als Prüf-
stein für die Einfalt
der Menschen. Verein-
zelte glauben thatsäch-
lich auch jetzt noch an
das Chassagnesche Ver-
fahren.

Das ist die neueste
Episode in der Ge-
schichte der Farben-
photogrophie.

Zodzusal; sl§
Beschleuniger Leim
Entwickeln mir
Hydrochinon.

M. Cousin be-
schleunigt ein Zu-
satz von Jodtinktur
zum Hydrochinon die
Hervorrufung und
giebt den Bildern einen tiefschwarzen Ton.
Von folgender Lösung:

Wasser .... 1,5 ccm
Jodkalium . . . 5 gr
Jod in Krystallen. 1,5 gr
setzt man drei Tropfen zu nachstehendem
Hydrochinonentwickler:

Wasser.100 ccm

wasserfreies Natriumsulfit 4 gr

Hydrochinon .... 1 „

Gesättigte Sodalösuug . 10 ccm

Bromkalilösung (1:10) . 3 Tropfen

und vermehrt diese Lösung durch Zusatz von
Wasser auf Liter Bei reichlicherem Jod-
zusatz verschleiern sich die Bilder und wer-
den flau.

Vr-ach

icbl

Erforderliche.Wenge
von Lnlwicklerflüsfigkrir für die
gebräuchlichsten Vlattenfocinare.
^eim Hervorrufen begeht der Amateur
! häufig den Fehler, nicht die richtige
Menge Flüssigkeit anzuwenden. Meist wird
für ein bestimmtes Plattenformat zu wenig
Entwickler genommen — aus Sparsamkeits-
rücksichten. Die Folge davon sind Ent-
wicklungsstreifcn, weil die zu geringe Menge
Flüssigkeit beim Uebergießen sich nicht schnell
und gleichmäßig über die ganze Platte ver-
teilt; auch bleiben die Negative dünn, weil
sich die Kraft des Entwicklers schnell erschöpft.
I Der andere Fehler: allzureichliche Flüssig-
keitsmengen, bringt für den Geldbeutel nach-
teilige Folgen. Nachstehende Tabelle giebt
die Flüssigkeitsmengen an, welche für ein
bestimmtes Plattenformat nötig sind:

Format gxl2 cm benötigt 40 ccm Entwickler.

„ 12X16 „ „ 50 „

„ 13X18 „ ,. 60 „

„ 18X24 „ „ 90 „

„ 24X30 „ „ 120 „

Bei großen Formaten nehme man recht
reichlich Flüssigkeit; sind die Platten nämlich
nicht vollständig eben, so ereignet es sich
leicht, daß ein erheblicher Teil des Ent-
wicklers sich unterhalb der Platte ansammelt.

Bülhersrhsu.

Prof. vr. I. M. Eder. Jahrbuch für
Photographie und Reproduktionstechnik
für bas Jahr 1897. Halle a. S. 1897. Verlag
von W. Knapp. Preis 8 M.

Das im elften Jahrgange vorliegende „Jahr-
buch" ist auch diesmal wieder inhaltlich wie in Be-
zug auf bildnerischen Schmuck überaus reichhaltig
Unsere hervorragendsten Forscher sind vollzählig mit
Beiträgen vertreten. Ter »weite T»il giebt in kurz
gedrängter Zusammenstellung einen vorzüglichen
Ueberblick über die Fortschritte des letzten Jahres.
38 Kunstbeilagen in Heliogravüre, Lichtdruck und
Zinkätzung bilden den Schluß.

Briefkasten.

Abonnements-Quittung und Angabe der Adresse nötig.

D C. in Bromberq. Konvexe Brillengläser von
10 bis 15 cm Brennweite können, genügend abge-
blendet, für eine Stereoskopkamera verwendet werden.
Die gleiche Nummernzahl der beiden Gläser verbürgt
durchaus nicht die gleiche Brennweite. Man muß
unter einer größeren Anzahl von Gläsern sorgfältige
Auswahl treffen. Die mit derartigen Gläsern her-
gestellten Bilder sind an Schärfe den Bildern der
Lochkamera erheblich überlegen. Ueberdies muß mit
der Lochkamera viel länger exponiert werden.

Verantwortlicher Redakteur dieser Abteilung:
l)r. R. Neuhauß, Berlin, >V., tandgrafenstr. 1t-

7-

T'. 7'. ^4. 7^ 177^7) 7)7777.

9/ 7/rV777>l7^V777^ 777§<7777^?-.1/775 7777.

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96 777777 777^77/1/77 7«-» <^50-.

Nedaktiollsschllltz 10. Zuli 1897. — Ausgabe 22. Juli 1897.

Inhalt des einundzwanzigsten tzestes. Lu« -

Friedrich Pecht. Die VH. Internationale Kunst-
Ausstellung in München: II. Die Münchener Künstler-
genossenschaft, die Luitpoldgruppe rc — Paul
Schumann. Die Dresdner Kunstausstellung. —
Ausstellungen und Sammlungen rc. rc. — Aitder-
beikagen: Carl Seiler. In einem oberbayerischen
Wartesaal. — Franz von Lenbach. Bildnis
der Frau von Lenbach. — Christoph Roth.
Im Sterben. — Raffael Schuster-Woldan.
Bildms.

Herausgeber: Friedrich pecht. — Verantwortlicher Redakteur: Fritz Schwär tz.
Verlagsanstalt Z. Bruckmann A.-G. in München, Kaulbachstraße 22. — Bruckmann'sche Buch- und Runstdruckerei in München.
 
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