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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Schultze-Naumburg, Paul: Die Worpsweder
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Becker, Benno: Der gute Rat: ein Zwiegespräch
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0158

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von Paul Schultze-Naumburg.

Der gute Rat. Ein Zwiegespräch, von Benno Becker.

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schüler. Davon merkt man heute wenig; er
ist ganz in jener niederdeutschen Landschaft
aufgegangen. Er ist zwar nicht Landsmann
dieser nordischen Künstler und — ist's
Täuschung oder nicht — ich meine, daß
man ihm das anmerkt. Es lebt ein anderes
Element in seiner Kunst, als in der der
übrigen, durch das er bis zu einem ge-
wissem Grad aus dem Kreis seiner Ge-
nossen herausfällt, ohne daß jedoch seine
Arbeiten den intimen Zusammenhang mit
der Natur verlieren, der ja die Haupt-
tugend der Worpsweder ist. Von den
übrigen sind es besonders Overbeck, ein
Bremer und Modersohn aus Soest, die
am ausgesprochensten die charakteristischen
Züge des Worpsweder Landschaftscharaklers
zum Ausdruck bringen und sich aus ihren
Arbeiten den besten Landschaftern Deutsch-
lands an die Seite gestellt haben. Die übrigen Künstler,
die momentan in Worpswede ansässig sind, sind Heinrich
Vogeler (geb. in Bremen) der Fabulist unter ihnen,
Paul Schrödter und Otto Sohn (ein Hamburger
und ein Düsseldorfer).

Träumerei, von Gtto Modersohn.

Der Erfolg, den diese neue Künstlergruppe hatte,
ist ein fast beispielloser, und da er auf sicherer Basis
gegründet ist, so braucht man kein Optimist zu sein,
wenn man aus jenem Winkel Niedersachsens noch große
Dinge erwartet.

Der gute Hat.

Ein Zwiegespräch.

eister: Nur herein, junger Mann, was wollen
Sie von mir? Meinen Rat? Den sollen Sie
haben. Recht gern, wenn er Ihnen nützen kann.
Also nehmen Sie Platz, stellen Sie Ihre große
Mappe fort. ..

Jüngling: Eben die Mappe möchte ich Ihnen zeigen.

Meister: Na, denn her damit!

Jüngling: Ich will nämlich gerne Maler werden. . .

Meister: Das ist recht! Werden Sie's nur.

Jüngling: Und da wollte ich vorher fragen, ob in
meinen Zeichnungen Talent ist und ob Sie mir . . .

Meister: Halt! die Mappe zu! Was? Ich soll Ihnen
sagen, ob Sie Talent haben? Fällt mir ja gar nicht
ein! Ich will Ihre Zeichnungen nicht sehen!

von Benno Becker. Nachdruck verboten.

Jüngling: Auf Ihr Urteil, Meister, hatte ich alle
Hoffnung gesetzt. Wenn ich Ihnen meine Arbeiten
vorlege, dachte ich, müssen Sie doch erkennen. . .

Meister: Nichts will ich sehen! Nichts muß ich erkennen!
Glauben Sie denn, junger Mann, ich will Ihre Vor-
sehung werden? Das soll Ihr Vater thun, oder Ihre
Tante, oder Sie selbst, aber nicht ich!

Jüngling: Aber das kann doch nur so ein großer
Meister. . .

Meister: Ach was, großer Meister! Die sind alle lang
tot! Ich kann ein Paar anständige Bilder malen, ich
kann auch sagen, ob mir was gefällt, vielleicht auch,
warum mir's gefällt. Aber ich bin doch kein Prophet!
Und wenn ich mich nun täusche, bei Ihnen grade
täusche, wenn ich ja sage! He? Was
dann? Und wenn Sie ein schlechter
Maler werden, ein rechter Pfuscher!
Und hätten ein vorzüglicher Dienstmann
werden können! Und wenn ich Sie ver-
leitet habe, und nach Jahren erkennen
Sie es selbst; was dann?

Jüngling: Ach, das ist doch nicht mög-
lich .. .

Meister: Nicht möglich? Sehr wahrschein-
lich sogar! fast sicher! Und wenn Sie
da zu mir kommen und mich zur Rede
stellen? Was werde ich da für ein Ge-
sicht machen? Wenn Sie sagen, du leicht-
sinniger Kerl, du bist Schuld an meinem
Elend!

Jüngling: Ach, Meister, was glauben Sie
von mir?

Meister: Ich glaube von Ihnen, daß Sie
die Welt nicht kennen! Und wenn ich

Zommrr am Woorkanal, von Btto Modersohn.
 
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