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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 12.1896-1897

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Hann, Pauline: Frühjahr-Ausstellungen in New York
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https://doi.org/10.11588/diglit.12050#0387

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Frühjahr-Ausstellungen in New York, von p. Hann.

207

Heilige Familie.

rechter gefangen halten. Sie heißt diesmal „Sport" und
zeigt fischschwänzige Meerweiber, die durch wild aufge-
bäumte Wogen Delphine verfolgen. Die Gestalten schärfer
Umrissen, solider gemalt und weniger stimmungsvoll, als
sich mit solch Märchenspuk verträgt. Der Maler ist
G. Magnard.

Merkwürdigerweise hat die Akademie ihren besten
Preis einem Maler, Neid, erteilt, dessen Individualität
allen ihren Traditionen schnurstracks zuwiderläuft. Sein
Preisbild „Mondaufgang" ist eine impressionistische Kom-
position, eine unbestimmbare, schwankende, wie von Nebel
umflossene Gestalt steigt langsam aus einem See auf
und versinnlicht in ihrer Bewegung das Aufgehen des
Mondes; die Figur, die Blumen im Vordergründe, das
Wasser und die Hügel hinter der Gestalt sind in zarten
violetten und grünen Farbentönen gehalten.

Daß dieses Bild die akademischen Preisrichter
ansprach, ist erstaunlich. Aber auch sonst
zeigten sie das lobenswerte Bestreben, dem
jüngern Element entgegenznkommen, dieselben
Namen wie bei den Artists sind auch in den
Sälen der Akademieausstellung vertreten, und
dennoch macht sie den Eindruck des Rückschritts.

Es sind eben die Privilegien der angestammten
Herrn, die verderblich wirken, die Ehrenplätze,
die besten Stellen „in der Linie" werden von
sehr ehrenwerten Männern eingenommen, die
alle Vorzüge besitzen, nur malen können sie
nicht mehr, oder sie sprechen zu uns in einer
Zunge, die wir nicht mehr verstehen. Fast
die ganze Wand in einem Saale nimmt das
Bild der ersten Unternehmer des atlantischen
Kabels ein; der Maler ist Daniel Hunting-
ton, ein hochverdienter Mann, durch lange
Jahre Präsident der Akademie und eine ihrer
festen Säulen; aber diese Haupt- und Staats-
aktion, die er ausstellt, wenn sie auch histo-
risches Interesse besitzen mag, das künstle-

rische geht ihr ab. Hingegen hat Chase
ein leichtes skizzenhaftes Bildchen „Spanische
Tänzerin" ausgestellt, köstlich in Farbe und
Bewegung, ein Kunstwerk, wenn es auch
weder historisches noch litterarisches Inter-
esse bietet. Henry, der amerikanische
Dorfmaler, bringt „Wahlneuigkeiten": zwei
Bauern, am Zaune lehnend, erfahren von
einem vorbeisahrenden dritten, wer Präsi-
dent geworden ist. Charakteristik und land-
schaftlicher Hintergrund besonders fein. Das
Gleiche gilt für Leo Moellers „Patriot
bei Valley Forge", das einen Hallgarten-
Preis errang; ein anderer dieser Preise fiel
gleichfalls dem Deutschen Louis Moeller zu
für sein vortreffliches „Testament", ein
Sittenbild, das zwar etwas kalt in der
Farbe, aber trefflich in Zeichnung und Grup-
pierung ist. Hervorragende Landschaften sind
Ernest Bartons großes „Scheidendes
Tageslicht" voll Ruhe und Stimmung,
Ochtmanns „Winternachmittag", Fergu-
sons Bild aus den „Adirondacks", Pick-
nells sonnenglühende „Landstraße bei
Nizza", „Sonnenuntergang" von Robert
Minor, mit seiner Behandlung der Atmosphäre. Karl
Schreyvogel hat eine „Scene aus dem wilden Westen"
(ein Cow-boy, der einen schneebedeckten Bergpaß in wilder
Flucht hinabgaloppiert und auf seine Verfolger feuert) ge-
bracht, die entschiedene Fortschritte dieses begabten Malers
verrät.

Hof-Kunst.

vergeb'nes Müh'nl Die Kunst ist frei
Und läßt sich nimmermehr herbei,

Auf Herrscherworte zu parieren!

Sie flieht vor Zwang und Tyrannei;

Ihr Zerrbild nur, die Künstelei,

Die bleibt und läßt sich kommandieren

A. Stier.

Abend. Nach einer Lithographie von Hans Thoma.

ZA'

Nach einem Schwarzkunstblatt von Hans U-Homa.
 
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