Alte Bilderrahmen.
gehängte Tafelbilder, Kopien berühmter Gemälde, nach-
ahmte und sie mit einer Architektur umgab, die mit ihren
Säulen und darauf gelegten Gebälkstücken eine Pforte in
der Mauer vertritt, durch welche wir auf den Vorgang
Hinausblicken, als ob er sich in einem andern, idealen
Raume abspiele. Es ist das eine Täuschung, die noch
dadurch erhöht wird, daß der Künstler durch seine Mittel
die Wand horizontal in zwei Teile zerlegte, von denen
er den unteren wie eine niedrige Mauer ausgestaltete, da-
hinter, aus jenem erweiterten Raum, landschaftliche Details,
Bäume, Blumenkronen und Tempelgiebel in den als Luft-
raum behandelten oberen Teil des Zimmers aufragen.
Dasselbe ist bei den Darstellungen im Relief der
Fall, die entsprechend ihrer engen Verwandtschaft mit der
und Glasmalereien, den Mosaiken und Gobelins, für die
sämtlich die Stilgesetze der Gewebe gelten, ein ornamen-
tales Band genügt, sondern er hatte vor allem, gleich den
Thüren und Fenstern in der Baukunst, die geschlossene
Wand zu unterbrechen, zu öffnen, Aussicht zu schaffen.
Der Gedanke, der diesem Streben zu Grunde lag, war
offenbar der, die dumpfe Last der die Brust beengenden
Zimmerwände aufzuheben und über ihre starre Masse hin-
wegzutäuschen, der Phantasie einen schöneren Schauplatz
vorzuspicgeln. Das erkennen wir schon in Rom und
Pompeji, wo der Maler an den Wänden, in Fresko, auf-
Lig. 5. Rahmen vom Allarwerk des Giovanni Bellini.
Venedig, Sakristei der Frarikirche, dat. 1,488.
1. Hälfte des XV. Jabrb.
Malerei ebenso eingefaßt, oder z. B. auf den Sarko-
phagen in richtiger Verfolgung des allgemein geltenden
Grundsatzes in die Bögen von ganzen Arkaden gestellt
sind, die ihrerseits wieder bis ins christliche Mittelalter
hinein dem herrschenden Geschmacke der Architektur folgen.
Der Sarkophag ist eben als ein ernstes Haus gedacht,
das von Säulen getragen wird, zwischen denen die ver-
schiedenen Personen und Gruppen aus der heiligen Ge-
schichte Platz genommen haben, durch deren Lehre und
Handlungen das Leben des Christen Inhalt und Wert
bekam. Diptychen und Bücherdeckel ahmen ihm seine ein-
zelnen Seiten nach und der Miniator überträgt schließlich
das System auf die Fläche seines Pergamentes, indem er
zugleich die einzelnen Glieder reich mit Farben und Zier-
mustern ausschmückt, wie an andern Orten die Cosmaten
die Bauteile mit Mosaik.
Freilich ist es noch die Frage, ob wir aus der antiken
Dekorationsmalerei den Schluß ziehen dürfen, daß die
gehängte Tafelbilder, Kopien berühmter Gemälde, nach-
ahmte und sie mit einer Architektur umgab, die mit ihren
Säulen und darauf gelegten Gebälkstücken eine Pforte in
der Mauer vertritt, durch welche wir auf den Vorgang
Hinausblicken, als ob er sich in einem andern, idealen
Raume abspiele. Es ist das eine Täuschung, die noch
dadurch erhöht wird, daß der Künstler durch seine Mittel
die Wand horizontal in zwei Teile zerlegte, von denen
er den unteren wie eine niedrige Mauer ausgestaltete, da-
hinter, aus jenem erweiterten Raum, landschaftliche Details,
Bäume, Blumenkronen und Tempelgiebel in den als Luft-
raum behandelten oberen Teil des Zimmers aufragen.
Dasselbe ist bei den Darstellungen im Relief der
Fall, die entsprechend ihrer engen Verwandtschaft mit der
und Glasmalereien, den Mosaiken und Gobelins, für die
sämtlich die Stilgesetze der Gewebe gelten, ein ornamen-
tales Band genügt, sondern er hatte vor allem, gleich den
Thüren und Fenstern in der Baukunst, die geschlossene
Wand zu unterbrechen, zu öffnen, Aussicht zu schaffen.
Der Gedanke, der diesem Streben zu Grunde lag, war
offenbar der, die dumpfe Last der die Brust beengenden
Zimmerwände aufzuheben und über ihre starre Masse hin-
wegzutäuschen, der Phantasie einen schöneren Schauplatz
vorzuspicgeln. Das erkennen wir schon in Rom und
Pompeji, wo der Maler an den Wänden, in Fresko, auf-
Lig. 5. Rahmen vom Allarwerk des Giovanni Bellini.
Venedig, Sakristei der Frarikirche, dat. 1,488.
1. Hälfte des XV. Jabrb.
Malerei ebenso eingefaßt, oder z. B. auf den Sarko-
phagen in richtiger Verfolgung des allgemein geltenden
Grundsatzes in die Bögen von ganzen Arkaden gestellt
sind, die ihrerseits wieder bis ins christliche Mittelalter
hinein dem herrschenden Geschmacke der Architektur folgen.
Der Sarkophag ist eben als ein ernstes Haus gedacht,
das von Säulen getragen wird, zwischen denen die ver-
schiedenen Personen und Gruppen aus der heiligen Ge-
schichte Platz genommen haben, durch deren Lehre und
Handlungen das Leben des Christen Inhalt und Wert
bekam. Diptychen und Bücherdeckel ahmen ihm seine ein-
zelnen Seiten nach und der Miniator überträgt schließlich
das System auf die Fläche seines Pergamentes, indem er
zugleich die einzelnen Glieder reich mit Farben und Zier-
mustern ausschmückt, wie an andern Orten die Cosmaten
die Bauteile mit Mosaik.
Freilich ist es noch die Frage, ob wir aus der antiken
Dekorationsmalerei den Schluß ziehen dürfen, daß die