Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur (15.1899/1900)

-sr4ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

bewältigt. Die gewaltige Komposition, welche sich PERSONAL-NACHRICHTEN
vom überlebensgrossen Hochrelief bis ins zarteste

Flachrelief hinanstuft, ist von überwältigendem ä BERLIN. Die Akademie der Künste veran-

Reichtum der Gruppen, üppigster Gestaltenfülle, staltet zu Ehren ihres Mitgliedes, Professors Ludwig

ein schwelgender Taumel, welchen oben in der Knaus, der bekanntlich am 5. Oktober 1899 sein

Bildmitte der Tod — leider die schwächste Gestalt siebzigstes Lebensjahr vollendete, eine Ausstellung

— als letzter Bändiger aller Leidenschaften, be- seiner Werke. In einerseltenen Vollständigkeitwerden

herrscht. Wien ist die erste Stadt, worin dieses die Schöpfungen des beliebten Meisters ausgestellt

Kolossal werk bei seiner Weltreise zur Ausstellung werden können und in Verbindung mit verschiedenen,

gelangt. Die belgische Regierung lässt das Relief bisher noch nicht bekannt gewesenen Bildern, Studien

in Marmor ausführen und dafür vom Architekten und Skizzen einen vollständigen Ueberblick über

Horta ein eigenes Gebäude herstellen. I229! das Lebenswerk des Künstlers geben. Die Aus-

t^> KÖNIGSBERG. In Teicherts Kunstsalon sahen Stellung wird voraussichtlich am 12. Januar 1900

wir in den letzten Monaten Bilder der heimischen eröffnet werden. An demselben Tage wird die Aka-

jungen Maler demie der Künste zusammen mit dem Verein Berliner
E.Anderson Künstler in den Räumen des Künstlerhauses ein
und R. Bud- grosses Kostümfest veranstalten, dessen Teilnehmer
zinski,sowie Figuren aus den Gemälden von Knaus darstellen
von Antonie werden. Die ursprünglich in Verbindung mit der
Salkowski Knaus-Ausstellung in Aussicht genommene Aus-
und Antonie Stellung von Werken Franz von Defregger's
Sinnhuber, muss verschoben werden, weil die zur Verfügung
von denen die stehenden Ausstellungsräume nicht im entferntesten
Landschaften ausreichen. — Der Maler Paul Meyerheim ist von
Anderson's der Genossenschaft der Ordentlichen Mitglieder der
u. Ant. Sal- Akademie der Künste zum Senator der Akademie
kowski's der Künste gewählt und vom Minister für die Amts-
wohl zu be- dauer des vor einiger Zeit verstorbenen Professors
achten waren. W. Amberg berufen worden. — Professor Fritz
Bons Salon Schaper leidet, Zeitungsmeldungen nach, infolge von
brachte Ueberarbeitung an einer nervösen Abspannung und
Bilder von hat zur Stärkung seiner Gesundheit ein Sanatorium
Hermans- am Schlachtensee aufgesucht, woselbst er in Be-
Brüssel, gleitung seiner Gemahlin weilt. — Von einer neuen
Charles Künstlervereinigung ist noch zu berichten. Diesmal
Mertens- sind es Vertreter der graphischen Künste, die den
Antwerpen. Drang in sich fühlten, einen neuen Verein zu bilden.
Dann eine Derselbe hat sich mit dem Titel . Freie Vereinigung
RUD. schiestl üthogr. kleine der Graphiker- konstituiert. Zu seinem Vorsitzenden
Postkarte von der Weihnachtsfeier des Sammlung wurde Professor HansMeyer und zum Schriftführer
Albrecht Dürer-Vereins in München v°n E. Eich- der Kupferstecher Johannes Plato erwählt. Die

ler, einem in bedeutenden Berliner Stecher Gustav Eilers und
München Karl Köpping gehören der Vereinigung nicht an.
lebenden Königsberger. Meist sind es Studien, = MÜNCHEN. Der Besuch der hiesigen Aka-
keine fertigen Bilder; zeigt sich der Künstler in demie der bildenden Künste beziffert sich für das
ihnen auch noch nicht voll entwickelt, so sind doch Winterhalbjahr 1899/1900 auf dreihundertzweiund-
schon recht achtbare Sachen darunter. Erwähnens- achtzig Studierende, und zwar einhundertacht Bayern,
wert ist noch, dass unsere städtische Bildergalerie, einhundertfünfzig sonstige Deutsche und einhundert-
nach dreimonatlicher Pause anfangs November vierundzwanzig Ausländer. Davon besuchen ein-
wieder eröffnet worden ist. Nicht nur die Kabinette hundertacht die Zeichenschulen, einhundertvierzig
allein sind einer gründlichen Renovierung unter- die Malschulen, neunundvierzig die Komponier-
zogen worden, sondern auch die Bilder von sach- schulen, acht die Radierschule und siebenundsiebzig
kundiger Hand gereinigt und wo nötig, mit frischem die Bildhauerschulen. — In der bayerischen Abge-
Firnis versehen worden. Die Sammlung hat da- ordnetenkammer befürwortete von Vollmar die
durch unendlich gewonnen. Nur sind die ihr zur staatliche Förderung der Medailleur-Kunst. I258)
Verfügung stehenden Räume in der Kgl. Kunstaka- B.B. BUDAPEST. Am 14. November starb in der
demie viel zu klein und es wäre zu wünschen, dass Engelsfelder Irrenanstalt der Maler G£za Myr-
dieselbe bald ein neues eigenes Heim in einem zu kovszky im Alter von vierundvierzig Jahren. Der-
erbauenden städtischen Museum finden möchte, um selbe war längere Zeit in Berlin thätig und als er
die Bilder recht zur Geltung kommen zu lassen. später zurück nach Budapest kam, war er haupt-
= MÜNCHEN. Die im Kunstausstellungsge- sächlich auf kunstgewerblichem Gebiete thätig und
bäude am Königsplatz während des Dezembers und war eifrig bestrebt, den ungarischen Dekorationsstil
Januars veranstaltete Winter-Ausstellung der zu begründen. — Am 16. Dezember endete durch
>Secession< bietet als höchst verdienstvolle That Selbstmord der Marinemaler Leo Györök.
eine aus achtundsechzig Stücken bestehende Samm- = GESTORBEN. In Paris der Medailleur Daniel
lung von Abgüssen nach Werken Donatello's und Dupuis; am 18. November in St. Josse ten-Noode
eine etwa hundertfünfzig Nummern umfassende der belgische Landschafter Frans van Luppen;
Kollektion Braun'scher Kohledrucke nach Gemälden in London im einundachtzigsten Lebensjahre Sir
von Velazquez. Einige Oelkopien von Werken des Henry Täte, der Stifter der ursprünglich nach
spanischen Meisters, u. a. von Lenbach und Pradilla ihm genannten jetzigen - National Gallery of British
stammend, sind diesen hinzugesellt. Wir werden Art«; ebenda auch der englische Kunstkenner und
auf die Veranstaltung im nächsten Heft zurück- Sammler Henry Vaughan ; in München am
kommen. I259) 18. Dezember der Maler Carl Scherbring. 12441

188