<s-%ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN
bildenden Künste überwiesenen Räumen, welche
gegen die bisher benutzten sicher einen Fortschritt
bedeuten. Herr Lichtenberg hatte zur Feier dieses
Ereignisses eine ganz besonders umfang- und inhalt-
reiche Ausstellung arrangiert, welche uns u. a. mit
Carl Marr's Madonna-, neuen Werken von Overbeck,
Modersohn und Vogeler, von Benno Becker, Felix
Borchardt, Oskar Frenzel, Dora Hitz, Hans Herrmann,
Eugen Kampf, Keller-Reutlingen, Gotthard Kuehl
u. a. bekannt machte und daneben die zum Teil
vortrefflichen Arbeiten von etwa zwei Dutzend
schlesischen Künstlern und Künstlerinnen vorführte.
Bald darauf veranstalteten die beiden Erler bei
Lichtenberg eine Separatausstellung, die in den
markigen Porträts des älteren Bruders, den poetischen
Märchenlandschaften des jüngeren viel Anzieheirdes
bot. In engeren Kreisen hat Fritz Erler hier in
letzter Zeit auch durch die von ihm entworfene und,
was die Wandbilder anbetrifft, ausgeführte Dekoration
des Musikzimmers in der >Viila Neisser< berechtigte
Anerkennung gefunden. Diese Villa, nach Entwürfen
von Grisebach, darf überhaupt als ein bis jetzt in
Breslau einzig dastehender moderner Musterbau be-
zeichnet werden. — Unter die Kunstereignisse muss
wohl auch die bereits verzeichnete Enthüllung des
Moltke-Denkmals von dem in Breslau geborenen CüNO
von Uechtritz gezählt werden; es ist eine gute
Porträtstatue auf einem ziemlich unglücklich ausge-
fallenen So:kelbau. Endlich darf hier die Eröffnung
des neuen städtischen Kunstgewerbemuseums oder,
wie es mit seinem offiziellen Titel heisst: Schlesisches
Museum für Kunstgewerbe und Altertümer — nicht
unerwähnt bleiben; erhoffen wir doch von ihm eine
neue Quelle künstlerischer Anregung für unsere
Stadt und Provinz. Der Tag der Einweihung brachte
ausser der unvermeidlichen offiziellen Feier einen
von der Breslauer Künstlerschaft mit Unterstützung
des Magistrats veranstalteten Festabend, der sich
des besten Gelingens zu erfreuen hatte. In den
künktlerisch ausgestalteten weiten Räumen des
Vincenzhauses wurden vor einer glänzenden Ver-
sammlung ein vortreffliches Festspiel historisch-
allegorischen Inhalts, sowie ein Tanzspiel nach
Motiven aus Walter Crane's Tourney of the Lily
and the Rose aufgeführt. Das Museum selbst
das bekanntlich aus dem in städtischen Besitz über-
gegangenen Museum schlesischer Altertümer - ge-
bildet worden ist und in dem für Museumszwecke
umgebauten alten - Ständehause seine Stätte ge-
funden hat — feierte die Thatsache seiner Eröffnung
durch zwei Ausstellungen; die eine derselben, von
Direktor Dr. Masner arrangiert,- giebt in engem
Rahmen eine Auswahl charakteristischer Leistungen
des modernen Kunsthandwerks, die zweite, vom
Breslauer Kunstgewerbeverein veranstaltet, sucht
die gegenwärtige Leistungsfähigkeit des schlesischen
Kunsthandwerks darzulegen. Den Kern des Arrange-
ments bilden eine Reihe von Interieurs, welche die
achtbare, wenngleich noch meist im alten Geleise
der Stilimitation fortarbeitende schlesische Möbel-
industrie geliefert hat. Ausserdem treten die Arbeiten
der Kunstschlosserei und der schlesischen Glas-
industrie hervor; leidliche Erfolge in künstlerischer
Hinsicht erzielen auch die Leinenweberei, sowie
die Spitzen- und Teppichfabrikation. Die königliche
Kunstgewerbeschule stellt Proben der Versuche
aus, welche sie zur Einführung der Scherrebeker
Webemanier und anderer Techniken für dekorative
Arbeiten angestellt hat. Im allgemeinen ist der Ein-
druck dieser schlesischen Kunstgewerbeausstellung,
die allerdings schon eine strenge Aufnahmejury
passiert hat, kein unerfreulicher, wenngleich man
sich eingestehen muss, dass der Thätigkeit des neuen
Museums gerade hier in Schlesien noch ein weiter
Raum bleibt. 1268]
* DRESDEN. Die Deutsche Kunstausstellung
Dresden 1899 hat ein sehr erfreuliches Ergebnis
gehabt. Obgleich sie von dem Fehlbetrag der
Internationalen Ausstellung von 1897 — im Betrage
von 176000 M. — einen Anteil von 30000 M. über-
nehmen musste, so hat sie doch keinen Fehlbetrag
zu verzeichnen. Einnahmen und Ausgaben betrugen
241245 M. Aus der Geschäftsführung ist bemerkens-
wert, dass die dekorative Kunst — Inneneinrichtung
u. s. w. — mit 17000 M. unterstützt worden ist.
Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern betrugen
131360 M., der Gesamtbetrag der in der Ausstellung
verkauften Kunstwerke war 333881 M. 45 Pf., davon
kommen ungefähr 113000M. auf Dresdner, 220000 M.
auf die übrigen deutschen Künstler. Das erfreuliche
Gesamtergebnis der Ausstellung giebt Dresden eine
bedeutsame Stellung als deutscher Kunstmarkt neben
München und Berlin, welche die deutschen Künstler
zu würdigen wissen werden. Um sie zu wahren,
wird demnächst auf Anregung des Dresdner Ober-
bürgermeisters, Geh. Fi nanzrat Beutler, der Ausschuss
für eine neue Dresdner Kunstausstellung zusammen-
treten. Voraussichtlich nehmen diesmal die Dresdner
Künstlervereine die Vorbereitungen in die Hand.
Das Jahr ist noch nicht festgestellt. [269]
— BERLIN. In die Ausstellungskommission für
die Grosse Berliner-Kunstausstellung 1900 wurden
gewählt: als erster Vorsitzender Professor Max
Koner, zweiter Vorsitzender Professor Gustav Eilers,
erster Schriftführer Professor Hans Meyer, zweiter
Schriftführer Ernst Hausmann, erster Säckelmeister
Professor Dr. F. Hartzer, zweiter Säckelmeister Franz
Bombach. Geschäftsführer für die neue Ausstellung
ist wie bisher der Geschäftsführer des Vereins
Berliner Künstler , Fritz v. Baver. [256]
Ppr. KÖLN. Das Museum Wallraf-Richartz er-
warb im vorigen Jahre für die Abteilung moderner
Gemälde zwei ältere Stücke der modernen Richtung
Holländische Schiffswerft von Schönleber vom
Jahre 1878 und Landschaft mitVieh< von C. Leibels
von 1868. Leibeis war ein junger, früh verstorbener
Düsseldorfer und Schüler Troyons in Paris. [25']
= STUTTGART. Die Kgl. Gemäldegalerie er-
warb aus dem Besitz der Kunsthandlung Hermes
in Frankfurt eine im Jahre 1853 entstandene Römische
Landschaft von Arnold Böcklin. [238]
= WINTERTHUR. Die Turnusausstellung des
schweizerischen Kunstvereins für 1900 wird fünf
Städte berühren: Winterthur vom 18. März bis
1. April; Solothurn vom 12. bis 26. April; Basel
vom 6. bis 27. Mai; St. Gallen vom 10. bis 24. Juni
und Konstanz vom 8. bis 22. Juli. Anmeldungen
haben bis zum 15. Februar zu erfolgen. Die Werke
selbst sind bis zum 10. März an den Ausstellungs-
sekretär nach Winterthur zu senden. Zu gleicher
Zeit erlässt das Zentralkomitee des schweizerischen
Kunstvereins einen Aufruf zur Beteiligung an einem
sechsten Zeichnungswettbewerb, an dem ebenfalls
Schweizer Künstler des In- und Auslandes teil-
nehmen können. Als Vorwurf hat zu dienen eine
kriegerische Begebenheit aus der Schlussperiode der
Schweizergeschichte vorletzten Jahrhunderts. Ein-
sendungen bis 15. März 1900 an den Sekretär des
schweizerischen Kunstvereins, Dr. Alb. Hablützel
in Winterthur. [249]
E. K. BERLIN. Unter der, wie bereits kurz
erwähnt, wesentlich der Landschaft gewidmeten
Dezember - Ausstellung des Salons Schulte sind
voran die Worpsweder zu nennen, die den ganzen
Oberlichtsaal einnehmen. Der Vorrang gebührt
Karl Vinnen, der in seiner Schilderung der Haide-
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bildenden Künste überwiesenen Räumen, welche
gegen die bisher benutzten sicher einen Fortschritt
bedeuten. Herr Lichtenberg hatte zur Feier dieses
Ereignisses eine ganz besonders umfang- und inhalt-
reiche Ausstellung arrangiert, welche uns u. a. mit
Carl Marr's Madonna-, neuen Werken von Overbeck,
Modersohn und Vogeler, von Benno Becker, Felix
Borchardt, Oskar Frenzel, Dora Hitz, Hans Herrmann,
Eugen Kampf, Keller-Reutlingen, Gotthard Kuehl
u. a. bekannt machte und daneben die zum Teil
vortrefflichen Arbeiten von etwa zwei Dutzend
schlesischen Künstlern und Künstlerinnen vorführte.
Bald darauf veranstalteten die beiden Erler bei
Lichtenberg eine Separatausstellung, die in den
markigen Porträts des älteren Bruders, den poetischen
Märchenlandschaften des jüngeren viel Anzieheirdes
bot. In engeren Kreisen hat Fritz Erler hier in
letzter Zeit auch durch die von ihm entworfene und,
was die Wandbilder anbetrifft, ausgeführte Dekoration
des Musikzimmers in der >Viila Neisser< berechtigte
Anerkennung gefunden. Diese Villa, nach Entwürfen
von Grisebach, darf überhaupt als ein bis jetzt in
Breslau einzig dastehender moderner Musterbau be-
zeichnet werden. — Unter die Kunstereignisse muss
wohl auch die bereits verzeichnete Enthüllung des
Moltke-Denkmals von dem in Breslau geborenen CüNO
von Uechtritz gezählt werden; es ist eine gute
Porträtstatue auf einem ziemlich unglücklich ausge-
fallenen So:kelbau. Endlich darf hier die Eröffnung
des neuen städtischen Kunstgewerbemuseums oder,
wie es mit seinem offiziellen Titel heisst: Schlesisches
Museum für Kunstgewerbe und Altertümer — nicht
unerwähnt bleiben; erhoffen wir doch von ihm eine
neue Quelle künstlerischer Anregung für unsere
Stadt und Provinz. Der Tag der Einweihung brachte
ausser der unvermeidlichen offiziellen Feier einen
von der Breslauer Künstlerschaft mit Unterstützung
des Magistrats veranstalteten Festabend, der sich
des besten Gelingens zu erfreuen hatte. In den
künktlerisch ausgestalteten weiten Räumen des
Vincenzhauses wurden vor einer glänzenden Ver-
sammlung ein vortreffliches Festspiel historisch-
allegorischen Inhalts, sowie ein Tanzspiel nach
Motiven aus Walter Crane's Tourney of the Lily
and the Rose aufgeführt. Das Museum selbst
das bekanntlich aus dem in städtischen Besitz über-
gegangenen Museum schlesischer Altertümer - ge-
bildet worden ist und in dem für Museumszwecke
umgebauten alten - Ständehause seine Stätte ge-
funden hat — feierte die Thatsache seiner Eröffnung
durch zwei Ausstellungen; die eine derselben, von
Direktor Dr. Masner arrangiert,- giebt in engem
Rahmen eine Auswahl charakteristischer Leistungen
des modernen Kunsthandwerks, die zweite, vom
Breslauer Kunstgewerbeverein veranstaltet, sucht
die gegenwärtige Leistungsfähigkeit des schlesischen
Kunsthandwerks darzulegen. Den Kern des Arrange-
ments bilden eine Reihe von Interieurs, welche die
achtbare, wenngleich noch meist im alten Geleise
der Stilimitation fortarbeitende schlesische Möbel-
industrie geliefert hat. Ausserdem treten die Arbeiten
der Kunstschlosserei und der schlesischen Glas-
industrie hervor; leidliche Erfolge in künstlerischer
Hinsicht erzielen auch die Leinenweberei, sowie
die Spitzen- und Teppichfabrikation. Die königliche
Kunstgewerbeschule stellt Proben der Versuche
aus, welche sie zur Einführung der Scherrebeker
Webemanier und anderer Techniken für dekorative
Arbeiten angestellt hat. Im allgemeinen ist der Ein-
druck dieser schlesischen Kunstgewerbeausstellung,
die allerdings schon eine strenge Aufnahmejury
passiert hat, kein unerfreulicher, wenngleich man
sich eingestehen muss, dass der Thätigkeit des neuen
Museums gerade hier in Schlesien noch ein weiter
Raum bleibt. 1268]
* DRESDEN. Die Deutsche Kunstausstellung
Dresden 1899 hat ein sehr erfreuliches Ergebnis
gehabt. Obgleich sie von dem Fehlbetrag der
Internationalen Ausstellung von 1897 — im Betrage
von 176000 M. — einen Anteil von 30000 M. über-
nehmen musste, so hat sie doch keinen Fehlbetrag
zu verzeichnen. Einnahmen und Ausgaben betrugen
241245 M. Aus der Geschäftsführung ist bemerkens-
wert, dass die dekorative Kunst — Inneneinrichtung
u. s. w. — mit 17000 M. unterstützt worden ist.
Die Einnahmen aus den Eintrittsgeldern betrugen
131360 M., der Gesamtbetrag der in der Ausstellung
verkauften Kunstwerke war 333881 M. 45 Pf., davon
kommen ungefähr 113000M. auf Dresdner, 220000 M.
auf die übrigen deutschen Künstler. Das erfreuliche
Gesamtergebnis der Ausstellung giebt Dresden eine
bedeutsame Stellung als deutscher Kunstmarkt neben
München und Berlin, welche die deutschen Künstler
zu würdigen wissen werden. Um sie zu wahren,
wird demnächst auf Anregung des Dresdner Ober-
bürgermeisters, Geh. Fi nanzrat Beutler, der Ausschuss
für eine neue Dresdner Kunstausstellung zusammen-
treten. Voraussichtlich nehmen diesmal die Dresdner
Künstlervereine die Vorbereitungen in die Hand.
Das Jahr ist noch nicht festgestellt. [269]
— BERLIN. In die Ausstellungskommission für
die Grosse Berliner-Kunstausstellung 1900 wurden
gewählt: als erster Vorsitzender Professor Max
Koner, zweiter Vorsitzender Professor Gustav Eilers,
erster Schriftführer Professor Hans Meyer, zweiter
Schriftführer Ernst Hausmann, erster Säckelmeister
Professor Dr. F. Hartzer, zweiter Säckelmeister Franz
Bombach. Geschäftsführer für die neue Ausstellung
ist wie bisher der Geschäftsführer des Vereins
Berliner Künstler , Fritz v. Baver. [256]
Ppr. KÖLN. Das Museum Wallraf-Richartz er-
warb im vorigen Jahre für die Abteilung moderner
Gemälde zwei ältere Stücke der modernen Richtung
Holländische Schiffswerft von Schönleber vom
Jahre 1878 und Landschaft mitVieh< von C. Leibels
von 1868. Leibeis war ein junger, früh verstorbener
Düsseldorfer und Schüler Troyons in Paris. [25']
= STUTTGART. Die Kgl. Gemäldegalerie er-
warb aus dem Besitz der Kunsthandlung Hermes
in Frankfurt eine im Jahre 1853 entstandene Römische
Landschaft von Arnold Böcklin. [238]
= WINTERTHUR. Die Turnusausstellung des
schweizerischen Kunstvereins für 1900 wird fünf
Städte berühren: Winterthur vom 18. März bis
1. April; Solothurn vom 12. bis 26. April; Basel
vom 6. bis 27. Mai; St. Gallen vom 10. bis 24. Juni
und Konstanz vom 8. bis 22. Juli. Anmeldungen
haben bis zum 15. Februar zu erfolgen. Die Werke
selbst sind bis zum 10. März an den Ausstellungs-
sekretär nach Winterthur zu senden. Zu gleicher
Zeit erlässt das Zentralkomitee des schweizerischen
Kunstvereins einen Aufruf zur Beteiligung an einem
sechsten Zeichnungswettbewerb, an dem ebenfalls
Schweizer Künstler des In- und Auslandes teil-
nehmen können. Als Vorwurf hat zu dienen eine
kriegerische Begebenheit aus der Schlussperiode der
Schweizergeschichte vorletzten Jahrhunderts. Ein-
sendungen bis 15. März 1900 an den Sekretär des
schweizerischen Kunstvereins, Dr. Alb. Hablützel
in Winterthur. [249]
E. K. BERLIN. Unter der, wie bereits kurz
erwähnt, wesentlich der Landschaft gewidmeten
Dezember - Ausstellung des Salons Schulte sind
voran die Worpsweder zu nennen, die den ganzen
Oberlichtsaal einnehmen. Der Vorrang gebührt
Karl Vinnen, der in seiner Schilderung der Haide-
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