VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <^S=^
Ausstellung hauptsächlich aus den diesmal ausge-
stellten Werken ausgewählt werden und hat doch
der Staat versprochen, alles, was diesmal gut ist,
für das Museum der schönen Künste anzukaufen.
So kam es, dass am letzten Tage der Einsendung
beinahe achthundert Werke eingetroffen waren. Wenn
man der Aufnahmsjury auch in früheren Jahren
keine allzugrosse Nachsichtigkeit nachsagen kann,
so war sie diesmal — mit vollem Rechte — noch
etwas strenger, indem von hunderteinundsiebzig
Künstlern im ganzen vierhundertfünfundachtzig
Werke ausgestellt sind. Die Strenge war diesmal
ganz am Platze; gilt es doch, der ganzen Welt den
heutigen Stand der ungarischen Kunst zu zeigen.
Es ist nun Sache einer neuen Jury, aus dem vor-
handenen Guten das Beste auszuwählen. Der Ein-
druck, den die Ausstellung hier macht, ist ein
recht befriedigender, wozu allerdings auch das ge-
schmackvolle Arrangement beiträgt. Was die aus-
gestellten Werke betrifft, so halten diesmal die
figuralen Motive den Landschaften die Wage, wäh-
rend sonst die Landschaften dominierten; auch ist
die Zahl der grossen Leinwanden nicht eben gering.
An erster Stelle wollen wir Imre Revesz erwähnen,
dessen grosses Bild >Panem«, ungarische Bauern,
etwas sozialistisch aufgefasst, aber tief empfunden
und vorzüglich charakterisiert, in sehr feinem grauen
Ton gemalt ist. Auch Ludwig Mark zeigt dieses
Jahr, was ein talentierter Künstler, wenn er es
wirklich ernst meint, leisten kann. Sein Bild
Sirenennest« ist sein gereiftestes Werk, frei von
seinen Uebertreibungen; es ist sehr interessant
komponiert und weist einige sehr schön gemalte
weibliche Akte auf. Alexander Bihari's Begräb-
nis Christi« ist, wenn auch etwas konventionell in
der Auffassung, doch sehr schön in Ton und Stim-
mung, und die Figur Marias ist ganz besonders vor-
züglich. Mathias Jantyik malte eine > Weihe der
Felder*. Die Typen der Bauern sind sehr gut
beobachtet, nur ist das Bild etwas hart in der Farbe
und etwas zu trocken gemalt. Eine grosse Leinwand
ist auch das Werk Josef Jaszay's, eine Episode
nach der Schlacht von Tapiö-Bicske (1848) dar-
stellend. Der Künstler hat in diesem Bilde einen
ganz ausserordentlichen Fortschritt gemacht. Tiefe
Trauer atmet das Bild Eugen Jendrassik's Eb-
schied--. Eine schwarzgekleidete Frauengestalt wirft
auf den Beschauer noch einen letzten Abschieds-
blick, um dann hinter den Felsen im Dunkel des
Waldes für immer zu verschwinden. Edmund
Kacziany leidet an höchster Unverständlichkeit,
woran auch der längste Titel im Katalog nichts
hilft. Ludmilla Flesch-Brunningen's >Reue -
dürfte in München nicht unbekannt sein, da es —
wenn ich gut unterrichtet bin — daselbst eine Aus-
zeichnung erhielt. An figuralen Werken wäre noch
erwähnenswert Karl Kernstok's 'Liebes Ladis-
laus HegedOs' >Kain und Abel-, zwei mit grosser
Bravour gemalte Akte, Ludwig Deak-EbnerY
Sommer«, ein schön gemalter weiblicher Akt, dann
die Bilder von Paul Benes, Ladislaus Pataky,
kornel spanyik, dominik skuteczky, julius
Tornai und Imre Knopp. Tihamer Margitay's
Mesalliance* leidet an Unklarheit der Komposition.
An Bildnissen wären zwei durch ihre subtile Tech-
nik hervorragende Bilder Bertalan Karlovszky's
besonders zu erwähnen; ausserdem Arpad Migl,
Julius Stetka, Karl Kernstok, Ed. Ballo.
FClöp Laszlo, der Maler fürstlicher Persönlich-
keiten, occupiert diesmal beinahe einen ganzen Saal,
im ganzen zwölf Stück, alle mit den Vorzügen
Laszlo's, d. h. äusserst liebenswürdig aufgefasst,
mit viel Raffinement gemalt, aber vielleicht ein
bischen leer. Bei den Landschaftern dominieren
Ignaz Ujvary und Lad. Mednyanszky ; doch
gebietet ersterer über eine viel reichhaltigere Skala
der Stimmungen: = Sturm im Frühling», 3 Idylle *,
= Mondnacht an der Donau« etc. Mednyanszky
ist auch sehr fein und poetisch, doch wiederholt er
sich, was wir jedoch bei den hohen künstlerischen
Eigenschaften seiner Werke durchaus nicht bedauern
wollen. Vorzüglich sind noch die Landschaften von
Daniel Mihalik, Ludwig Szlanyi. Adolf
Fenyes hat eine Kollektion von achtundzwanzig
Bildern ausgestellt; Fenyes ist ein kräftiges Talent
und er hat einige ganz vorzügliche Bilder, wenn er
es auch manchmal mit der Wahrheit nicht ganz
genau nimmt. Die Gruppe der Nagy-Bänyaer
Künstler hat diesmal auch im Rahmen dieser Aus-
stellung ausgestellt, nachdem sie sich der Aufnahms-
jury unterworfen haben; ihr Wunsch, in einem
besonderen Saale kollektiv ausstellen zu dürfen,
wurde bereitwilligst erfüllt. Das stärkste Talent
unter ihnen ist Karl Ferenczy, und wenn auch
so mancher mit Ferenczys Art zu malen nicht
einverstanden ist, Ernst, aufrichtiges Streben, der
Natur so viel als möglich nahe zu kommen, kann
man seinen Werken nicht absprechen. Stefan
Csok hat ein sehr interessant gemaltes Bild >Ver-
gieb uns unsere Sünden« ausgestellt. Bela Grün-
wald's >Das Schwert Attilas» wirkt etwas leer. In
dieser Kollektion wären noch zu erwähnen die Bild-
nisse von Johann Thorma, Stefan Reti, dann
einige Landschaften von Oskar Glatz und
Alexander Nyilassy. — Unter den Skulpturen
fällt besonders Stefan Toth's überlebensgrosse
Figur >Die Rache« auf, dann Richard FChrer's
Kandelaber-, Georg Zala's Marmorbüsten des
Königs und der Königin. Vorzüglich sind noch
die kleinen, gut charakterisierten Genrefiguren
von Kalman Nagy. — Die Architekten Balint
und Jambor haben die Pläne für ungarische
Bauten der Pariser Weltausstellung eingesendet;
ganz interessante, ungarisch angehauchte, secessio-
nistische Einfälle.
M. S. BRESLAU. Die bemerkenswerten Breslauer
Kunstereignisse des verflossenen Jahres haben sich
fast alle in das letzte Quartal zusammengedrängt.
So die dritte Jahresausstellung des Ausstellungs-
verbandes schlesischer Künstler, welche diesmal in
einem eigenen gemieteten Lokale stattfand; im
nächsten Jahre werden voraussichtlich schon die
grossen Räume, welche die MöbelfirmaJ. Koblinsky
& Co. — die einzige, welche hier im modernen Ge-
schmack zu arbeiten versteht — für Ausstellungs-
zwecke herrichten lässt, den jungen Künstlern zur
Verfügung stehen. Was diese uns heuer zu bieten
hatten, verdiente in jeder Hinsicht die freundliche
Aufnahme, welche die Ausstellung beim Publikum
fand; das Interesse äusserte sich auch in einer Reihe
von Ankäufen, natürlich nur seitens privater Kunst-
freunde. Von auswärts thätigen Schlesiern hatten
sich auf erfolgte Einladung Georg Müller-Breslau,
Josef Block, Hans Baluschek, Fritz und Erich Erler,
Max Heilmann-Frankfurt a. O., von hiesigen u. a. Hans
Dressler, Gertrud Staats, Max Wislicenus beteiligt.
Das meiste Aufsehen erregten die sehr flott und glück-
lich improvisierte Porträtstudie einer jungenDame von
Eugen Spiro, sowie die technisch hochentwickelten
und durch ihre duftige Lichtbehandlung ausgezeich-
neten Porträtradierungen von Heinrich Wolff. —
Unmittelbar darauf erfolgte die Eröffnung unserer
ständigen Gemäldeausstellung, welche von Herrn
KunsthändlerLic/irenberg-in nomineller Gemeinschaft
mit dem Schlesischen Kunstverein unterhalten wird,
in den neuen, ihr im Hauptgeschoss des Museums der
211
27*
Ausstellung hauptsächlich aus den diesmal ausge-
stellten Werken ausgewählt werden und hat doch
der Staat versprochen, alles, was diesmal gut ist,
für das Museum der schönen Künste anzukaufen.
So kam es, dass am letzten Tage der Einsendung
beinahe achthundert Werke eingetroffen waren. Wenn
man der Aufnahmsjury auch in früheren Jahren
keine allzugrosse Nachsichtigkeit nachsagen kann,
so war sie diesmal — mit vollem Rechte — noch
etwas strenger, indem von hunderteinundsiebzig
Künstlern im ganzen vierhundertfünfundachtzig
Werke ausgestellt sind. Die Strenge war diesmal
ganz am Platze; gilt es doch, der ganzen Welt den
heutigen Stand der ungarischen Kunst zu zeigen.
Es ist nun Sache einer neuen Jury, aus dem vor-
handenen Guten das Beste auszuwählen. Der Ein-
druck, den die Ausstellung hier macht, ist ein
recht befriedigender, wozu allerdings auch das ge-
schmackvolle Arrangement beiträgt. Was die aus-
gestellten Werke betrifft, so halten diesmal die
figuralen Motive den Landschaften die Wage, wäh-
rend sonst die Landschaften dominierten; auch ist
die Zahl der grossen Leinwanden nicht eben gering.
An erster Stelle wollen wir Imre Revesz erwähnen,
dessen grosses Bild >Panem«, ungarische Bauern,
etwas sozialistisch aufgefasst, aber tief empfunden
und vorzüglich charakterisiert, in sehr feinem grauen
Ton gemalt ist. Auch Ludwig Mark zeigt dieses
Jahr, was ein talentierter Künstler, wenn er es
wirklich ernst meint, leisten kann. Sein Bild
Sirenennest« ist sein gereiftestes Werk, frei von
seinen Uebertreibungen; es ist sehr interessant
komponiert und weist einige sehr schön gemalte
weibliche Akte auf. Alexander Bihari's Begräb-
nis Christi« ist, wenn auch etwas konventionell in
der Auffassung, doch sehr schön in Ton und Stim-
mung, und die Figur Marias ist ganz besonders vor-
züglich. Mathias Jantyik malte eine > Weihe der
Felder*. Die Typen der Bauern sind sehr gut
beobachtet, nur ist das Bild etwas hart in der Farbe
und etwas zu trocken gemalt. Eine grosse Leinwand
ist auch das Werk Josef Jaszay's, eine Episode
nach der Schlacht von Tapiö-Bicske (1848) dar-
stellend. Der Künstler hat in diesem Bilde einen
ganz ausserordentlichen Fortschritt gemacht. Tiefe
Trauer atmet das Bild Eugen Jendrassik's Eb-
schied--. Eine schwarzgekleidete Frauengestalt wirft
auf den Beschauer noch einen letzten Abschieds-
blick, um dann hinter den Felsen im Dunkel des
Waldes für immer zu verschwinden. Edmund
Kacziany leidet an höchster Unverständlichkeit,
woran auch der längste Titel im Katalog nichts
hilft. Ludmilla Flesch-Brunningen's >Reue -
dürfte in München nicht unbekannt sein, da es —
wenn ich gut unterrichtet bin — daselbst eine Aus-
zeichnung erhielt. An figuralen Werken wäre noch
erwähnenswert Karl Kernstok's 'Liebes Ladis-
laus HegedOs' >Kain und Abel-, zwei mit grosser
Bravour gemalte Akte, Ludwig Deak-EbnerY
Sommer«, ein schön gemalter weiblicher Akt, dann
die Bilder von Paul Benes, Ladislaus Pataky,
kornel spanyik, dominik skuteczky, julius
Tornai und Imre Knopp. Tihamer Margitay's
Mesalliance* leidet an Unklarheit der Komposition.
An Bildnissen wären zwei durch ihre subtile Tech-
nik hervorragende Bilder Bertalan Karlovszky's
besonders zu erwähnen; ausserdem Arpad Migl,
Julius Stetka, Karl Kernstok, Ed. Ballo.
FClöp Laszlo, der Maler fürstlicher Persönlich-
keiten, occupiert diesmal beinahe einen ganzen Saal,
im ganzen zwölf Stück, alle mit den Vorzügen
Laszlo's, d. h. äusserst liebenswürdig aufgefasst,
mit viel Raffinement gemalt, aber vielleicht ein
bischen leer. Bei den Landschaftern dominieren
Ignaz Ujvary und Lad. Mednyanszky ; doch
gebietet ersterer über eine viel reichhaltigere Skala
der Stimmungen: = Sturm im Frühling», 3 Idylle *,
= Mondnacht an der Donau« etc. Mednyanszky
ist auch sehr fein und poetisch, doch wiederholt er
sich, was wir jedoch bei den hohen künstlerischen
Eigenschaften seiner Werke durchaus nicht bedauern
wollen. Vorzüglich sind noch die Landschaften von
Daniel Mihalik, Ludwig Szlanyi. Adolf
Fenyes hat eine Kollektion von achtundzwanzig
Bildern ausgestellt; Fenyes ist ein kräftiges Talent
und er hat einige ganz vorzügliche Bilder, wenn er
es auch manchmal mit der Wahrheit nicht ganz
genau nimmt. Die Gruppe der Nagy-Bänyaer
Künstler hat diesmal auch im Rahmen dieser Aus-
stellung ausgestellt, nachdem sie sich der Aufnahms-
jury unterworfen haben; ihr Wunsch, in einem
besonderen Saale kollektiv ausstellen zu dürfen,
wurde bereitwilligst erfüllt. Das stärkste Talent
unter ihnen ist Karl Ferenczy, und wenn auch
so mancher mit Ferenczys Art zu malen nicht
einverstanden ist, Ernst, aufrichtiges Streben, der
Natur so viel als möglich nahe zu kommen, kann
man seinen Werken nicht absprechen. Stefan
Csok hat ein sehr interessant gemaltes Bild >Ver-
gieb uns unsere Sünden« ausgestellt. Bela Grün-
wald's >Das Schwert Attilas» wirkt etwas leer. In
dieser Kollektion wären noch zu erwähnen die Bild-
nisse von Johann Thorma, Stefan Reti, dann
einige Landschaften von Oskar Glatz und
Alexander Nyilassy. — Unter den Skulpturen
fällt besonders Stefan Toth's überlebensgrosse
Figur >Die Rache« auf, dann Richard FChrer's
Kandelaber-, Georg Zala's Marmorbüsten des
Königs und der Königin. Vorzüglich sind noch
die kleinen, gut charakterisierten Genrefiguren
von Kalman Nagy. — Die Architekten Balint
und Jambor haben die Pläne für ungarische
Bauten der Pariser Weltausstellung eingesendet;
ganz interessante, ungarisch angehauchte, secessio-
nistische Einfälle.
M. S. BRESLAU. Die bemerkenswerten Breslauer
Kunstereignisse des verflossenen Jahres haben sich
fast alle in das letzte Quartal zusammengedrängt.
So die dritte Jahresausstellung des Ausstellungs-
verbandes schlesischer Künstler, welche diesmal in
einem eigenen gemieteten Lokale stattfand; im
nächsten Jahre werden voraussichtlich schon die
grossen Räume, welche die MöbelfirmaJ. Koblinsky
& Co. — die einzige, welche hier im modernen Ge-
schmack zu arbeiten versteht — für Ausstellungs-
zwecke herrichten lässt, den jungen Künstlern zur
Verfügung stehen. Was diese uns heuer zu bieten
hatten, verdiente in jeder Hinsicht die freundliche
Aufnahme, welche die Ausstellung beim Publikum
fand; das Interesse äusserte sich auch in einer Reihe
von Ankäufen, natürlich nur seitens privater Kunst-
freunde. Von auswärts thätigen Schlesiern hatten
sich auf erfolgte Einladung Georg Müller-Breslau,
Josef Block, Hans Baluschek, Fritz und Erich Erler,
Max Heilmann-Frankfurt a. O., von hiesigen u. a. Hans
Dressler, Gertrud Staats, Max Wislicenus beteiligt.
Das meiste Aufsehen erregten die sehr flott und glück-
lich improvisierte Porträtstudie einer jungenDame von
Eugen Spiro, sowie die technisch hochentwickelten
und durch ihre duftige Lichtbehandlung ausgezeich-
neten Porträtradierungen von Heinrich Wolff. —
Unmittelbar darauf erfolgte die Eröffnung unserer
ständigen Gemäldeausstellung, welche von Herrn
KunsthändlerLic/irenberg-in nomineller Gemeinschaft
mit dem Schlesischen Kunstverein unterhalten wird,
in den neuen, ihr im Hauptgeschoss des Museums der
211
27*