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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten – Kunstlitteratur
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-^sö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ÖS=^

Deusser und Otto Heichert. Deusser's Ritter-
bilder erinnern einigermassen an Diez in der alt-
meisterlichen braunen Tönung, wie auch in den
Motiven. Etwas Skizzenhaftes in der Technik erhöht
den malerischen Reiz seiner tüchtigen Arbeiten.
Otto Heichert brachte ein kräftig gemaltes und
gut aufgefasstes Damenporträt und einige zum Teil
wohl schon ältere Studien. Besonderes Interesse,
schon durch den Gegenstand, erregte eine grosse
Monumental - Darstellung von Alexander Frenz
; Einführung des Bürgerlichen Gesetzbuches« für
das Landgericht in Essen. Die Technik (Gerhardt-
sche Case'fnfarbe) lässt das Bild koloristisch wohl
nur an der Stelle, für die es bestimmt ist, richtig
zur Geltung kommen. Gerhardt Janssen bot
auch eine für seine Verhältnisse sehr grosse Lein-
wand >Sänger am Rhein«, ein in seiner burlesken Art
aufgefasstes Bänkelsängerpaar in einer übermässig
breiten Malweise. Feiner waren einige kleinere
Arbeiten und Studien, vor allem >Die Kartenspieler'.
Auch >een oude man« ist weniger absichtlich und
deshalb erfreulicher als manche früheren Arbeiten
des begabten Künstlers. An der Spitze der Land-
schaftsmaler stand auch diesmal wieder H. Her-
manns mit zahlreichen vortrefflichen Gouachebildern
(Architekturinterieurs) und einigen, wie immer sehr
fein gestimmten, in Oel gemalten" Landschaften.
Der Künstler versteht es vor allem, jede Technik
ihrer Natur gemäss zu behandeln und ihr die
charakteristischen Wirkungen abzuzwingen. Jern-
berg wirkte mit einer Reihe Landschaften etwas
bunt, wogegen E. Kampf in einer etwas tieferen
Tongebung, als er gewöhnlich anwendet, auch
feinere und individuellere Wirkungen erzielte. Liese-
gang's grosse Bilder schienen weniger gelungen,
als manche andere kleineren Formats, die er früher
ausgestellt hatte. Drei Gäste machten den Düssel-
dorfer Künstlern eine etwas scharfe Konkurrenz.
J. Withelaw Hamilton's Landschaften sind von
unerreichter Feinheit des Tons, und auch Lavery's
Porträts und Studien haben so hervorragende
Eigenschaften, dass die meisten Bilder neben den
seinigen zurücktreten mussten. Rudolf Schramm-
Zittau aus München brachte einige kleinere und
ein sehr gutes grosses Geflügelbild. l250!

q KARLSRUHE. Schwarz- Weiss-Ausstellungdes
Karlsruher Künstlerbundes. Der hiesige Künstler-
bund, in Verbindung mit dem Verein für Original-
radierung dahier, veranstaltete jüngst im Lokale des
hiesigen Kunstvereines eine für später nach aus-
wärts bestimmte Ausstellung hauptsächlich seiner
Originallithographien, dieeinen vollkommenen Ueber-
blick gewährte über das, was der auf diesem Ge-
biete zur führenden Stellung in ganz Deutschland
gelangte Bund zu leisten vermag. Es waren da die
hiesigen Hauptmeister des künstlerischen Steindrucks
in seltener Vollzähligkeit und mit ihren besten Blättern
vertreten. Manches war uns ja schon von früher
her bekannt, das meiste aber präsentierte sich als
neu und Hess in jeder Hinsicht einen grossen Fort-
schritt gegen früher erkennen. In erster Linie ist
Graf Kalckreuth zu nennen, der trotz seiner
Uebersiedlung nach Stuttgart, wie die meisten seiner
Schüler, ein eifriges Mitglied des Bundes geblieben,
der ja auch seine ganze Blüte ihm mit verdankt.
Ein herrliches Blatt ist seine Winternacht , dem
sich die im Millet'schen Geiste gehaltenen Stücke
aus dem Arbeitsleben des Landvolkes ebenbürtig
anschliessen. Sein auch als hochmoderner sym-
bolistischer Poet bekannter, offenbar talentvollster
Schüler Emil Rudolf Weiss bringt uns eine
ganze Reihe neuer höchst interessanter Schöpfungen,
unter denen die lebensvollen Bildnisse wahrlich

nicht die geringsten sind. Auch die Arbeiten seiner
weiteren, mit nach Stuttgart übergesiedelten Schüler
H. Heyne und W. Laage, sowie die von C. Lang-
hein, Mathies-Masuren, K. O. Mathaei u. a. sind
höchst beachtenswerte Leistungen der Künstler-
Lithographie. Professor Kallmorgen hat von
seiner Nordlandsfahrt, die er bekanntlich in einem
selbständigen Prachtwerke >Im Land der Mitter-
nachtssonne- herausgegeben, höchst interessante
Proben seiner trefflichen Kunst heimgebracht. Der
vielseitige und fleissige Hans v. Volkmann ent-
zückte uns wieder durch seine fein empfundenen
Landschafts- und Genremotive. Ein Meister des
Plakatstils ist Wilhelm Wulff, dem sich Hell-
muth Eichrodt in glücklicher Weise anschliesst.
Ueberraschend hat sich auch der Schönleberschüler
Karl Biese entwickelt, der einige ganz vorzüg-
liche Sachen, wie >Schloss Runkel^ und • Elsässische
Burgruine« vorführt, desgleichen Walter Conz,
der jetzt an Stelle des erkrankten Professors Kraus-
kopf die Fachschule für Radiertechnik an der hie-
sigen Akademie erfolgreich leitet, sowie Hermann
Daur und Karl Hofer — die neuerdings zu den
Schülern von Hans Thoma gehören — dann Gustav
Camper, Eduard Euler u.a., die alle einzeln auf-
zuzählen kaum möglich ist. Einer der tüchtigsten
Meister auf diesem Gebiet des farbigen Originalstein-
druckes ist ferner offenbar Gustav Kampmann, der
auch eine eigene Mappe «Waldbilder«, die zu dem
Besten gehört, was auf diesem Gebiete geschaffen
worden, herausgegeben hat. Auch die jetzigen Stutt-
garter Professoren Poetzelberger und Carlos
Grethe sind — sowie der jetzt in München thätige
Schönleberschüler Franz Hoch — mit ganz her-
vorragenden Sachen vertreten. Der Karlsruher
Künstlerbund darf auf diese Ausstellung, die eine
künstlerische That vornehmsten Ranges genannt
werden darf, wiederum mit dem Gefühl innerster
Zufriedenheit blicken. [222]

G. BASEL. In der Kunsthalle gab's im De-
zember die „Weihnachts-Ausstellung Baslerischer
Künstler". Unter dem vielen Guten, das sie bot,
ragten sieben Bilder von Ernst Stuckelberg
hervor (vgl. >K. f. A.< X. Jahrg., H. 10); das beste
davon war eine grossgefasste, in der Stimmung
reine und edle Landschaft Palmsonntag in Assisi-.
In anderen Bildern trat Stückelberg mit seinem
grossen Mitbürger Böcklin in Wettbewerb, wenigstens
im Stofflichen. Trotz dieser Konkurrenz bleibt ein
Bild >Sirenen« ein bedeutendes, eigenartiges Werk,
und ein weiteres, das als Staffage eine Scene aus
der Jugend des Hl. Augustin behandelt, ist als
heroische Landschaft von mächtigem Zuge. Von
sonstigen Bildern verdienen Erwähnung in weitesten
Kreisen ein Porträt des Komponisten Hans Huber,
von dem erst kürzlich von München nach Basel
übergesiedelten Fritz Burger. Frau Burger-
Hartmann hat eine Reihe ihrer, auch in München
hochgeschätzten Bronzen ausgestellt: Objets d'art
von höchster Eleganz und feinem Stilgefühl. Auch
Wilhelm Balmer ist mit einem reizenden Knaben-
bild vorzüglich vertreten, Hans Beat. Wieland
mit einem frischen Militär-Genrestück. Ein origi-
neller und zugleich feiner Schilderer von Menschen
aus den Alpen ist Emil Beurmann. Hans Len-
dorff hatte eine grosse, flott dekorative schottische
Landschaft, Hans Sandreuter, der Böcklinschüler,
einen präraffaelisierenden i Dekamerone-, ein Genre-
bild von prächtiger Tiefe der Farbe, ausgestellt.

B. B. BUDAPEST. Winterausstellung. Es war
vorauszusehen, dass die Beteiligung der ungarischen
Künstler diesmal eine ausserordentlich rege sein
wird. Soll ja doch das Material für die Pariser

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