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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Neue Denkmäler - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0344

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-s-4Ö> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <feS=s-

Bilder, besonders das grosse - Die Jünger in Emausr,
machen den Düsseldorfern eine ziemlich scharfe
Konkurrenz. Es zeigt die bekannte Scene in einer
der Uhdeschen ähnlichen Auffassung mit starker
vielleicht etwas gar zu trivialer Charakterisierung
der Jünger. Seine kleineren Arbeiten sind wohl
älteren Datums und werden selbst weiteren Kreisen
aus Nachbildungen bekannt sein. W. von Becke-
rath stellt sein von München her bekanntes phan-
tastisches Bild Hof der Venus - aus. In der Formen-
gabe und der Komposition ist das Bild ersichtlich von
Klinger, in der Farbe von Stuck abhängig, dennoch
ist es eine interessante und talentvolle Arbeit, bei
der nur einzelne Härten so z. B. bei den Armen
und Beinen seiner weiblichen Akte stören. Ludwig
Keller ist absichtsloser und wirkt deshalb auch
unmittelbarer; sein Menschenpaar mit der Unter-
schrift ihomo sapiens< hat einen kleinen ironischen
Zug, der nicht übel wirkt. Das »Porträt des Dr. J.<
und >Die Nebenbuhler* sind flott heruntergestrichene
Arbeiten. Von Keller ist auch das wirkungsvolle und
mit feinem Gefühl für den Zweck der Sache ange-
legte Plakat der Ausstellung. Robert Böninger's
beide Bilder sind sehr feine Farbenversuche, die ein
intimes Studium der Natur verraten. H. E. Pohle
bringt einige seiner, wTie immer sehr virtuos ge-
malten Bachantenscenen und einige dekorative Land-
schaften von zum Teil sehr schöner Wirkung. Die
Landschafter Erich Nikutowsky, H. Heimes,
Carl Becker sind sehr gut vertreten, es macht
sich hier eine gewisse Reaktion gegen die rohen,
bunten Gewaltbilder geltend. Hünten z. B. sucht
geradezu wieder die feinen graugrünen Effekte, die
seinerzeit Oeder so vortrefflich wiedergab. Gustav
Marx geht in seinen kleinen, aber sorgfältig stu-
dierten Arbeiten ebenfalls immer auf die Schönheit
des Gesamttons aus, wie das schon seine sehr reiz-
vollen Naturstudien beweisen. Professor Claus
Meyer ist durch eines seiner bekannten nieder-
ländischen Interieurs gut vertreten, Prof. Berg-
mann durch eine flotte Kuhstudie.

q KARLSRUHE. Louis Eysen-Ausstellung im
Kunstverein. Den Bemühungen seines Freundes und
künstlerischen Gesinnungsgenossen, Hans Thoma,
gelang es, den Nachlass des kürzlich in Meran im
Alter von fünfundfünfzig Jahren verstorbenen Frank-
furter Malers Louis Eysen hier zuerst zur Aus-
stellung zu bringen. Louis Eysen, den meisten bis-
her ganz unbekannt, war eine höchst eigenartige,
stark philosophisch veranlagte, vornehme und ver-
schlossene Künstlernatur, die es nie über sich ge-
wann, etwas von ihren Werken öffentlich aus-
zustellen, zumal eresohnehin aus pekuniären Gründen
auch Gott sei Dank nie nötig hatte. Seine künstlerische
Ausbildung verdankt er während eines mehrjährigen
Pariser Aufenthaltes ganz und gar der modernen
französischen Landschaftsschule von Fontaine-
bleau, deren Naturanschauung er mit voller Seele
in sich aufnahm, ohne dabei seine echt deutsche,
liebevolle Eigenart aufzugeben, die er dann in Cronberg
im Taunus und zuletzt in Meran, das er sich zu seinem
Lieblingsaufenthalt erkor, weiter ausbildete und ver-
feinerte. So hat er, zumal auf dem Gebiete der Land-
schaft und des Stillebens, Meisterwerke geschaffen,
die in ihrer schlichten Grösse und Selbstlosigkeit,
in der Feinheit und Harmonie der Naturempfindung
unbedingt zum Besten gehören, was die moderne
deutsche Kunst geschaffen und die sich weit ab-
heben von den harten und grellen Effekthaschereien,
die noch in manchen Kreisen bei uns so beliebt
sind, trotzdem sie anderwärts geraume Zeit schon ad
acta gelegt wurden. Wer sich an echter und wahrer,
einfach und doch gross gedachter Kunst erfreuen

will, wird an den Werken Louis Eysens den reinsten,
vollkommensten Genuss finden und wir sind fest
überzeugt, dass dieselben überall, wohin sie kom-
men, wohlverdientestes Aufsehen erregen werden.
Wie wir schliesslich zu unserer Freude vernehmen,
hat sich die Karlsruher Kunsthalle, der ja jetzt
Hans Thoma vorsteht, ein auch als Kenner ebenso
feinfühliger und intimer Charakter wie als Künstler,
zwei seiner besten Stücke — eine Landschaft und
ein ganz im Geiste der alten Holländer concipiertes
meisterhaftes Stilleben — gesichert. I403)

v. V. WIEN. Im Künstlerhause findet die dies-
jährige Elite-Ausstellung des einundzwanzig Köpfe
zählenden Künstlerbundes »Hägen« den Beifall der
Kenner und Kunstfreunde. Ein bemerkenswerter
Fortschritt gegen die erste Ausstellung dieser Künst-
lergruppe, bedeutet die diesmalige einen unbestritte-
nen Erfolg der -Jungen«, einen künstlerischen nicht
allein, sondern auch, wie der allenthalben winkende
»blaue Zettel« beweist, einen materiellen. Diese
Studien und Skizzen wirken durch Billigkeit nicht
minder als durch Stegreifreiz. Wie viele Bilder
bleiben zu ihrem Glück in der Skizze stecken! Diese
findet ihren Markt, weil sie verspricht, jenes bleibt
unverkauft, weil es das Versprechen nicht hält. Der
Hauptreiz der Ausstellung liegt in der Landschaft.
Kasparides, Bamberger, Konopa, Ameseder, Sup-
pantschitsch, Wilt, Goltz, Zoff, Tomec sind da die
nennenswertesten Bündler; von Raimund Germela
ist Mondaines da; ein starkes Doppeltalent ist Wil-
helm Hejda, heute schon ein Lautgepriesener, kaum
zu seinem Nutzen überschwänglich Verkündeter. Er
geht nach dem Absonderlichen und wird oft mehr
bizarr als originell. Als Bildhauer ist er gewiss
eigenartiger, denn als Maler und Zeichner. Unter
den »Gästen« sind besonders die Landschafter August
Schaeffer, Veith, Egger-Lienz, und Knirr (Frauen-
bildnis in Whistlers Manier) und Rauchinger her-
vorzuheben. — Das Oesterreichische Museum hat
eine sehr sehenswerte Ausstellung in modernen
Medaillen und Plaketten veranstaltet. Paris und
Wien stehen in erster Linie, Belgien, Deutschland,
die Schweiz folgen. Den Franzosen fällt der Löwen-
anteil des Erfolges zu. Ponscarme, der Reformer
der französischen Medailleurkunst in den sechziger
Jahren, ist mit einer ganzen Sammlung vertreten. Am
bedeutendsten ist Charpentier, der Meister der »Stim-
mungs<-Medaille; unter seinen Bildnissen sind die
Zola-Medaillen von besonderen Interesse. Der Klas-
siker der modernen Medaille, Roty, ist nicht minder in-
teressant. Diesen beiden schliessen sich Henri Dubois,
Vernier,deVernonan. UnterdenWienern vertrittTau-
tenhayn, der Aeltere, die frühere hellenistische Rich-
tung und Anton Scharff die Bildnis-Medaille. Scharff
nimmt auf diesem Sondergebiete der Bildnerei die-
selbe Stellung ein, wie Tilgner sie für die Porträtbüste
einnahm. Auch von Professor Stephan Schwartz,
Pawlick (Erzherzog Rainer), Rathausky, Bmitliut,
Marschall sind treffliche Porträt -MedaillSW da.
Belgien ist am erfolgreichsten durch dgi wuchtigen
Paul Dubois vertreten. Aus Deutschland haben
sich Adolf Hildebrand (kleine Bismafl*!t-Medaillel,
die Münchner Hugo Kaufmann, Hahn, Gube, Boersch,
der Frankfurter Kcwarzik dankenswert beteiligt.
Die Schweiz bietet bemerkenswerte Arbeiten von
Homberg, Frei, Hauk und Huguenin. Ein näheres Ein-
gehen auf die interessante Ausstellung kann uns
erspart sein, da demnächst ein grösserer illustrierter
Aufsatz über die moderne Medaille in diesen Blättern
erscheinen wird. — Bei Miethke wurde für März eine
Uhde-Ausstellung veranstaltet, ebenso eröffneten fast
gleichzeitig »Künstlerhaus« und »Secession« neue
Ausstellungen. Von ihnen im nächsten Bericht.

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