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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 15.1899/​1900

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Neue Denkmäler - Vermischtes
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https://doi.org/10.11588/diglit.12046#0343

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^-£=g> VON AUSSTELLUNGEN <Öri^

von Intimität und diese Sorte von Modernität ist
ja jetzt überall so grossgezüchtet, dass man sie in
Paris oder München wie Sand am Meere findet.
Paarte sie sich nun wenigstens mit einer starken
nationalen, d. h. Rassenempfindung, entstände sie
aus einer starken Liebe zum heimischen Boden,
so wären sie wenigstens auf gutem Wege. Doch davon
keine Spur. Diese Ungarn könnten eben so gut Nord-
Italiener als Mecklenburger sein, denn die Motive
aus der Puszta machen noch keine nationale Kunst
aus. — Auf jeden Fall interessant ist eine Aus-
stellung von der verstorbenen Malerin Marie von
Parmentier, in der eine Anzahl kleinerer Bilder
und Studien der Künstlerin vereinigt sind, von
denen jedoch keine einzige auch nur annähernd ihr
Bild in der Nationalgalerie erreicht, und dadurch
den Eindruck, den man von ihr als einer geradezu
bahnbrechenden Malerin ihrer Zeit hat, nicht ver-
stärkt. — Ein sehr eigenartiges Talent kündigt sich
in einigen seltsamen Bildern von Ludwig Bart-
ning in Rom an. Es sind durchweg noch keine
ganz reifen Schöpfungen, aber in ihnen ist alles
bis auf jede Kleinigkeit herab so der Ausdruck einer
scharf ausgeprägten Persönlichkeit, die eigensinnig
ihren Weg geht, dass sich an diese Arbeit be-
rechtigte Hoffnungen auf die Zukunft knüpfen
dürften. Weitab von jedem herkömmlichen
Wege geht Bartning den seinen. Auf dem
einen der Bilder sitzt auf einer niedrigen
Mauer eine nackte Knabengestalt, die in die
Campagna hinausschaut; auf einem andern,
>Nachtwache;, sieht man mit einen einsamen
Wächter von einer hohen Terrasse in nächtliche
schlafende Gärten und Strassen. Das Merk-
würdige daran sind die Ausdrucksmittel; eine
ans Altmeisterliche streifende scharfe und bis
in jede Kleinigkeit durchgeführte Zeichnung, die
sich bis auf jeden Stein, jede Blüte erstreckt,
aber nicht nur gedankenlos nachzeichnend, son-
dern mit einer Liebe, die allem Berechtigung
verleiht und sie aus dem Bereich des Zufälligen
in das des Bedeutungsvollen und Notwendigen
erhebt. Ein matt gehaltener Studienkopf scheint
einem Freskogemälde strengen Stil entnommen.
Alles in allem, wieder einmal ein Künstler, des-
sen Name man gut thun wird, sich zu merken.

= MÜNCHEN. Im Kunstverein war unlängst
eine kleine Kollektion von Landschaften Edmund
Steppes' ausgestellt, von denen wir a. S. 333 die
poetisch empfundene und in ihrer echt deutschen
Art ungemein anheimelnde Schöpfung - Das Haus
im Waldes bringen. Der in der Wiedergabe des
Bildes deutlich hervortretende peinlich genaue
Vortrag lässt den Künstler als in den Bahnen
Karl Haiders wandelnd erkennen.— Die Früh-
jahr-Ausstellung der >Secession= ist am 15. März
eröffnet worden. Ein Bericht darüber wird folgen.

A. A. DÜSSELDORF. Die Künstlervereinigung
1899, die im vorigen Jahre gegründet wurde und

damals mit einer sehr originellen Ausstellung vor
die Oeffentlichkeit trat, hat dieselbe in diesem Monat
(März) unter denselben Verhältnissen, d. h. in dem ge-
schmackvoll ausgestatteten Atelier ihres Mitgliedes
H. E. Pohle wiederholt. Der wirklich künstlerische
Eindruck, den das Ganze damals machte, findet sich
auch diesmal wieder, vielleicht in erhöhtem Masse,
da die Farbe der Wandbekleidung geändert wurde.
Statt des einfachen Weiss, das zwar den Kolorismus
des Bildes hebt, aber dem ganzen Raum leicht etwas
Kahles giebt, wurde ein feines Blau gewählt, das
sich auf dem Fussboden zwischen zwei kostbaren
Teppichen und neben den Wänden wiederholt. Der
Raum selbst ist unseren Lesern ja aus den Abbil-
dungen bekannt, welche die >K. f. A.< in H. 16
des vor. Jahrg. zu einem Aufsatz über diese junge
Vereinigung brachte. Es haben sich diesmal nicht
alle Mitglieder eingefunden, dafür sind einige neue
aufgetreten, und man hat mit der in Düsseldorf so
stark ausgebildeten Gastfreundschaft und >nach be-
rühmten Mustern- auch einige Gäste eingeladen,
von denen einer, W. von Beckerath, allerdings erst
seit kurzem Düsseldorf verlassen hat. Garibaldi
Melchers, der Amerikaner mit dem Wohnsitz in
Paris, dem italienisch-deutschen Namen und den
holländischen Bildern, ist der andere Gast und seine

FRANZ STUCK GENERALMUSIK-
DIREKTOR LEVI
Photographieverlag von Franz Hanfstaengl in München

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