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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Thode, Henry: Hans Thoma: Betrachtungen über die Gesetzmässigkeiten seines Stiles
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Rosenhagen, Hans: Aus den Berliner Kunstsalons
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0328
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bereits gerichtet war, ohne sie erreichen zu
können. Es ist das deutsche Ideal, das sich
von dem verwandten germanischen der hol-
ländischen Kunst eben durch das Fest-
halten an Formenbestimmtheit gegenüber der
flutenden Macht von Farbe und Licht unter-
scheidet !

Auch von der Seite einer Betrachtung des
Stiles der Thomaschen Werke, auf dessen
Größe und Gesetzmäßigkeit hinzuweisen der
Zweck dieser Zeilen war, gelangt man also
zu demselben Urteil, welches der unmittel-
baren Gefühlsauffassung dieser herrlichen
Kunst, dem Nacherleben ihres Phantasie-
reichtums, ihres Humors, ihrer Freudigkeit,
ihrer Innigkeit und ihrer religiösen Ehrfurcht
vor dem Göttlichen in Seele und Natur ent-
springt. Zu dem Urteil: diese Kunst ist der
Inbegriff deutschen Wesens, die wundervolle
neue Offenbarung der deutschen Seele im
bildenden Schaffen und der unwiderlegliche
Beweis dafür, daß Kraft, Originalität und
Gesetzmäßigkeit künstlerischer Produktion
nur dem Geiste zu eigen ist, in dem der
Geist seines eigenen Volkes ungebrochen
sich betätigt.

AUS DEN BERLINER

KUNSTSALONS

r7um zweiten Male binnen Jahresfrist erscheint
t-1 der spanische Maler Hermen Anglada in Ed.
Schuttes Kunstsalon. Seine neue Ausstellung füllt
den ganzen Oberlichtsaal der Kunsthandlung. Er
bringt nicht nur die großen Bilder, die er für den
Pariser Salon und die Dresdener Ausstellung be-
stimmt hat, sondern auch eine Anzahl kleinerer
Arbeiten, eine große Menge Naturstudien und so-
gar Aktzeichnungen. Die Mehrzahl der Schulteschen
Abonnenten ist empört, daß man ihnen zumutet,
»solche Schmierereien* anzusehen. Was von ihrer
Urteilsfähigkeit zu halten ist, beweist das Schweigen
ihres Zorns vor den künstlerisch ganz wertlosen
Dilettantenleistungen, die auf allerlei Umwegen in
nicht zu geringer Zahl jederzeit in diesen Salon
gelangen. Anglada ist nun zwar keine welterschüt-
ternde Erscheinung, aber immerhin ein recht inter-
essanter Künstler. Er besitzt eine nicht geringe
koloristische Begabung und weiß seine Beobach-
tungen auf eine originelle Weise wiederzugeben.
Er hat eine Vorliebe für künstliche Beleuchtungs-
effekte, und in der Schilderung von Wirkungen des
elektrischen Lichtes sucht er seinen Meister. Auch
er macht Anspruch darauf, für einen Impressio-
nisten gehalten zu werden; aber er tritt nicht nur
für den Impressionismus der Farbe ein, sondern
will auch einen Impressionismus der Linie, der
Form und der Komposition. Sodann möchte er
eine neue Wahrheit für die Malerei dadurch er-
obern, daß er sagt, wenn ich eine Figur handgroß

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