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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 19.1903-1904

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Wolter, Franz: Franz von Lenbach: Geboren 13. Dezember 1836, Gestorben 6. Mai 1904
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal- u. Atelier-Nachrichten - Vermischte Nachrichten - Denkmäler
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https://doi.org/10.11588/diglit.12082#0422
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432)- VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN *Qs^

marck selbst, trotz aller Renaissance-
Kunst, ein echter Deutscher. Viel,
unendlich viel konnte er und ver-
schaffte sich dadurch solche Achtung,
daß er den ganzen Künstlerstand
hob, ihn dem edelsten gleichstellte
was in menschlicher Kultur geleistet
werden kann. „Jeder Mensch" sagte
er einmal „ist ein Unikum, jeder
hat etwas an sich, was kein anderer
hat, jeder kann etwas, was kein an-
derer kann. Behandelt er nun sein
ihm eigenes Talent wie eine schöne
Perle, so kann er achtbar neben den
Besten stehen. Jeder sollte über
seine Türe schreiben : Was du kannst,
das kann kein anderer." — Und
diesen Spruch hat er selbst in
seinem unvergänglichen Lebenswerk
bewahrheitet. Franz Wolter

Aus dem Verlangen nach dem Ueber-
flüssigen ist die Kunst entstanden.

Der Genius weist den Weg, das Talent
geht ihn.

Marie von Ebner-Eschenbach

_ franz von lenbach bj o r n s t j e r n e bj o r n s o n

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

DERLIN. Je weniger ein Künstler die Wirklich-
keit durch die Bilder anderer sieht, um so un-
verständlicher erscheint er natürlich denen, die sie
überhaupt nur aus Bildern kennen. Diese Tatsache
erklärt es, warum einer der stärksten Künstler des
neunzehnten Jahrhunderts, Paul Cezanne, jahr-
zehntelang nicht die geringste Anerkennung finden
und unbemerkt bleiben konnte. Selbst Zola, dem
man gewiß nicht zu großen Respekt vor dem Ge-
wohnten nachsagen kann, war am Ende nicht mehr
fähig, dieser voraussetzungslosen Kunst zu folgen.
Dem Künstler, dem er in der Gestalt des Claude
im l'Oeuvre ein so eigenartiges Denkmal gesetzt,
nennt er später einen großen, nicht gereiften Maler.
Der Pariser Centennale verdankt man die Wieder-
entdeckung Cezannes. Seine Arbeiten im Saal der
Impressionisten ließen erkennen, wie stark er ist.
Manet wirkte neben ihm elegant, Monet dekadent,
Sisley süß und Pissarro fast schwach. Man begann
seine Größe zu begreifen und, da man seinem
Schaffen näher trat, konnte man feststellen, daß er
der eigentliche Pfadfinder des Manetschen Kreises
gewesen, daß seine Wirkung auf das jüngere Künst-
lergeschlecht augenblicklich ganz außerordentlich
ist und erst im Beginn steht. Eine ganze Reihe
moderner Künstler, an deren Spitze sich Vuillard
und Bonnard befinden, sind bemüht, seine herbe
Kunst dem Publikum mundgerechter, verständlicher
zu machen. Nachdem schon wiederholt einzelne

Bilder von ihm im Salon Cassirer gezeigt und vom
Publikum und vom größten Teil der Kritik ent-
schieden abgelehnt worden waren, mußte einmal
der Versuch gemacht werden, durch eine umfassen-
dere Ausstellung die Bedeutung Cezannes den Kunst-
freunden darzulegen. Im Salon Paul Cassirer ist
nun eine große Kollektion seiner Werke ausgestellt,
die einen vollständigen Ueberblick über die Ent-
wicklung des Künstlers gestattet. Die vorgeführten
Arbeiten stammen vielfach aus Privatbesitz. Cezanne
begann mit Bildern, die ein spanisches Cachet
haben, mit schweren, schwärzlichen Farben gemalt
und von einer erstaunlichen Plastik sind. Aber
schon in diesen ersten Werken kündigt sich in der
Fülle der Nuancen ein großer Kolorist, in der
Pinselführung und im Anpacken des Stoffs ein ko-
lossales Temperament an. Das Porträt des Schrift-
stellers Valabregue, teilweise gespachtelt, hat ein
unheimliches Leben im Ausdruck des etwas vor-
gebeugten Kopfes mit den dunklen Augen, und
niemals ist der schwarze Sammet eines Rockes
schöner, tiefer und lichtsaugender gemalt worden
als hier. Von ähnlicher Qualität sind ein paar aus
derselben Zeit — etwa Mitte der sechziger Jahre
des vergangenen Jahrhunderts — stammende Still-
leben, in denen die Farben Schwarz, Weiß, Gelb
vorherrschen. Etwas später erschienen schon einige
Landschaften, in denen die Natur, besonders das
Grün der Bäume und Wiesen mit einer verblüffenden
Unbefangenheit wiedergegeben ist. Cezannes Kolo-
ristik richtet sich zu ihrer vollen Schönheit, ihrem
ganzen Reichtum aber zunächst in Stillleben auf.
An Blumen und Früchten lernt der Künstler der Natur
das Geheimnis ab, eine starke Farbe aus einer Un-

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