Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 21.1905-1906

DOI Artikel:
Laban, Ferdinand: Die deutsche Jahrhundert-Ausstellung, [3]
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12156#0344
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
CHARLES HOGUET (1821 —1870)

Deutsche Jahrhundert-Ausstellung Berlin 1906

LAN DSCHAFT

DIE DEUTSCHE JAHRHUNDERT-AUSSTELLUNG

Von Ferdinand Laban
III.

Wir verengern nun, abermals willig der
Ausstellungsanordnung folgend, den geo-
graphischen Gegensatzzwischen dem deutschen
Norden und Süden. In den beiden Haupt-
räumen der Nationalgalerie, den Cornelius-
Sälen, treffen wir so auf die Werke der Ber-
liner und der Münchener Kunst.

Jedes dieser beiden Kunstzentren Deutsch-
lands hat durchaus eigenes Gepräge. Un-
verkennbar drückte jedes seinen Charakter
auch den „zugereisten" Begabungen auf, die
dauernd Berliner und Münchener Luft atmeten.

Wie eine gemalte Devise von Berlins „In-
telligenz", seiner nüchternen Verstandes-
schärfe, seinem Wirklichkeitssinne und seiner
witzigen Klugheit erscheinen uns die vier
Bilder, in denen J. E. Hummel (aus Kassel)
die Geschichte der Riesengranitschale vor
dem Alten Museum verewigt hat. Hummel
war Lehrer der Perspektive an der Berliner
Akademie. Friedrich Wilhelm III. ließ die
Schale 1832—33 aus einem mächtigen Granit-
block, den man in Fürstenwalde gefunden hatte.

anfertigen, von der dann böse Zungen be-
haupteten, der seinerzeit weltbekannte Direktor
der Gemäldegalerie, Waagen, habe darin seine
Bildertaufen vorgenommen. Eine Farbenskizze
zeigt uns die Schale in einer Bretterbude
unter der Poliermaschine. Das ausgeführte
Bild fügt etwas Staffage hinzu. Dann folgt
die Aufrichtung der von dem Gehäuse be-
freiten Schale. Endlich sehen wir sie an
ihrem jetzigen Standorte im Lustgarten vor
dem Museum. Die Skizze ist das beste Werk,
man fühlt bereits Menzels Kunst in dem un-
erbittlichen Wahrheitsstreben. Jedes darauf-
folgende Bild wird schwächer. Die Spiege-
lung des polierten Granits jedoch, auf die es
dem Künstler hauptsächlich ankam, ist in
der bei uns wiedergegebenen Szene der Auf-
richtung am gelungensten: in den anderen
Bildern wirkt sie mehr ungewollt possierlich.

Dieselbe objektive Zielrichtung zeigt uns
E. Gärtner (aus Berlin), der jedoch künstle-
risch, besonders malerisch, unvergleichlich
höher steht. Erst die Ausstellung hat ihn

Die Knnst für Alle XXI. 14. 15. April 1906.

313

40
 
Annotationen