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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Huberti De' Dalberg, G. K. L.: Die künstlerische Konzeption
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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0400
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^isg> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

das vergesse ich nicht leicht wieder, und das VON AUSSTELLUNGEN

ist vielleicht die beste Gabe, die mir unser imn c a i»\ti i\wr cm

Herr Gott geschenkt hat. Wenn ich nun her- UND SAMMLUNGEN

nach einmal zum Schreiben komme, so nehme MÜNCHEN. Im Münchener Kunstverein stellt

ich aus dem Sack meines Gehirns, was vor- * Charles Palmie neben einer Reihe von

, . . . .. p.„„ „ Munchener Ansichten aus dem Jahre 1904 die rei-

her, wie gesagt, hineingesammelt ist. Darum chen Ergebnisse seines letzten Studiensommers, den

kommt es hernach auch ziemlich schnell aufs er an französischen Küsten verbrachte, und etliche
Papier; denn es ist, wie gesagt, eigentlich Winterbilder aus diesem Jahre aus. Der Künstler

schon fertig, und wird auch selten viel anders, is.1 nacih un„d nacn zu einer vollkommen impressio-

. ? . „ c ._, rio____ nistischen Malweise gekommen, Claude Monet fol-

als es vorher im Kopfe gewesen ist. Darum gend> nichf nuf in der farbenzerlegenden, mit reinen,

kann ich mich auch beim Schreiben stören prismatischen Tönen arbeitenden Technik, sondern

lassen, und mag um mich herum mancherlei auch in dem phänomenalen Fleiße im Arbeiten vor

vorgehen, ich schreibe doch; kann auch da- ?er Natur, einem Fleiße, der jede Stunde nützt,

, . . .... , Tj-u „ __ jeder Beleuchtungsnuance ihren eigenen Reiz abee-

bei plaudern, namhch von Huhnern und Gänsen, winm% jedes Mot£ if] a„en erdenklic8hen Stimmungen

oder von Gretel und Bärbel u. dergl. Wie beobachtet. Man sieht, daß sich Talmie offen und

nun aber über dem Arbeiten meine Sachen begeistert als treuen Schüler Monets bekennt, aber

überhaupt eben die Gestalt oder Manier an- man sPürt auch> daß seine Begeisterung ehrlich ist,

u a n „• _ t. • j j • daß er wirklich so empfinden gelernt hat wie sein

nehmen, daß sie mozart.sch sind, und nicht Vorbi|d; daß er es dies£m nichf nur nachmacht, wie

in der Manier irgend eines Anderen, das wird er sich räuspert und wie er — spuckt und wie er

halt ebenso zugehen, wie daß meine Nase die Palette mischt. Zwei ganze Säle füllen Palmies

ebenso groß und herausgebogen, daß sie mozar- £ilder- Die älteren Münchener Ansichten, vom
.• , _. , . , . , . Petersturm ausgesehen, sind zwar schon sehr licht

tisch und nicht wie bei anderen Leuten gewor- und sehr farbjgfn inrer großen Helligkeit> aber noch

den ist. Denn ich lege es nicht auf Besonderheit mehr in Flächen gesehen. Diezahlreichen neueren
an, wüßte die meine auch nicht
einmal näher zu beschreiben. Es
ist ja aber wohl bloß natürlich, daß
die Leute, die wirklich ein Aus-
sehen haben, auch verschieden von
einander aussehen, wie von Außen,
so von Innen. Wenigstens weiß ich,
daß ich mir das Eine so wenig wie
das Andere gegeben habe. Damit
lassen Sie mich aus für immer und
ewig, bester Freund, und glauben
Sie ja nicht, daß ich aus anderen
Ursachen abbreche, als weil ich
weiter nichts weiß. Sie, ein Ge-
lehrter, bilden sich nicht ein, wie
sauer mir schon das geworden ist."

Tatsächlich weiß man von Mo-
zart, daß er immer erst dann seine
Kompositionen zu Papier gebracht
hat, wenn ihm das Feuer auf den
Nägeln brannte, dann aber auch
oft die einzelnen Orchesterstim-
men ohne Partitur niedergeschrie-
ben hat (z. B. bei der Don Juan-
Ouvertüre) und ihm diese Arbeit
doch noch so mechanisch gewesen
ist, daß er dabei andere Kompo-
sitionen konzipiert haben soll.

GEDANKEN ÜBER KUNST

Miß den Künstler nach dem, was er
kann, nicht nach dem, was er will.
*

Der Künstler darf nur maßvoll über- walter schnackenbehg po rträtst u d i e

treiben. Otto Weiss Frühjahr-Ausstellung der Munchener Secession

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