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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN

Arbeiten folgen ganz der Technik des
großen Franzosen. Mit kurzen, dabei aber
sehr kräftigen Pinselstrichen und einer er-
staunlichen Sicherheit in der Wahl der
Töne sind die leuchtenden, ziemlich großen
Farbtupfen hingesetzt und es ist jedenfalls
bewundernswert, wie viel tonige Wirkung,
wie viel feine Abstufungen der Maler er-
reicht. Kennzeichnend für seine Art ist
eine große Serie von Bildern, die dick-
köpfige Weiden in einer Uferniederung dar-
stellen und zwar in allen Beleuchtungen,
vom silberig dunstigen ersten Morgenson-
nenlicht bis zum Purpur der letzten Abend-
strahlen und dem kalten dunklen Grau der
sinkenden Nacht. In ähnlicher Weise hat
Palmie früher schon die Architektur vom
Münchener Karlstorrondell in wechselnden
Beleuchtungen gemalt; dann im vorigen
Jahre Einzelheiten aus dem Hafen von
Honfleur, Uferlandschaften von Givermy
mit Pappelreihen in den verschiedensten
Beleuchtungen und in diesem Winter eine
Reihe von Schneebildern aus der Umge-
gend von Dornbirn. Vielleicht gibt er sein
Feinstes in den letzteren. Er ist hier freier
von der Art Monets, die ihn in Frankreich
faszinierte und schildert die zarten Farben-
spiele im Dunst und Sonnenschein des
Winters mit überraschender Mannigfaltig-
keit und koloristischer Vollendung. Wie
er die Schattentöne je nach Luftbeschaffen-
heit und Tagesstunde nuanciert, von kalten
grauen über leuchtend blaue zu zart sma-
ragdgrünen Tinten kommend, das ist hoch-
interessant. Vielleicht wird die starke An- ERNST GEIGER BÜSTE

lehnung an die Anschauungsweise eines Frühjahr-Ausstellung der Münchner Secession

fremden Meisters in manchem Beschauer
eine gewisse Gegnerschaft erwecken — in

dieser Kollektion steckt aber auch ein beispiellos Glasschrankstilleben von Marie von Brockhusen-
zäher Wille und ein Können, das Achtung ge- München, ist das originelle Doppelbild Am Wehr
bietet. Daß man inmitten dieser Licht- und Far- von Ida Ströver mit den zwei frischen, in Strich
benfluten das große Bild eines ältern Künstlers und Farbe gleich flotten Akten badender Frauen,
hängen ließ, das da nun pechschwarz wirkt, war Die fest zugreifende Energie, die sich in der Mache
grausam. Aber nicht gegen Karl Palmie. — Im Par- dieser Arbeiten kundgibt, ist weit entfernt von der
terresaale des Kunstvereins läßt gleichzeitig Ernst toll drauflos pinselnden Kraftmeierei, mit der früher
Dargen eine größere Anzahl seiner bekannten malende Frauen so oft ihre künstlerische Vollwertig-
Architekturbilder aus alten deutschen Städten sehen. keit und Ebenbürtigkeit mit den Malmännern zu
Bei diesen Arbeiten, von denen manche übrigens beweisen suchten. Hier hat man nicht mehr einem
auch frisch und ansprechend in der Farbe sind, ist kühnen Wollen Anerkennung zu leisten, sondern
es Dargen im allgemeinen weniger um malerische schon einem sichern, durch Fleiß und Talent er-
Wirkungen zu tun, als um eine liebevolle und innige oberten Können. Auch die Arbeiten von Viktoria
Beschreibung jener köstlichen alten Winkel und Bau- Zimmermann sind farbig und kräftig, namentlich
denkmäler, wie sie Rothenburg o. T., Dinkelsbühl, der kühn heruntergemalte Studienkopf und die große
Bamberg, Ingolstadt, Landshut, Heidelberg, Schwä- Studie Mutter und Kind . Auch die Herberge zur
bisch-Hall usw. in Mengen bewahrt haben. Mit der Heimat - mit ihrem stark unterstrichenen Realismus
Treue eines gewissenhaften Chronisten und beach- ist tüchtig gemacht. Eine Blumenverkäuferin von
tenswerter technischer Geschicklichkeit konserviert Anna von Amira erfreut durch den kecken Wage-
er uns jene kostbaren Reste aus Urväterzeit, einem mut, mit dem die frischen Farben hingesetzt sind,
künstlerischen Zweck dienend, der in der Landschafts- bei dem, malerisch nicht minder interessanten
kunst immer neben dem rein malerischen bestehen Familienbildnis ist die Zeichnung etwas leichtherzig
wird: dem landschaftlichen Bildnis. behandelt. Dora HiTZ-Berlin schickte ein im Aus-
in der „Modernen Kunsthandlung" an der Goethe- druck ungemein fesselndes, breit gemaltes Bildnis
Straße hat die „Verbindung bildender Künstlerinnen der Frau Ludwig von Hofmanns und das leben-
Berlin—München"—eine hübsche Sprechübung für sprühende Porträt dreier lustiger Kinder — sie ist
Ausländer, welche Deutsch lernen wollen! — eine eine der fertigsten und zielsichersten in diesem Kreis,
kleine Ausstellung eröffnet. Ihr Hauptwert liegt Auch Julie Wolfthorn's sehr tonig gehaltenes
darin, daß sie tüchtige, ernsthafte Arbeit zeigt, wenn Porträt eines Bildhauers ist eine achtunggebietende
auch mehr Studienarbeit als reife, fertige Kunst. Arbeit. Durch die Bilder der vor kurzem verstor-
Von Bedeutung sind die koloristisch feinen, stark benen, hochbegabten Margarete von Kurowski
und — man verzeihe! — männlich gemalten Still- geht eine eigene Melancholie, die in feinen, aber
leben von Linda Kögel-Hannover, das sonnige, matten Farben, in trüben Beleuchtungen und traurigen
kräftig und saftig gemalte Zimmer und das famose Gesichtern ihren Ausdruck findet. Alles aber ist

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