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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Vermischtes - Denkmäler - Personal- und Atelier-Nachrichten
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0039

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VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

DERLIN. Für Ed. Schuttes Kunstsalon gibt
es augenscheinlich keine saison morte.
Die wenigen Besucher, die sich im Hochsom-
mer in dessen neueste Ausstellung verirren,
finden dort eine interessante Kollektion von
Bildern dreier Vertreter der jungen belgischen
Schule. Von diesen drei Malern scheint Con-
stant Montald das beachtenswerteste Ta-
lent. Nicht nur, weil er sich auch als Plastiker
zeigt, sondern weil er der von ihnen ist, der
am erfolgreichsten einem Stil zustrebt. Er
sucht diesen aus alten Kulturen zu gewinnen.
Die Mosaiken von Ravenna und antike Vasen-
bilder haben ihn zu allerlei Darstellungen von
Engeln und Bacchantenzügen inspiriert. Vor
seinem Rundtanz«, den eckige Figuren in blauen
und grünen Gewändern exekutieren, denkt man
an die Malereien in gotischen Missalen. In einer
Gruppe dreier nackter Frauen spürt man deut-
lich RafFael. Gustave Moreau ist ersichtlich
der Führer Montalds auf diesem Wege. Wie
der Franzose, hat der belgische Künstler ein
sehr feines Gefühl für die Reize der Linie,
eine Schwäche für überschlanke Gestalten und
eine Vorliebe für den üppigen Akkord von
Grün und Blau, der von der Pfauenfeder
stammt. In seinen weichen, verblasenen, mit
schemenhaften Idealfiguren bevölkerten Land-
schaften meint man anderseits wieder den Ein-
fluß Khnopffs zu spüren. Ein offenbar femi-
nines Talent erliegt Montald auch als Plastiker august holmberg sonnenschein
einem Stärkeren: George Minne; nur daß er Münchener Jahresausstellung 1906

dessen herbe Formensprache in einer milderen
Form wiederholt und daher in seinen Frauen-
gestalten und einem Hirten — es handelt sich ledig- ordentlich treuer Schilderer der zauberhaften Schön-
lich um Kleinbronzen — manieriert wirkt. Sehr be- heit der Nacht. Sein mit hellen Fenstern und
gabt ist William Degouve de Nuncques. Schade, Straßen unter dem blauen Nachthimmel liegendes
daß er, dem es an Größe der Empfindung mangelt, >Salzburg<, sein schlafender >Comersee«, seine
sich durchaus stilvoll geben möchte. Er ist ein außer- >Flucht nach Aegypten« sind höchst anziehende

Bilder; aber wenn er aus
dem alten >Brügge< oder
aus dem verfallenden 'Ve-
nedigs stilisierte schauer-
liche Stimmungen ä la
Maeterlinck herausholen
will, versagt sein Talent
durchaus. Eine ärmliche
Dämonik macht nieman-
den schaudern. In einer
> Flämischen Landschaft«

— ziegelfarbene Häuser
im Schnee — zeigt der
Künstler, daß er sich
auch auf einfache Weise
höchst geschickt auszu-
drücken weiß. Ein paar
Köpfe — >Spanischer
Hirt« und >KindmitEule<

— bekunden, daß Degouve
de Nuncques ebenfalls
mit Andacht zu Khnopff
aufblickt. Ganz in dessen
Bann liegt F. Beauck,
der mit der Darstellung
eines Mannes mit phos-
phoreszierenden Augen
den >Schrecken der Ein-

W.J.HERTLING aus dem pegnitztal samkeit« und das Grauen

Münchener Jahresausstellung 1906 des »Menschen vordem

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