ludwig herterich der morgen
Sommer - Ausstellung der Münchener Secession
DIE KUNST ALS AUSDRUCK DER ZEIT
Von Ludwig VolkiMANn
Es ist eine sehr bezeichnende Erscheinung ist darum gut, von Zeit zu Zeit solchen
unserer Tage, daß in allen Fragen, die künstlerischen Schlagworten, die gerade be-
das allgemeine Interesse lebhafter berühren, sonders im Schwünge sind, nachzugehen und
die vielfach von einseitigem Parteistandpunkt sie auf ihren wahren Gehalt zu untersuchen,
nicht unbeeinflußte Zeitungskritik die öffent- wobei denn oft genug als schließliches
liehe Meinung schafft und beherrscht und Resultat ein Korn Wahrheit, umhüllt und um-
daß dadurch an die Stelle ruhiger, selb- geben von tausend Fäden des Mißverstandes,
ständiger Aufnahme und Beurteilung jeder sich herausstellen wird. Denn die schönste
besonderen Erscheinung in ihrer Eigenart Wahrheit wird schließlich zur Lüge, wenn
die fertig übernommene Schablone, das schein- sie zu oft und am falschen Flecke wieder-
bar so prägnante und in Wirklichkeit so holt wird, oder gar gezwungen werden soll,
nichtssagende Schlagwort tritt. In der Politik als Beweis für etwas zu dienen, was in ihr
ist es schon längst so, und man hat sich selbst gar nicht beschlossen liegt. Und eben
nachgerade so daran gewöhnt, daß es schon eine solche Wahrheit ist der heute so beliebte
beinahe nicht mehr wirkt; in der Kunst Satz, daß alle Kunst der Ausdruck ihrer Zeit
dagegen ist die Erscheinung etwas neuer und sei und sein solle. Sehen wir zu, wie es
um deswillen noch etwas gefährlicher, weil damit im besonderen steht, und ob nicht
sie oft wohl äußerlich sehr geistreich und auch hiermit so viel Mißbrauch getrieben
blendend auftritt und deshalb schwerer in wird, daß man gut tut, einigermaßen vor-
ihrer inneren Nichtigkeit erkannt wird. Es sichtig mit dem schönen Schlagwort umzu-
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Sommer - Ausstellung der Münchener Secession
DIE KUNST ALS AUSDRUCK DER ZEIT
Von Ludwig VolkiMANn
Es ist eine sehr bezeichnende Erscheinung ist darum gut, von Zeit zu Zeit solchen
unserer Tage, daß in allen Fragen, die künstlerischen Schlagworten, die gerade be-
das allgemeine Interesse lebhafter berühren, sonders im Schwünge sind, nachzugehen und
die vielfach von einseitigem Parteistandpunkt sie auf ihren wahren Gehalt zu untersuchen,
nicht unbeeinflußte Zeitungskritik die öffent- wobei denn oft genug als schließliches
liehe Meinung schafft und beherrscht und Resultat ein Korn Wahrheit, umhüllt und um-
daß dadurch an die Stelle ruhiger, selb- geben von tausend Fäden des Mißverstandes,
ständiger Aufnahme und Beurteilung jeder sich herausstellen wird. Denn die schönste
besonderen Erscheinung in ihrer Eigenart Wahrheit wird schließlich zur Lüge, wenn
die fertig übernommene Schablone, das schein- sie zu oft und am falschen Flecke wieder-
bar so prägnante und in Wirklichkeit so holt wird, oder gar gezwungen werden soll,
nichtssagende Schlagwort tritt. In der Politik als Beweis für etwas zu dienen, was in ihr
ist es schon längst so, und man hat sich selbst gar nicht beschlossen liegt. Und eben
nachgerade so daran gewöhnt, daß es schon eine solche Wahrheit ist der heute so beliebte
beinahe nicht mehr wirkt; in der Kunst Satz, daß alle Kunst der Ausdruck ihrer Zeit
dagegen ist die Erscheinung etwas neuer und sei und sein solle. Sehen wir zu, wie es
um deswillen noch etwas gefährlicher, weil damit im besonderen steht, und ob nicht
sie oft wohl äußerlich sehr geistreich und auch hiermit so viel Mißbrauch getrieben
blendend auftritt und deshalb schwerer in wird, daß man gut tut, einigermaßen vor-
ihrer inneren Nichtigkeit erkannt wird. Es sichtig mit dem schönen Schlagwort umzu-
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