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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
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-ä^> VON AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN <ö£-=-

VON AUSSTELLUNGEN

UND SAMMLUNGEN

FRANKFURT a. M. Im Kunstverein: 8. Jahres-
*■ ausstellung der Frankfurter Künstler. — Wenn
man von Frankfurter Künstlern spricht, wird man
an Thoma und Trübner denken. Aber Frankfurt hat
diese großen Künstler ziehen lassen. Was geblieben
ist, hat, von wenigen Ausnahmen abgesehen, nur
lokales Interesse (und zum großen Teile nicht einmal
dieses). Von diesen Ausnahmen hat die Mehrzahl
sezessioniert: der sogenannte Cronberger Bund wird
gesondert — im Januar — ausstellen. Wie man die
jetzige ^Ausstellung der Frankfurter Künstler« be-
urteilt, hängt vom Maßstab ab: Die Ausstellung ist
nicht schlecht, wenn man als Maßstab ein handwerk-
liches Niveau nimmt. Eine persönliche Auseinander-
setzung mit den Darstellungsproblemen, selbst ein
über jenes Niveau herausragendestechnisches Können
bieten nur wenige. Das sind Künstler, die auch außer-
halb Frankfurts bekannt sind, und die hier mit Ar-
beiten vertreten sind, wie man sie von ihnen er-
wartet: Steinhalsen und Altheim mit je zwei Bil-
dern. Andere, wie Ph.Franck und C. Piepho haben
mit Frankfurt so wenig zu tun, daß ihr Erscheinen
in dieser Ausstellung im Grunde genommen ein zu-
fälliges ist. Im übrigen versteht es sich, daß in
einer Ausstellung von gegen 200 Nummern das eine
oder andere Stück einen sympathischer berührt oder
besser gemalt ist, als das übrige; aber es ist nichts
so wesentlich, um besonders erwähnt zu werden.
Von den Frankfurter Bildhauern, die in dieser Aus-
stellung vertreten sind, ist Fr. Hausmann der be-
kannteste. Seine Porträtbüste des Schauspielers
Müller ist eine sehr gute Arbeit. Auffallend frisch
in der Auffassung ist ein weibliches Porträt (Halb-
figur, quattrocentistisch) von Karl Schichtel;
fernereinigeTiere(Kleinplastik)von Bruno Schäfer.
Der Zierbrunnen von Emil Stadelhofer ist von
der Kölner Ausstellung her schon bekannt.

Bei Hermes ist neben allem möglichen (in den
Frankfurter Salons ist immer alles mögliche neben-
einander zu sehen! Kein einziger, der auch nur
einigermaßen ein künstlerisches Ziel oder Programm
verfolgt) eine Kollektivausstellung von Gudden.
Sie enthält zumeist ältere Arbeiten des Künstlers,
darunter sehr frische Studien und Skizzen; das Porträt
eines Frankfurter Sammlers gehört nicht zum besten.
Wir kommen auf Gudden bei Gelegenheit der be-
vorstehenden Ausstellung des Cronberger Bundes
zurück. Bei Schneider (Andreas) eine Kollektiv-
ausstellung von Desire Lucas, zumeist ganz neue
Arbeiten. Der Künstler malt jetzt heller und lichter
als früher; aber seine Malweise ist sehr weichlich
und zerfließend geworden.

Im Städelschen Kunstinstitut sind zurzeit die
Neueriverbungen des laufenden Jahres ausgestellt.
Im Mittelpunkt steht der neue Cranachaltar; aber
dazu hat sich eine stattliche Anzahl kleinerer Kunst-
werke gesellt, die für den Aufschwung der Samm-
lung ein beredtes Zeugnis ablegen. Von dem In-
stitut wurde ein sehr charakteristisches Bild von
Goya, die Taufe eines Kindes, erworben; ferner
eine sehr reizvolle florentinische Quattrocentoplastik
aus dem Kreise Donatellos, die dem Andrea Bug-
giano zugeschrieben ist. Aus der Carl Schaubschen
Stiftung, die in diesem Jahre ins Leben trat, wurden
zwei niederländische Bilder erworben, und von Werken
neuerer Kunst das prachtvolle Selbstporträt von Otto
Scholderer, unter dem Einfluß Courbets in Paris
gemalt. Ein zweites Porträt von Scholderer, die
Gattin des Künstlers, welches aus eigenen Mitteln

des Instituts erworben wurde, ist weniger kräftig
gemalt, aber von überraschender Feinheit in der
Koloristik. Man spürt in ihm den Einfluß Alfred
Stevens' und Fantins. Als erfreuliche Schenkungen
sind besonders ein kleiner Corot, eine hervor-
ragende Winterlandschaft von Courbet (aus der
B. Goldschmidtschen Sammlung) und ein Bild von
E. Schleich d. Ae. zu nennen. (All diese Künstler
waren bisher nicht vertreten.| Schließlich sind durch
den Museumsverein zwei Bilder von Trübner er-
worben worden: ein interessantes Frühbild — Ken-
tauren im Walde — und eine größere Landschaft
von 1899 — Kloster Amorbach. — Die Gründung
der modernen städtischen Galerie, die es ermöglichen
wird, in größerem Umfange Werke lebender Künstler
zu sammeln, ist soweit gesichert, daß bei den dies-
jährigen Anschaffungen des Städelschen Instituts
bereits der Nachdruck auf die Werke älterer Kunst
gelegt werden konnte. — Im Kupferstichkabinett
eine Ausstellung von Originalzeichnungen und
Graphischen Arbeiten der holländischen Bauernmaler
des 17. Jahrhunderts, zumeist aus dem Kreise
Ostades. Besonders die Handzeichnungen Ostades,
Dusarts und Begas sind hervorragend vertreten. s

JARESDEN. Galerie Ernst Arnold in Dresden. Dres-
*-* den hat eine neue vornehme Pflegstätte der
Kunst erhalten in der Galerie Ernst Arnold, die am
18. November feierlich eröffnet worden ist. Die Galerie
befindet sich Schloßstraße 34, in Räumen des frühe-
ren Kultusministeriums, die vollständig umgestaltet
worden sind. Im ganzen wurden neun neue Räume
eingerichtet, darunter fünf mit Oberlicht; fünf im
Erdgeschoß, vier im Obergeschoß, eine neue statt-
liche Treppe verbindet die beiden Geschoße. Ge-
schaffen wurden die neuen Räume von hervorragen-
den Künstlern, nämlich von Lossow und Kühne,
Wilhelm Kreis und Henry van de Velde. Von letz-
terem stammen die beiden still und vornehm ein-
gerichteten Zimmer, die für die Betrachtung der
graphischen Mappen bestimmt sind, von Wilhelm
Kreis ein kleiner, großgestalteter Oberlichtsaal im
Erdgeschoß, von Lossow und Kühne besonders der
große Oberlichtsaal für Plastik im Obergeschoß. Da-
neben liegt ein interessanter Raum, in dem eine
plastische Barockdecke aus dem Anfange des 18. Jahr-
hunderts mit fünf runden Deckengemälden aufge-
deckt und wiederhergestellt wurde. Sämtliche Räume
sind ausgezeichnet belichtet und bilden in ihrer
künstlerisch gediegenen Herrichtung ein so vor-
nehmes Heim der Kunst, wie man es nicht leicht
wieder findet. Mit Recht hob der Direktor des Ber-
liner Kupferstichkabinetts Geh. Regierungsrat Lehrs
bei der Eröffnungssoiree hervor, daß auch Berlin zur-
zeit keinen Kunsthändler besitze, der höheres Streben
und mutigeres künstlerisches Wagen zeige. Die Aus-
stellung, mit der die neuen Räume eröffnet wurden,
enthält viel Wertvolles und Interessantes, darunter
in erster Linie Max Klingers bedeutsames neues
plastisches Werk, eine kauernde Diana in weißem
Marmor, die einen eigenartigen, plastischen Gedan-
ken lebendig verkörpert, und Otto Greiner's neues
Gemälde Herkules, eine stilistisch wie in ihrem
rhythmischen und farbigen Empfinden gleich wert-
volle Schöpfung. Ferner sind vertreten: Ludwig v.
Hofmann, Max Liebermann, Leistikow, Dill und Holzel,
Fritz v. Uhde, Haider, Oberländer, Trübner, Her-
komer, Hans v. Bartels u. a. In den graphischen
Räumen hängen Zeichnungen und Radierungen von
Adolf Menzel, Otto Fischer, Legros, Anders Zorn,
Helleu, Kalckreuth, Orlik usw. Die oberen Räume
sind den Dresdner Künstlern gewidmet: hier finden
wir so ziemlich alle Namen vertreten, die für Dres-

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