DOI Artikel:
Kuzmany, Karl Michael: Von Wiener Ausstellungen
DOI Artikel:Aus den Berliner Kunstsalons
DOI Seite / Zitierlink: https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0219
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max lieber mann der tiergarten vom fenster des künstlers (1899)
geführt zu sehen, die außerordentliche Lichteffekte Historienmalerei verband; wir sehen alle die glatten
der Natur in glasigen Farben zu dekorativen Tafeln Modellgruppierungen nur mehr aus der abkühlenden
verwendet, aus denen man, wenn sie einzeln vor- historischen Entfernung, fühlen uns aber dem wahr-
genommen werden, freilich die ursprünglich subtile haften und jedenfalls auf der Höhe seiner Epoche
Empfindlichkeit des Künstlers herausspürt. Das Ge- stehenden Künstler nahe, wenn wir seine Familien-
samtwerk des unlängst im besten Mannesalter da- bildnisse und die Porträtzeichnungen ins Auge fassen,
hingegangenen Franz X. Pawlik zeigt, welchen Daraus weht dieselbe Luft, die wir in stilleren
Verlust die heimische Medaillenkunst erlitten hat. Stunden selbst noch atmen, ungeachtet der heute
Doch das war nicht erst zu entdecken, während der wie damals sich abspielenden Kämpfe,
greise verstorbene Anton Schrödl allen jenen, Karl m. Kuzmany
die nur seine routinierten Tierbilder der letzten zwei
Jahrzehnte kannten eine posthume Ueberraschung AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS
bereitet: seine staffierten Landschaften und Inte-
rieurs aus früherer Zeit zeigen ihn durch Würze der De' Schulte eine umfangreiche Ausstellung russi-
Farben und malerischen Gehalt einem Pettenkofen scher Kunst, bei Cassirer die Schwarz-Weiß-Aus-
ebenbürtig. Noch weiter zurück in die Altwiener Stellung der Sezession, im Saale der alten Musik-
Kunst führt die Sammelausstellung, die an Peter hochschule das Werk Albert Bartholome's; dazu eine
Krafft erinnern soll. Der in seiner Wortkargheit Anzahl Kabinettstücke von Delacroix und Daumier,
armselige Katalog gibt nicht einmal die Lebens- von den Meistern von Barbizon und den Impressio-
daten des gebürtigen Hanauers, der vor 50 Jahren nisten im Casperschen Salon, die Worpsweder bei
als wohlbestallter Professor an der Akademie und Gurlitt, Leo Putz bei Keller & Reiner und Aus-
verdienter Direktor der Belvedere-Galerie das Zeit- Stellungen im Verein Berliner Künstler und bei
liehe gesegnet hat. Füger, David, diese Namen Wertheim: das ist selbst für die Berliner Verhält-
kommen einem auf die Lippen vor den großen Kom- nisse zuviel und vielzuviel für diese Chronik. Ueber
Positionen einer verspäteten Ossianschwärmerei und Bartholome kann ich mich kurz fassen, da die
patriotischen Schlachtenbegeisterung. In der Kaiser- »Kunst für Alle« vor einigen Jahren einen ausführ-
lichen Burg und im Invalidenhaus hat Krafft die liehen Aufsatz über sein Werk gebracht und dieses
Befreiungskriege und Episoden aus der Regierung sich seitdem nicht sehr vergrößert hat. Trotz der
Kaiser Franz I. geschildert. Aufsehen erregte er 1813 starken Verkürzung der Flügelarchitektur, die durch
durch den »Abschied des Landwehrmanns«, in dem die Raumverhältnisse erfordert wurde, übt das Toten
sich das empfindsame Genre mit der lebensgroßen denkmal auch hier eine mächtige Wirkung aus, zwingt
Die Kunst fnr Alle XXII.
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max lieber mann der tiergarten vom fenster des künstlers (1899)
geführt zu sehen, die außerordentliche Lichteffekte Historienmalerei verband; wir sehen alle die glatten
der Natur in glasigen Farben zu dekorativen Tafeln Modellgruppierungen nur mehr aus der abkühlenden
verwendet, aus denen man, wenn sie einzeln vor- historischen Entfernung, fühlen uns aber dem wahr-
genommen werden, freilich die ursprünglich subtile haften und jedenfalls auf der Höhe seiner Epoche
Empfindlichkeit des Künstlers herausspürt. Das Ge- stehenden Künstler nahe, wenn wir seine Familien-
samtwerk des unlängst im besten Mannesalter da- bildnisse und die Porträtzeichnungen ins Auge fassen,
hingegangenen Franz X. Pawlik zeigt, welchen Daraus weht dieselbe Luft, die wir in stilleren
Verlust die heimische Medaillenkunst erlitten hat. Stunden selbst noch atmen, ungeachtet der heute
Doch das war nicht erst zu entdecken, während der wie damals sich abspielenden Kämpfe,
greise verstorbene Anton Schrödl allen jenen, Karl m. Kuzmany
die nur seine routinierten Tierbilder der letzten zwei
Jahrzehnte kannten eine posthume Ueberraschung AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS
bereitet: seine staffierten Landschaften und Inte-
rieurs aus früherer Zeit zeigen ihn durch Würze der De' Schulte eine umfangreiche Ausstellung russi-
Farben und malerischen Gehalt einem Pettenkofen scher Kunst, bei Cassirer die Schwarz-Weiß-Aus-
ebenbürtig. Noch weiter zurück in die Altwiener Stellung der Sezession, im Saale der alten Musik-
Kunst führt die Sammelausstellung, die an Peter hochschule das Werk Albert Bartholome's; dazu eine
Krafft erinnern soll. Der in seiner Wortkargheit Anzahl Kabinettstücke von Delacroix und Daumier,
armselige Katalog gibt nicht einmal die Lebens- von den Meistern von Barbizon und den Impressio-
daten des gebürtigen Hanauers, der vor 50 Jahren nisten im Casperschen Salon, die Worpsweder bei
als wohlbestallter Professor an der Akademie und Gurlitt, Leo Putz bei Keller & Reiner und Aus-
verdienter Direktor der Belvedere-Galerie das Zeit- Stellungen im Verein Berliner Künstler und bei
liehe gesegnet hat. Füger, David, diese Namen Wertheim: das ist selbst für die Berliner Verhält-
kommen einem auf die Lippen vor den großen Kom- nisse zuviel und vielzuviel für diese Chronik. Ueber
Positionen einer verspäteten Ossianschwärmerei und Bartholome kann ich mich kurz fassen, da die
patriotischen Schlachtenbegeisterung. In der Kaiser- »Kunst für Alle« vor einigen Jahren einen ausführ-
lichen Burg und im Invalidenhaus hat Krafft die liehen Aufsatz über sein Werk gebracht und dieses
Befreiungskriege und Episoden aus der Regierung sich seitdem nicht sehr vergrößert hat. Trotz der
Kaiser Franz I. geschildert. Aufsehen erregte er 1813 starken Verkürzung der Flügelarchitektur, die durch
durch den »Abschied des Landwehrmanns«, in dem die Raumverhältnisse erfordert wurde, übt das Toten
sich das empfindsame Genre mit der lebensgroßen denkmal auch hier eine mächtige Wirkung aus, zwingt
Die Kunst fnr Alle XXII.
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