-s-feg)- AUS DEN BERLINER KUNSTSALONS <ö^-
Schöpfungen voll naiver Sinn-
lichkeit (wie die prachtvoll durch -
gebildeten i Badenden«, das ent-
zückende >Nest< und der grazi-
öse Wandbrunnen) geboten hat,
waren bereits damals hier abge-
bildet; auch sie haben von ihrer
Frische nichts eingebüßt. In-
teressant ist es, zwischen den
Skulpturen einige der früheren
Gemälde des Meisters zu sehen,
die bald an Millet, bald an den
glätteren, akademischeren Ba-
stien-Lepage erinnern. Sie sind
durch eine nicht gewöhnliche
Schönheit grauer Töne, zum
Teil auch, wie das Ringelspiel,
durch hübsche Lichteffekte aus-
gezeichnet, würden aber aller-
dings den Namen Bartholome^
nicht unsterblich machen. Je-
denfalls verdienen die Herren
Keller & Reiner, die uns schon
die Meunier-Ausstellung ge-
schenkt hatten, auch für diese
mit ganz außergewöhnlichen
Kosten verbundene, geschmack-
max lieber mann strand von zandvoort (.893. voll aufgebaute Ausstellung un-
sern wärmsten Dank. Auch die
Schwarz-Weiß-Ausstellung der
es, jeden profanen Gedanken bannend, den Beschauer Sezession ist an Ueberraschungen nicht reich. Zu-
zurinneren Einkehr. Vielleicht kein zweites modernes mal von den Sezessionisten selbst zeigt sich keiner
Werk vereinigt in diesem Maße das Ethische mit von einer neuen Seite. Den Clou bildet unbestritten
dem Künstlerischen. Auch einige der vorberei- und unbestreitbar die Wand mit den großen Zeich-
tenden, dann selbständig ausgeführten Figuren zu nungen Vincent van Goghs. Bei einigen seiner Werke
diesem Denkmal, darunter die rührende liegende hatte man das Gefühl, daß sein ungemein kraft-
Gestalt eines ganz in sich zusammengeschmiegten volles und eigenartiges Farbengefühl in seinem zeich-
weinenden kleinen Mädchens, die Kolossalgruppe nerischen Vermögen nur einen sehr mangelhaften
Adam und Eva und mehrere Werke aus des Meisters Sekundanten besessen habe; diese Zeichnungen ver-
zweiter bildhauerischer Epoche, in der die Todes- wischen umgekehrt fast den Eindruck seiner Ge-
schauer heiterer Lebensfreude gewichen sind und mälde. Das Rätsel löst sich, wenn man sich vor
ihm der weibliche Körper Anlaß zu einer Reihe Augen hält, daß van Gogh ein schwer mit den Aus-
drucksmitteln ringender Künst-
ler gewesen ist, der den Gipfel-
punkt seines Könnens noch
nicht erklommen hatte, als sich
sein Geist zu umnachten be-
gann. Aber eine Größe der An-
schauung hatte er damals aller-
dings schon gewonnen, die alle
Bedenken niederschlägt. Auch
diese Zeichnungen, denen alle
Schattierungen, ja fast alle Ab-
stufungen fehlen, die aus kur-
zen, dicken Strichen mosaikartig
zusammengesetzt scheinen, ha-
ben etwas Stammelndes; aber
nur ein Riese kann so stammeln.
Ein Genie wollen einige Leute
auch in dem in Paris lebenden
Julius Pacsin entdeckt haben.
An Talent fehlt es dem Manne
keineswegs, und es mag auch
nichts schaden, wenn diesen
Zeichnungen aus Frauenhäu-
sern gemeinster Art, die Tou-
louse-Lautrec noch übertrump-
fen, in geschlossenen Lieb-
haberkreisen ein intimer Erfolg
zuteil wird. In der Ausstellung
aber wird man schamrot vor den
anwesenden Damen und wäre
max lieber mann Studie (1897) beglückt, hin und wieder ein
194
Schöpfungen voll naiver Sinn-
lichkeit (wie die prachtvoll durch -
gebildeten i Badenden«, das ent-
zückende >Nest< und der grazi-
öse Wandbrunnen) geboten hat,
waren bereits damals hier abge-
bildet; auch sie haben von ihrer
Frische nichts eingebüßt. In-
teressant ist es, zwischen den
Skulpturen einige der früheren
Gemälde des Meisters zu sehen,
die bald an Millet, bald an den
glätteren, akademischeren Ba-
stien-Lepage erinnern. Sie sind
durch eine nicht gewöhnliche
Schönheit grauer Töne, zum
Teil auch, wie das Ringelspiel,
durch hübsche Lichteffekte aus-
gezeichnet, würden aber aller-
dings den Namen Bartholome^
nicht unsterblich machen. Je-
denfalls verdienen die Herren
Keller & Reiner, die uns schon
die Meunier-Ausstellung ge-
schenkt hatten, auch für diese
mit ganz außergewöhnlichen
Kosten verbundene, geschmack-
max lieber mann strand von zandvoort (.893. voll aufgebaute Ausstellung un-
sern wärmsten Dank. Auch die
Schwarz-Weiß-Ausstellung der
es, jeden profanen Gedanken bannend, den Beschauer Sezession ist an Ueberraschungen nicht reich. Zu-
zurinneren Einkehr. Vielleicht kein zweites modernes mal von den Sezessionisten selbst zeigt sich keiner
Werk vereinigt in diesem Maße das Ethische mit von einer neuen Seite. Den Clou bildet unbestritten
dem Künstlerischen. Auch einige der vorberei- und unbestreitbar die Wand mit den großen Zeich-
tenden, dann selbständig ausgeführten Figuren zu nungen Vincent van Goghs. Bei einigen seiner Werke
diesem Denkmal, darunter die rührende liegende hatte man das Gefühl, daß sein ungemein kraft-
Gestalt eines ganz in sich zusammengeschmiegten volles und eigenartiges Farbengefühl in seinem zeich-
weinenden kleinen Mädchens, die Kolossalgruppe nerischen Vermögen nur einen sehr mangelhaften
Adam und Eva und mehrere Werke aus des Meisters Sekundanten besessen habe; diese Zeichnungen ver-
zweiter bildhauerischer Epoche, in der die Todes- wischen umgekehrt fast den Eindruck seiner Ge-
schauer heiterer Lebensfreude gewichen sind und mälde. Das Rätsel löst sich, wenn man sich vor
ihm der weibliche Körper Anlaß zu einer Reihe Augen hält, daß van Gogh ein schwer mit den Aus-
drucksmitteln ringender Künst-
ler gewesen ist, der den Gipfel-
punkt seines Könnens noch
nicht erklommen hatte, als sich
sein Geist zu umnachten be-
gann. Aber eine Größe der An-
schauung hatte er damals aller-
dings schon gewonnen, die alle
Bedenken niederschlägt. Auch
diese Zeichnungen, denen alle
Schattierungen, ja fast alle Ab-
stufungen fehlen, die aus kur-
zen, dicken Strichen mosaikartig
zusammengesetzt scheinen, ha-
ben etwas Stammelndes; aber
nur ein Riese kann so stammeln.
Ein Genie wollen einige Leute
auch in dem in Paris lebenden
Julius Pacsin entdeckt haben.
An Talent fehlt es dem Manne
keineswegs, und es mag auch
nichts schaden, wenn diesen
Zeichnungen aus Frauenhäu-
sern gemeinster Art, die Tou-
louse-Lautrec noch übertrump-
fen, in geschlossenen Lieb-
haberkreisen ein intimer Erfolg
zuteil wird. In der Ausstellung
aber wird man schamrot vor den
anwesenden Damen und wäre
max lieber mann Studie (1897) beglückt, hin und wieder ein
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