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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 22.1906-1907

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Katsch, Hermann: Werkzeug und Epoche, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12155#0546

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knut ackerberg weinernte

Mannheimer Internationale Ausstellung

WERKZEUG UND EPOCHE

Von Hermann Katsch
(Schluß*)

Das was dem Laien und auch vielen, die über kow malt, und wie dünn er malen kann, weil
die Kunst zu schreiben angestellt sind, er seine Absicht durch gegensätzliche Farben
am meisten imponiert, das „Patzen, Pflastern, auszudrücken versteht, und weil er seinen Bil-
Mauern", oder wie sonst der unebene „pa- dem eine lange Dauer, seinen Käufern einen
stose" Auftrag der Farbe genannt wird, ist unveränderlichen Wertgegenstand liefern will,
in Wirklichkeit nichts als ein Zeugnis abso- Genau so haben die Meister vergangener
luter Hilflosigkeit; Farben wirken durch den Tage geschaffen, sie haben ihre Arbeiten
Gegensatz, nicht durch die Dicke. Wenn so lieb gehabt und ihnen dadurch ein langes
ein Bild den plastischen Eindruck glatt ge- Leben verliehen. Man vergleiche einmal die
walzter Lehmwege macht, kann man ganz am flottesten gemalten Bilder von Hals oder
sicher sein, daß der Maler aus Verzweiflung Velasquez mit solchen unserer Tage. An
über einen nicht erreichten Eindruck schließ- einem Stirnlicht oder auf der Nase, im Glanz-
lich durch Streichen und Quetschen eines licht des Auges erhebt sich die Farbschicht
butterartigen Breies, durch die kleinen Schat- um ein winziges über das sonst in einer
tenwirkungen, die von den sich bildenden Ebene gehaltene, dünn gemalte und sorgfältig
emporstehenden Rändern an den Farben- lackierte Bild.

Gleisen herrühren, durch das Durchrühren Dies der Unterschied, den die neue Zeit
und Kneten der ganzen Masse endlich einen durch ihre neuen Malmittel gegen die ver-
allgemeinen grauen Ton erzeugt, der dann gangene Epoche in der technischen Herstel-
„die Stimmung" darstellt. Man sehe bloß lung erfahren mußte; worin besteht nun aber
einmal, wie dünn einer der von den Mo- ferner der, eine große Zahl der Lebenden
dernen so gefeierten Maler, wie dünn Leisti- noch immer befremdende Eindruck absolut

zr~.r . . ...... _ , moderner Bilder gegenüber allem früher ge-

•1 Durch ein unerklärliches, von uns zu spat be- , „ _ °.° . . „ , . °

merktes Versehen der Druckerei wurde im L Teil schaffenen? Da hilft keine Kunstgeschichte,

des Aufsatzes als Autor H. E. Kromer genannt. da hilft nur sehen. Ich habe bis jetzt noch

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