Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

DOI Artikel:
Die Winterausstellung der Münchener Secession
DOI Artikel:
Schmidt, Robert: Berliner Ausstellungen
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0233
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-**Sg> BERLINER AUSSTELLUNGEN <5s^

glückliche Schwester*-, >Die Märtyrerin am Kreuze«
im Mondschein, »Das Bilderbuch , • Urteil des Paris«,
;Judith und noch vieles andere, was von der un-
glaublichen Vielseitigkeit Kellers kündet, ward aus-
gestellt, und als letztes Werk aus dem Herbst 1907
finden wir eine große und originelle Allegorie auf
die Liebe. Aus allen diesen Bildern spricht die
starke und durchaus eigenkräftige Persönlichkeit eines
Künstlers, der nie zu ringen aufgehört hat, sich als
Maler einen Standpunkt zu erobern, von dem er in
absoluter Freiheit jedes Problem anzupacken ver-
mochte. — Philipp Klein, 1871 in Mannheim ge-
boren, ist bekanntlich am 9. Mai 1907 jäh gestorben.
Er gehörte zu den eifrigst strebenden jungen Malern,
einer Richtung, die etwa in Slevogt ihren typischsten
und ausgezeichnetsten Vertreter hat. Die französi-
schen Impressionisten haben ihn vor einigen Jahren
noch stark beeinflußt, wie die junge Gesellschaft
im Walde mit dem nackten Mädchen auch gegen-
ständlich beweist. Manet wie Monet haben in
jungen Jahren das gleiche gemalt. Auch auf Lieber-
mann weisen ein paar Reiterbilder hin. Etliche der
großen Tafeln, wie »Vor der Redoute<, Das Zimmer-

BALTHASAR SCHMITT TAUFMEDAILLE

mädchen<. das Damenbildnis mit dem blauen Schleier,
die nackte Frau mit der Maske usw. haben hier schon
bei Ausstellungen den verdienten Beifall gefunden.
Das Feinste und Persönlichste gab Klein aber wohl
in den kleineren Studien und Bildern, in denen er
sich oft als Kolorist von wunderbarer Delikatesse
erweist und malerische Vorzüge betätigt, die von
ihm noch das Höchste hätten erwarten lassen. Und
hier i>t er unabhängig von allen Vorbildern — z. B.
in allen seinen prächtigen Stilleben! — Der Tier-
und Landschaftsmaler Charles Tooby läßt fast ein
halbes Hundert seiner prachtvoll gemalten Arbeiten
sehen, welche alle die Frische unmittelbarer Natur-
studien mit einem tiefen und edlen Wohlklang der
Farbe einen. Merkwürdig weich und saftig ist alles
mit breiten, sicheren Pinselstrichen hingesetzt, groß
und ern-t gesehen; nichts scheint mühsam gewonnen,
jeder Strich selbstverständlich und bestimmt! Wie
gute ältere Bilder Trübners sind viele dieser Ge-
mälde — es sei nur an die große schöne Landschaft
mit der Schafherde erinnert — zu einem köstlichen
Email der Faibe zusammengewachsen«. -Der tote
Gamsbock', ;Der erlegte Auerhahn-, > Steinadler«,
»Fuchs , »Reiher« — das sind Tierstilleben, die
man sich schlechthin nicht besser gemalt denken
könnte! Und wie eigenartig und kräftig aufgefaßt
sind Toobys Stall- und Weidebilder, die trefflichen

J. KOWARZIK ADOLF VON MENZEL

Studien nach Löwen und Tigern, die einfachen Land-
schaften, die so merkwürdig packen, obwohl sie die
denkbar schlichtesten Motive zum Gegenstand haben!
In Tooby erkennen wir hier wahrhaftig einen unserer
^malerischsten Maler«, dem hoffentlich diese Bilder-
schau endlich die langverdiente Geltung auch im
Verständnis derer gewinnt, die ihn bisher noch nicht
erkannt haben!

BERLINER AUSSTELLUNGEN

DERLIN. Die Berliner Dezemberausstellungen
standen im Zeichen des Weihnachtsbaumes. Was
ihnen nicht zu verdenken ist. Drum darf man nicht
mit allzu kritischer Sonde an sie herantreten. Wenn
überhaupt, so dürfen sie wenigstens vor Weihnach-
ten dem Geschmack des Publikums einige Kon-
zessionen machen, noch dazu in einem solch
schlechten Geschäftsjahr wie dem jetzt zu Ende
gehenden.

Keller & Reiner annoncieren: »Französische
Kunst des XVII. und XVIII. Jahrhunderts« und zei-
gen unter diesem stolzen Titel ein Dutzend alter
Tapisserien; ferner eine große Zahl Kopien nach
alten Gubelins, Kopien nach Möbeln, Kopien nach

HUGO KAUFMANN MAX LIEBERMANN

206
 
Annotationen