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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

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Lange, Konrad von: Das Gesetz des Stilwechsels in der Kunst, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0364

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-a^> DAS GESETZ DES STILWECHSELS IN DER KUNST <§^~

Größe seiner Architekturen im Vergleich Diese ganze Entwicklung erfolgt vollkommen
zu den Personen viel zu gering. Noch Jan logisch und stufenweise in der Richtung auf
van Eyck kennt keine exakte Perspektive. Steigerung der Illusion. Die Lösung, welche
Erst die Italiener des 15. Jahrhunderts bilden dabei die spätere Generation findet, ist nicht
die Gesetze der Perspektive aus und erzeugen einfach eine Anderslösung, sondern eine Besser-
damit jene frappanten Raumillusionen, die lösung, besser im Sinne der gerade herr-
noch von Vasari bewundert wurden. Nachdem sehenden auf die Natur gerichteten Tendenz,
das Problem in linearer Richtung gelöst war, Dagegen in Zeiten, die auf den Stil gerichtet
ging man daran, es in der Richtung des Hell- sind, wird die Besserlösung nicht in einer
dunkels zu lösen. Rembrandt und seine Annäherung an die Natur, sondern in einer
Genossen, die Jan Vermeer van Delft, Pieter Entfernung von derselben gesucht. Dabei darf
de Hooch usw. schufen das auf Licht und aber diese Entfernung nicht beliebiger Art
Luft und Farbe aufgebaute Interieur. Und die sein. Nicht darum handelt es sich, daß man
neueren Realisten wie Menzel konnten diese das, was man früher grün malte, jetzt rot
Tendenz nur weiter verfolgen, durch immer malt. Sondern die Aufgabe ist die, aus den
größere Feinheit in der Abstufung der Farben- Bedingungen des Materials und der dekorativen
valeurs den Eindruck derräumlichen Vertiefung Wirkung heraus eine Stilisierung der Natur
immer überzeugender herauszubringen suchen. zu entwickeln, die über diejenige der Vor-
gänger hinausgeht. Natürlich
hat auch diese Tendenz ihre
Grenze. Hat sie sich einmal
genügend ausgesprochen oder
ist sie auf einem toten Punkt
angelangt — und gerade jetzt
wird das sehr bald der Fall sein
— so folgt wieder der Rück-
schlag zur Natur. Dieser Rück-
schlag wird ganz unbedingt ein-
treten, und ihn vorzubereiten
oder wenigstens vorauszusehen,
ihm die Wege zu ebnen, ist die
Aufgabe der gegenwärtigen Kri-
tik. Es gibt eine Konvention
der Stilisierung ebensogut, wie
es eine Konvention des Natura-
lismus gibt. Jede Konvention
kann aber nur kurze Zeit dauern.
Denn sie bedeutet nicht Leben,
sondern Tod. Entwicklung aber
ist Leben.

Man verfällt nur zu leicht der
Meinung, gerade dasjenige Ver-
hältnis zur Natur, das gegen-
wärtig herrscht, repräsentiere
das absolut Schöne, eine Ent-
wicklung könne immer nur in
dieser Richtung stattfinden. Aber
es gibt kein absolut Schönes.
Die Zweiheit, die im Wesen der
Kunst liegt, und die bisher nur
von der Illusionsästhetik klar er-
kannt worden ist, macht eine
fort währende Weiterentwicklung
im Sinne des Wechsels zur Not-
wendigkeit. Ja diese Zweiheit ist
john hoppner die Familie Raymond symons eS «"» eine stetige Weiter-

Im Besitze des Herrn Asher Wertheimer, London eütWlCklung Uberhaupt ermog-

Nach einer Aufnahme der Photographischen Gesellschaft, Berlin licht. Wäre sie nicht vorhanden,

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