HUGO VON TSCHUDI <^=^
henry raeburn sir william maxwell
Im Besitz der Herren Agnew & Sons, London
Nach einer Aufnahme der Photographischen Gesellschaft, Berlin
so könnte man sich eine solche kaum vor-
stellen, denn man wäre dann sehr bald am
Ende angelangt. So ist also auch die histori-
sche Entwicklung der Kunstformen indirekt
ein Beweis für die von der Illusionsästhetik
vertretene Zweiheit im Wesen der Kunst.
HUGO VON TSCHUDI
enn diese Zeilen vor die Oeffentlichkeit gelangen,
wird in Berlin — vermutlich — eine Entscheidung
gefallen sein, die, mag sie nun Hugo von Tschudi
der von ihm geschaffenen ersten modernen Galerie
der Welt erhalten oder aus dieser verstoßen, jeden
einzelnen angeht, der nur irgend bewußt teil hat
an deutscher Kunst und deutscher Kultur: jeden
einzelnen! Die Tatsache, daß eine Persönlichkeit wie
Tschudi überhaupt in Frage gestellt werden konnte,
daß überhaupt die Möglichkeit denkbar erschien, eine
solche Persönlichkeit von ihrem Persönlichsten,
von ihrem Werke zu trennen, diese Tatsache wird noch
lange tief im Herzen der Besten schmerzliche Wunden
hinterlassen. Es ist dabei zunächst auch ganz gleich-
gültig,obes sich um eine künstlerische Frage handelt
oder um eine allgemeinere kulturelle, oder um eine
wirtschaftliche oder um eine politische. Es ist schlecht-
hin eine Niveau-Frage, eine ethische Frage im emi-
nentesten Sinne des Wortes. Lohmes sich im Deutsch-
land von heute, daß einer seine Persönlichkeit ein-
setzt für irgend etwas — leben wir auf einem Niveau,
in dem es gestattet ist, mehr zu sein als ein schnö-
der Bureauhocker, der sein Gehalt mit dem denk-
barsten Minimum von persönlichem Aufwand an
Kraft abverdient? Das wird sich schließlich ein
jeder fragen — er sei auch was er sei — wenn Hugo
von Tschudi jetzt die Nationalgalerie verlassen müßte,
etwa so, wie Goethe sein Weimarer Theater ver-
lassen mußte. Lohnt es sich, das will sagen: ist
es möglich; denn bei dergleichen Dingen liegt der
Lohn einzig im Tun, im freien Einsätze der freien
Persönlichkeit selbst.
Die Kunst für Alle XXIII.
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henry raeburn sir william maxwell
Im Besitz der Herren Agnew & Sons, London
Nach einer Aufnahme der Photographischen Gesellschaft, Berlin
so könnte man sich eine solche kaum vor-
stellen, denn man wäre dann sehr bald am
Ende angelangt. So ist also auch die histori-
sche Entwicklung der Kunstformen indirekt
ein Beweis für die von der Illusionsästhetik
vertretene Zweiheit im Wesen der Kunst.
HUGO VON TSCHUDI
enn diese Zeilen vor die Oeffentlichkeit gelangen,
wird in Berlin — vermutlich — eine Entscheidung
gefallen sein, die, mag sie nun Hugo von Tschudi
der von ihm geschaffenen ersten modernen Galerie
der Welt erhalten oder aus dieser verstoßen, jeden
einzelnen angeht, der nur irgend bewußt teil hat
an deutscher Kunst und deutscher Kultur: jeden
einzelnen! Die Tatsache, daß eine Persönlichkeit wie
Tschudi überhaupt in Frage gestellt werden konnte,
daß überhaupt die Möglichkeit denkbar erschien, eine
solche Persönlichkeit von ihrem Persönlichsten,
von ihrem Werke zu trennen, diese Tatsache wird noch
lange tief im Herzen der Besten schmerzliche Wunden
hinterlassen. Es ist dabei zunächst auch ganz gleich-
gültig,obes sich um eine künstlerische Frage handelt
oder um eine allgemeinere kulturelle, oder um eine
wirtschaftliche oder um eine politische. Es ist schlecht-
hin eine Niveau-Frage, eine ethische Frage im emi-
nentesten Sinne des Wortes. Lohmes sich im Deutsch-
land von heute, daß einer seine Persönlichkeit ein-
setzt für irgend etwas — leben wir auf einem Niveau,
in dem es gestattet ist, mehr zu sein als ein schnö-
der Bureauhocker, der sein Gehalt mit dem denk-
barsten Minimum von persönlichem Aufwand an
Kraft abverdient? Das wird sich schließlich ein
jeder fragen — er sei auch was er sei — wenn Hugo
von Tschudi jetzt die Nationalgalerie verlassen müßte,
etwa so, wie Goethe sein Weimarer Theater ver-
lassen mußte. Lohnt es sich, das will sagen: ist
es möglich; denn bei dergleichen Dingen liegt der
Lohn einzig im Tun, im freien Einsätze der freien
Persönlichkeit selbst.
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