-a-4^> DIE FRÜHJAHRSAUSSTELLUNG DER WIENER SECESSION <&^-
JOSEF ENGELHART BILDNISBÜSTE
Frühi'ahrsausstellung der Wiener Secession
Hochaltarbild in Otto Wagners Kirche „Am
Steinhof" finden sollte. Im ersten Entwurf
zeigt Ederer eine malerische Skizze, voll im
Kolorit und deutlich sein künstlerisches Eigen-
tum durch den stilistisch gezügelten Realis-
mus, der für ihn überhaupt charakteristisch
ist. Erst die Werkzeichnung (Abb. S. 388),
welche in einer für die zu bewältigende Fläche
von hundert Quadratmetern allzu knapp be-
messenen Zeit begreiflicherweise nicht ganz
vollendet wurde, genügte den liturgischen
Forderungen; die unnahbar hohe Auffassung
derBeuroner in ihrer theoretisierenden Linien-
führung und die zauberhaften, ewig vorbild-
lichen Mosaiken in den Kirchen Ravennas
mögen dabei Pate gestanden haben.
Auf stilistische Versuche, die aus technischen
Experimenten sich ihm ergeben, ist Leopold
Stolbas „Melpomene" (Abb. S.385)gegründet;
in den Malgrund, Eternit, sind die Konturen
eingeritzt und Plättchen bunten Materials wie
Lapislazuli und Perlmutter eingesetzt, die
Temperafarben werden nur ganz dünnflüssig
aufgetragen. Aus einer andern Welt scheinen
die „Waldfräulein" von Friedrich König
(Abb. S. 405) zu kommen, voll der märchen-
haften Stimmung, die auch Königs Land-
schaften erfüllt. Nur wenige haben einen so
ausgeprägten Stil sich errungen wie Rudolf
Jettmar („Die Nixe", Abb. S. 390), denn es
sind klassizistische Anklänge darin und dabei
ein moderner Farbengeschmack, der auch in
den eine unerschöpfliche Erfindungskraft be-
zeugenden Radierungen (Abb. S. 408) nicht zu
Die Kunst fur Alle XXIII
393
SO
JOSEF ENGELHART BILDNISBÜSTE
Frühi'ahrsausstellung der Wiener Secession
Hochaltarbild in Otto Wagners Kirche „Am
Steinhof" finden sollte. Im ersten Entwurf
zeigt Ederer eine malerische Skizze, voll im
Kolorit und deutlich sein künstlerisches Eigen-
tum durch den stilistisch gezügelten Realis-
mus, der für ihn überhaupt charakteristisch
ist. Erst die Werkzeichnung (Abb. S. 388),
welche in einer für die zu bewältigende Fläche
von hundert Quadratmetern allzu knapp be-
messenen Zeit begreiflicherweise nicht ganz
vollendet wurde, genügte den liturgischen
Forderungen; die unnahbar hohe Auffassung
derBeuroner in ihrer theoretisierenden Linien-
führung und die zauberhaften, ewig vorbild-
lichen Mosaiken in den Kirchen Ravennas
mögen dabei Pate gestanden haben.
Auf stilistische Versuche, die aus technischen
Experimenten sich ihm ergeben, ist Leopold
Stolbas „Melpomene" (Abb. S.385)gegründet;
in den Malgrund, Eternit, sind die Konturen
eingeritzt und Plättchen bunten Materials wie
Lapislazuli und Perlmutter eingesetzt, die
Temperafarben werden nur ganz dünnflüssig
aufgetragen. Aus einer andern Welt scheinen
die „Waldfräulein" von Friedrich König
(Abb. S. 405) zu kommen, voll der märchen-
haften Stimmung, die auch Königs Land-
schaften erfüllt. Nur wenige haben einen so
ausgeprägten Stil sich errungen wie Rudolf
Jettmar („Die Nixe", Abb. S. 390), denn es
sind klassizistische Anklänge darin und dabei
ein moderner Farbengeschmack, der auch in
den eine unerschöpfliche Erfindungskraft be-
zeugenden Radierungen (Abb. S. 408) nicht zu
Die Kunst fur Alle XXIII
393
SO