Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 23.1907-1908

DOI Artikel:
Von Ausstellungen und Sammlungen - Personal-Nachrichten
DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.12504#0495

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
-3-4^> AUSSTELLUNGEN UND SAMMLUNGEN ] <^=^

Salon Cassirer 21 seiner Bilder. Ganz frühe, hell-
farbig lockere Sachen leiten ein und ein in schweren,
dunklen, fast schmutzigen Tönen gehaltenes Porträt
mit satt leuchtendem Rot schließt die Reihe. Da-
zwischen Bildnisse von der ganzen unerbittlichen
Prägnanz der Charakterzeichnung und dem fabel-
haften Impressionismus in der malerischen Durch-
führung, die dem Künstler die vollkommen exzep-
tionelle Stellung in seiner Zeit sicherten. Wie er
dem innersten Wesen seiner Modelle rücksichtslos
zu Leibe geht, wie er das Stoffliche behandelt und
was er an Farbenzusammenstellungen wagt — das
wäre seinen englischen Zeitgenossen unerhört, re-
volutionär im höchsten Grade vorgekommen. Sein
nächster Verwandter ist Rembrandt, sowohl was das
wundervolle Helldunkel anlangt, das in einigen seiner
kleinen > Desastros < am besten zum Ausdruck kommt,
wie in der eminenten Aufrichtigkeit und Zähigkeit,
mit der er die Dinge bis zur äußersten Ausdrucks-
fähigkeit preßt. r. Schm.

FRANKFURT A. M. Der Kunstverein hat zu Ehren
* des achtzigsten Geburtstages des Künstlers eine
Ausstellung von Werken, hauptsächlich Oelgemäl-
den, des Frankfurter Malers Otto Donner von
Richter veranstaltet. Die Ausstellung umfaßt
57 Werke, deren Entstehungszeit sich auf einen Zeit-
raum von mehr als einem halben Jahrhundert er-
streckt. Die nicht gerade bedeutende, aber durch-
weg solide Kunst Donners ist als letzter Ausläufer
der Kunst der Nazarener für die engere Kunstge-
schichte Frankfurts nicht ohne Interesse. Beson-
ders hervorgehoben seien die Porträts von Jakob
Burckhardt (1874), Gregorovius (1876) und des Bild-
hauers Joseph von Kopf (1876). — Im Oberlicht-
saal von Schneiders Kunstsalon eine umfangreiche
Ausstellung von Cam. Pissarro, — hauptsächlich
Werke aus der späteren Zeit des Künstlers enthal-
tend, von sicherer, typischer Qualität. — Im Städel-
schen Kunstinstitut sind folgende Neuerwerbungen
zur Aufstellung gelangt: Peter Burnitz, Abend-
landschaft, — ein Hauptwerk des Künstlers; Wil-
helm Busch, >Die beiden Schwestern^, — ein klei-
nes Oelbild, skizzenhaft, aber von geschlossener
Bildwirkung, die in vieler Beziehung an Liebermann
erinnert. Durch den Museumsverein wurden der
Galerie überwiesen: Vincent van Gogh, »la chau-
miere«, — ein besonders gutes Frühwerk des Künst-
lers, welches vor allem durch seinen Anschluß an
Courbet und Millet interessant ist; Aristide Mail-
lol, Bronzestatuette eines stehenden, nackten
Mädchens. g.

TJEIDELBERG. Die Künstler der badisch-bayeri-
sehen Pfalz, die bisher gleichsam auf Vorposten,
ohne Zusammenhang untereinander, oder in andere
Gruppen versprengt, ihre künstlerische Existenz auf-
recht erhalten hatten, haben sich im vergangenen Jahre
zu einer großen Gemeinschaft organisiert. In den
Schwesterstädten Heidelberg und Mannheim wurden
Vereine gegründet, dieden Zweck haben, die künstleri-
schen Interessen des ganzen Gebietes der badisch-
bayerischen Pfalz zu heben und zu pflegen. Besonders
in Mannheim erfreute sich die junge Gründung der
Förderung einflußreicher Persönlichkeiten. Im Januar
dieses Jahres traten die Vereine zum erstenmal mit
einer gemeinsamen Ausstellung vor die Oeffentlich-
keit. Der Erfolg war insofern ein überraschender,
als wohl bisher noch niemand geahnt hatte, welche
respektable Anzahl anerkannter, oder einer baldigen
öffentlichen Anerkennung gewisser Künster in diesem
gesegneten, schönen Lande heimisch ist. Trübner
als geborener Heidelberger, W. Nagel als gebürtiger

Mannheimer, begleitet von O. Propheter hier und
H. Osthoff dort führen die stattliche Schar; und
es muß unbedingt hervorgehoben werden, daß auch
unter den Werken, die weniger bekannte oder im
offiziellen Künstler-Lexikon kaum jemals genannte
Namen tragen, sich zahlreiche finden, deren Nach-
barschaft auch den anerkannten Größen erfreulich
sein kann. Ja, es ist vielleicht die löblichste Seite
dieser immerhin als Experiment anzusehenden Aus-
stellung, daß in ihr Großkunst und Kleinkunst, wenn
man den üblichen Sinn dieser Wörter umdeuten
darf, sich berühren: Die offizielle, durch die äußere
Würde ihres Trägers öffentlich zu nennende Leistung
und das stille Werk einsam schaffender Kraft, das
infolge der heutigen Kunstverhältnisse auf lokale
Wirkung und lokale —Verständnislosigkeit beschränkt
geblieben wäre. Wenn sich auch die Veranstalter
selbst am meisten darüber klar waren, daß ein Teil
der 120 Nummern des Kataloges lediglich örtlichen
Rücksichtnahmen ihr Dabeisein verdanken und daß
eine gesunde Fortentwicklung des angebahnten Werkes
nurunterderVoraussetzung der Ueberwindung dieser
kleinstädtisch — kindlichen Gewohnheit denkbar ist,
so dürfen sich anderseits die Künstler der Vereini-
gung der Tatsache freuen, daß mindestens die Hälfte
des Ausgestellten seine Schöpfer an die Seite der
besten, klangvollsten Namen befördern könnte —
falls eine solche Beförderung in der Wirkungssphäre
dieser Ausstellung läge. Immerhin ist es wert, von
derselben Notiz zu nehmen; sie bringt mehr als
ein Dutzend Namen, die man »sich wird merken
müssen«, b. f.-r.

KÖNIGSBERG i. Pr. — Eine dettmann-Ausstel-
lung in den Räumen des Stadtmuseums erregt
zur Zeit größtes Interesse. — 130 Originale, eine
Anzahl Illustrationen und Reproduktionen nicht ver-
tretener Werke unseres als Künstler wie als Lehrer
und Organisator gleich bedeutenden Akademiedirek-
tors sind hier aus allen Perioden seines Schaffens,
den Jahren 1887—1908 vereinigt. Es ist interessant
zu sehen wie der Künstler technisch immer freier
und flotter wird und allmählich von der etwas nüch-
ternen Farbengebung der Jahre 1890 — 95 (Triptychon:
Arbeit, — Volkslied, — Angler etc.) zu dem stimmungs-
reichen Farbenzauber der letzten Bilder kommt, unter
denen das in Lichtführung und Goldton an Rembrandt
gemahnende »Idyll« obenan steht. — Wenn Dettmann
auch gelegentlich Abstecher nach Paris, Italien, Tirol
und dem Grunewald machte, am liebsten holt er
sich seine Motive doch aus seiner friesischen Heimat
und vom Ostseestrand. Er zeigt uns die Fischer
und Landarbeiter bei der Arbeit, am Feierabend, bei
Hochzeiten und Gottesdiensten in sonnenlichtdurch-
fluteten Dorfkirchen, er malt Friesinnen vor einer
Landschaft, malt spielende Kinder, stille Liebespaare,
einen beim »letzten Spatenstich« auf freiem Felde
zusammenbrechenden Greis. Er liebt auch einsame
Friedhöfe und alte, kleine Häuser, die weite See
und frischgepflügte Aecker und weiß allem einen
eigenen Stimmungsreiz zu verleihen. — Mit zu dem
Feinsten gehören seine Aquarelle: »Heuernte« von 1896
und die gleich stimmungs- wie wirkungsvollen, so
garnicht süßlichen Mondnachtbilder der letzten Jahre.

Im Salon Teichert haben die früheren Königs-
berger D. Staschus und Harry SCHULTz-München
eine Anzahl eigenartiger und hübscher farbiger Ori-
ginal-Holzschnitte ausgestellt, Schultz auch frische
Hafenbilder und humorvolle Zeichnungen. — Bei
Riesemann und Lintaler erregt der Böhme Wenzel
Hablik-BrOx mit grob gespachtelten aber zweifel-
los von starkem, dekorativem Empfinden zeugenden
Studien Aufsehen. r.

454
 
Annotationen