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Die Kunst für alle: Malerei, Plastik, Graphik, Architektur — 25.1909-1910

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Fechter, Paul: Die Briefe von Eugène Delacroix, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.12502#0206
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DIE BRIEFE VON EUGENE DELACROIX

I %

(i „Je finirai par croire, qu il n'y a au monde de ewig hier zu bleiben." Etwas später heißt (i

f) vrai que nos illusions", schreibt er 1821 an es in demselben Schreiben, nach einer Aeuße-

W Guillemardet. Um dieselbe Zeit beginnen rung des Staunens über die ungeheure Aus-

(< auch in andern Briefen die Aeußerungen eines dehnung dieser Stadt: „Was mich am meisten U

(j Desillusioniertseins, das mehr ist als der gestört hat, ist die Abwesenheit von allem, «

^ Weltschmerz junger Jahre. Das Daseinsge- was wir Architektur nennen. Ich mag viel- ►)

\i fühl des späten Delacroix, das in den Alters- leicht voreingenommen sein: es mißfällt mir w

ß briefen seinen größten Ausdruck gefunden aber." (i

^ hat, kündigt sich an, noch gedämpft durch Auch die englische Malerei macht zunächst

M die Freude an der Ausübung von Lebensbe- keinen sonderlich günstigen Eindruck auf ihn.

(i tätigungen, die dem vorausgreifenden Intellekt „Der erste Anblick ihrer Malerei hat mir keine 0

y) zum Trotz als durchaus positiv empfunden Freude gemacht," schreibt er an Soulier. „Die ü

w werden. Nachahmung der alten Meister hat ihr Miß- ^

(a Biographisch, für die Kenntnis des äußeren liches wie alle Dinge. Es bildet sich jetzt ft

Lebens sind die Briefe aus London vom hier eine Vereinigung angesehener Person- (l

K Jahre 1825 von besonderer Bedeutung, um- lichkeiten, welche mit Unterstützung der Re- p

M somehr, als sie manche interessante An- gierung die großen Gemälde ermutigt (en-

(l merkung über die zeitgenössische Malerei in courage les grands tableaux). Ich befürchte U

y) England enthalten. Der erste Eindruck, den von diesem Unternehmen den Verfall der eng-

er von der Stadt der dauernden Sonnenfinster- lischen Schule. Sie haben bewundernswerte ►)

nis empfängt, ist kein sehr angenehmer. „Bei Maler in mittelgroßen Proportionen; die Sucht, N

r) meiner Ankunft in London", berichtet er an noch mehr zu brillieren, wird diese von dem (l

A Pierret und Guillemardet, „war mein stän- Wege ablenken, den sie verfolgen .. . Zum Er- v)

V diger Gedanke, daß ich mich sehr unglück- satz gibt es sehr schöne Genrebilder. Ich \\

(i lieh fühlen würde, wenn ich gezwungen wäre, bin bei Wilkie gewesen, und ich schätze ihn (<

y) erst seit diesem Augenblick. Seine fertigen ()

ff ■■f^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^HB Bilder hatten mir mißfallen;

(i L j£ sind über jedes Lob erhaben. Wie alle Maler ^

p aller Zeiten und aller Länder verdirbt er regel- (l

\ M^fl mäßig seihst, was er an Schönem gemacht hat." p

M Worte hoher Anerkennung findet er für ^

O. Lawrence: ..Er ist die Blüte feinster Lebensart V*

seine Skizzen

S\ und ein wirklicher Maler für Grandseigneurs. /)

M Man hat niemals die Augen, namentlich der v\

(l Frauen, so gemalt wie Lawrence und solch "

r R einen halbgeöffneten Mund von so vollende-

tem Reiz. Er ist unnachahmlich." Im übrigen

G aber fühlt er sich während seines ganzen N[

Aufenthaltes tres-Francais, erklärt es für eine u

p Kaprice der Natur, Shakespeare gerade in /)

M diesem Lande zur Welt kommen zu lassen, X

(l und spottet grausam über den englischen ^

p) Musikbetrieb: „Keine Melodie im Theater u

ist sentimental genug, daß man nicht eine ►)

(a Trompete hineinbrächte. Wenn John Bull ^

(■) H auf der Höhe des Olymps sie nicht hört, (]

K) glaubt er, es sei überhaupt keine Musik und f)

w daß die Musikanten schlafen." £v

(1 Und doch dankte Delacroix dem englischen (i

P I Ä Theater, das er namentlich um Keans willen ()

^ H H häufig besuchte, die Anregung zu einem seiner y\

m bekanntesten Werke: zu den Faust-Litho- M

« graphien. In einem Brief vom 18. Juni 1825 r)

►) schreibt er: „Ich habe hier ein Faustdrama ge- p

M I^H^^I^SHSB^I^^^^Hi^Hifl4MB sehen, das das diabolischste was man sich ^

d karl wiederhold reue vorstellen kann. Der Mephistopheles ist ein U

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