DIE BRIEFE VON EUGENE DELACROIX
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(i „Je finirai par croire, qu il n'y a au monde de ewig hier zu bleiben." Etwas später heißt (i
f) vrai que nos illusions", schreibt er 1821 an es in demselben Schreiben, nach einer Aeuße-
W Guillemardet. Um dieselbe Zeit beginnen rung des Staunens über die ungeheure Aus-
(< auch in andern Briefen die Aeußerungen eines dehnung dieser Stadt: „Was mich am meisten U
(j Desillusioniertseins, das mehr ist als der gestört hat, ist die Abwesenheit von allem, «
^ Weltschmerz junger Jahre. Das Daseinsge- was wir Architektur nennen. Ich mag viel- ►)
\i fühl des späten Delacroix, das in den Alters- leicht voreingenommen sein: es mißfällt mir w
ß briefen seinen größten Ausdruck gefunden aber." (i
^ hat, kündigt sich an, noch gedämpft durch Auch die englische Malerei macht zunächst
M die Freude an der Ausübung von Lebensbe- keinen sonderlich günstigen Eindruck auf ihn.
(i tätigungen, die dem vorausgreifenden Intellekt „Der erste Anblick ihrer Malerei hat mir keine 0
y) zum Trotz als durchaus positiv empfunden Freude gemacht," schreibt er an Soulier. „Die ü
w werden. Nachahmung der alten Meister hat ihr Miß- ^
(a Biographisch, für die Kenntnis des äußeren liches wie alle Dinge. Es bildet sich jetzt ft
Lebens sind die Briefe aus London vom hier eine Vereinigung angesehener Person- (l
K Jahre 1825 von besonderer Bedeutung, um- lichkeiten, welche mit Unterstützung der Re- p
M somehr, als sie manche interessante An- gierung die großen Gemälde ermutigt (en-
(l merkung über die zeitgenössische Malerei in courage les grands tableaux). Ich befürchte U
y) England enthalten. Der erste Eindruck, den von diesem Unternehmen den Verfall der eng-
er von der Stadt der dauernden Sonnenfinster- lischen Schule. Sie haben bewundernswerte ►)
nis empfängt, ist kein sehr angenehmer. „Bei Maler in mittelgroßen Proportionen; die Sucht, N
r) meiner Ankunft in London", berichtet er an noch mehr zu brillieren, wird diese von dem (l
A Pierret und Guillemardet, „war mein stän- Wege ablenken, den sie verfolgen .. . Zum Er- v)
V diger Gedanke, daß ich mich sehr unglück- satz gibt es sehr schöne Genrebilder. Ich \\
(i lieh fühlen würde, wenn ich gezwungen wäre, bin bei Wilkie gewesen, und ich schätze ihn (<
y) erst seit diesem Augenblick. Seine fertigen ()
ff ■■f^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^HB Bilder hatten mir mißfallen;
(i L j£ sind über jedes Lob erhaben. Wie alle Maler ^
p aller Zeiten und aller Länder verdirbt er regel- (l
\ M^fl mäßig seihst, was er an Schönem gemacht hat." p
M Worte hoher Anerkennung findet er für ^
O. Lawrence: ..Er ist die Blüte feinster Lebensart V*
seine Skizzen
S\ und ein wirklicher Maler für Grandseigneurs. /)
M Man hat niemals die Augen, namentlich der v\
(l Frauen, so gemalt wie Lawrence und solch "
r R einen halbgeöffneten Mund von so vollende-
tem Reiz. Er ist unnachahmlich." Im übrigen
G aber fühlt er sich während seines ganzen N[
Aufenthaltes tres-Francais, erklärt es für eine u
p Kaprice der Natur, Shakespeare gerade in /)
M diesem Lande zur Welt kommen zu lassen, X
(l und spottet grausam über den englischen ^
p) Musikbetrieb: „Keine Melodie im Theater u
ist sentimental genug, daß man nicht eine ►)
(a Trompete hineinbrächte. Wenn John Bull ^
(■) H auf der Höhe des Olymps sie nicht hört, (]
K) glaubt er, es sei überhaupt keine Musik und f)
w daß die Musikanten schlafen." £v
(1 Und doch dankte Delacroix dem englischen (i
P I Ä Theater, das er namentlich um Keans willen ()
^ H H häufig besuchte, die Anregung zu einem seiner y\
m bekanntesten Werke: zu den Faust-Litho- M
« graphien. In einem Brief vom 18. Juni 1825 r)
►) schreibt er: „Ich habe hier ein Faustdrama ge- p
M I^H^^I^SHSB^I^^^^Hi^Hifl4MB sehen, das das diabolischste was man sich ^
d karl wiederhold reue vorstellen kann. Der Mephistopheles ist ein U
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(i „Je finirai par croire, qu il n'y a au monde de ewig hier zu bleiben." Etwas später heißt (i
f) vrai que nos illusions", schreibt er 1821 an es in demselben Schreiben, nach einer Aeuße-
W Guillemardet. Um dieselbe Zeit beginnen rung des Staunens über die ungeheure Aus-
(< auch in andern Briefen die Aeußerungen eines dehnung dieser Stadt: „Was mich am meisten U
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^ Weltschmerz junger Jahre. Das Daseinsge- was wir Architektur nennen. Ich mag viel- ►)
\i fühl des späten Delacroix, das in den Alters- leicht voreingenommen sein: es mißfällt mir w
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^ hat, kündigt sich an, noch gedämpft durch Auch die englische Malerei macht zunächst
M die Freude an der Ausübung von Lebensbe- keinen sonderlich günstigen Eindruck auf ihn.
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M somehr, als sie manche interessante An- gierung die großen Gemälde ermutigt (en-
(l merkung über die zeitgenössische Malerei in courage les grands tableaux). Ich befürchte U
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M Worte hoher Anerkennung findet er für ^
O. Lawrence: ..Er ist die Blüte feinster Lebensart V*
seine Skizzen
S\ und ein wirklicher Maler für Grandseigneurs. /)
M Man hat niemals die Augen, namentlich der v\
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tem Reiz. Er ist unnachahmlich." Im übrigen
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M diesem Lande zur Welt kommen zu lassen, X
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ist sentimental genug, daß man nicht eine ►)
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K) glaubt er, es sei überhaupt keine Musik und f)
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m bekanntesten Werke: zu den Faust-Litho- M
« graphien. In einem Brief vom 18. Juni 1825 r)
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